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25.08.17 / 70 Prozent sind besorgt / Juden fürchten Folgen der Masseneinwanderung nach Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

70 Prozent sind besorgt
Juden fürchten Folgen der Masseneinwanderung nach Deutschland
Peter Entinger

Der überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Juden nimmt Antisemitismus als großes Problem wahr und äußert sich eher pessimistisch über die Zukunftsaussichten des jüdischen Lebens in der Bundesrepublik. Dies geht aus einer Studie der Frankfurt University of Applied Sciences, der ehemaligen Fachhochschule Frankfurt am Main, und des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung mit dem Titel „Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland“ hervor, die diesen Monat veröffentlicht wurde. Auftraggeber war der Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus des Deutschen Bundestages.

62 Prozent der gut 500 über das Internet befragten Personen jüdischen Glaubens gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Antisemitismus in Form „versteckter Andeutungen“ erlebt zu haben. 29 Prozent sind demnach beleidigt oder belästigt und drei Prozent körperlich angegriffen worden. 60 Prozent betonten, über ein Verlassen Deutschlands nachgedacht zu haben, weil sie sich als jüdische Person nicht mehr sicher fühlen würden. Allerdings sagten drei Viertel, sich in Deutschland wohlzufühlen.

Sorgen bereitet einer Mehrheit der Befragten die aktuelle Zuwanderung. 70 Prozent befürchten laut Angaben der Studienautoren, „dass der Antisemitismus in Deutschland zunehmen wird, weil viele Flüchtlinge antisemitisch eingestellt sind“. Mit 56 Prozent befürchtet mehr als die Hälfte vermehrt körperliche Angriffe auf jüdische Personen oder Einrichtungen aus diesem Personenkreis. In der Hoffnung, dadurch die Akzeptanz jüdischen Lebens zu erhöhen, wurde im Rahmen der Befragungen mehrfach der Wunsch nach 

einem besseren Austausch mit 

muslimischen Institutionen in Deutschland sowie einer erfolgreichen Integration der Asylsucher geäußert. 

Doch nicht nur antisemitische Einwanderer fürchteten Juden als Folge der jüngsten Einwanderungswelle, so die Studie, sondern auch durch sie ausgelöste gesellschaftliche Konflikte. Denn Antisemitismus sei stets das Resultat eines aufgeheizten gesellschaftlichen Klimas gewesen. In diesem Zusammenhang sehen die Befragten laut der Studie Wahlerfolge der Alternative für Deutschland kritisch. 

In den Interviews kam eine große Vielfalt an Bewältigungsstrategien zum Vorschein. Viele Befragte sprachen davon, dass sie sich große Sorgen um ihre Zukunft in Deutschland machten und bei einer Zunahme des Antisemitismus nicht ausschlössen auszuwandern. Dabei schätzen viele Israel wegen seiner politischen Lage als gefährlichen Ort für die Auswanderung ein, auch wenn es für sie der einzige Ort auf der Welt sei, an dem sie vor Antisemitismus geschützt würden. Über den Judenstaat wünschen sich nahezu alle Befragten eine neutralere mediale Berichtserstattung. 

„Der Antisemitismus ist ... nicht nur deshalb bewusst und präsent, weil Personen darunter leiden, sondern auch, weil Jüdinnen und Juden sich mit Antisemitismus beschäftigen“, heißt es in einem Fazit der Studie. Die Studienautoren kommen deshalb zu dem Schluss, dass sich sowohl der Staat als auch die Gesellschaft mit Antisemitismus auseinandersetzen müssen, und dieses unabhängig von Konjunkturen, die durch Erinnerungskulturen, besondere Gewalt­ereignisse oder dramatische Anstiege von Antisemitismus entstehen.