Nach dem Gewinn eines Krieges schoss das Glücksgefühl der Herrscher offenbar so stark in die Höhe, dass sie dieses mit einer Siegessäule sichtbar machten. Napoleon ließ seine „Colonne“ auf dem Pariser Place Vendôme errichten, Hannover wiederum hat seine Waterloosäule, und die Berliner haben seit den Einigungskriegen ihre kanonenbestückte Siegessäule im Tiergarten.
Ihr aller Vorbild aber war die Trajanssäule in Rom, die nach jenem Kaiser benannt ist, der vor 1900 Jahren, am 8. August des Jahres 117, gestorben ist.
Die Säule diente rein der Propaganda. Der römische Kaiser Trajan ließ sie errichten, um den verlustreichen Sieg der Römer gegen die Daker zu glorifizieren. Zwischen den Jahren 101 und 105 führte er im westlichen Schwarzmeerraum zwei Kriege gegen das aufständische Volk der Daker, um Zugang zur Donaumündung und zu den Gold- sowie Erzvorkommen in der Region zu bekommen.
Den Kriegsverlauf zeigt ein spiralförmig angebrachtes Relief an der 30 Meter hohen Marmorsäule. Aufgerollt hätten die Bilddarstellungen mit 2500 Kriegern und einem Kaiser, der 60-mal darin vorkommt, eine Länge von 200 Metern. Der Zahn der Zeit hat die Farben, mit denen das Relief bemalt war, abgetragen. Hätte man die Säule drehen können, so wäre vor den Römern antikes Kriegskino in Farbe abgelaufen.
Von unten kann man heute die kleinformatigen Szenen kaum noch erkennen. Zu Trajans Zeiten aber stand die Säule vor zwei Bibliothekstrakten, von wo aus man in den höheren Stockwerken die Säule „lesen“ konnte.
Auf dem Trajansforum ist die Säule heute das letzte erhaltene antike Monument. Von den meisten anderen Bauten sind nur noch die Grundrisse zu sehen, ebenso wie von der einst riesigen Basilika, die vor der Säule aufragte. Deshalb war wohl der Trajansstatue, die einst auf der Säule thronte, der Blick zum unweit entfernten Kolosseum versperrt gewesen. Papst Sixtus ließ 1587 diesen Trajan durch eine Statue des Apostels Petrus ersetzen. Dieser hat bis heute einen freien Blick in alle Himmelsrichtungen.