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25.08.17 / Auf die Taktik beschränkt / Noch gibt es kein strategisches Raketenabwehrsystem

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Auf die Taktik beschränkt
Noch gibt es kein strategisches Raketenabwehrsystem
Friedrich List

Die Drohungen Nordkoreas mit Interkontinentalraketen, welche die USA erreichen können, und einem Raketenangriff auf die zu den USA gehörende Pazifikinsel Guam verleihen speziell der Abwehr nuklear bestückter ballistischer Raketen eine neue Aktualität. 

Nordkorea verfügt über rund 1000 ballistische Raketen, die meisten davon Kurzstreckenwaffen, die Südkorea oder Japan erreichen können. Das Land hat Interkontinentalraketen getestet, aber wohl keine einsatzbereiten Flugkörper.

Bei den Abwehrsystemen muss man zwischen strategischen und taktischen Systemen unterscheiden. Kein Land auf der Welt verfügt über ein vollständiges strategisches Abwehrnetz. Es würde Frühwarnsatelliten und Waffensysteme im erdnahen Weltraum erfordern. Bisher haben nur die USA versucht, etwas Derartiges zu entwickeln. Dabei stellten Wissenschaftler fest, dass es sich kaum realisieren und mit vergleichsweise billigen Gegenmaßnahmen stören lässt. 

Ballistische Raketen haben elektronische Störsysteme an Bord, die ihre Erfassung durch Radar behindern. Optische Sensoren auf Satelliten lassen sich durch Laser am Boden oder auf Flugzeugen blenden. Die Laserwaffen, welche die USA planten, lassen sich neutralisieren, indem man Raketen mit spiegelnden, polierten Oberflächen versieht und während des Fluges in Längsachse rotieren lässt. Der Laser wirkt dann nicht lange genug auf eine einzelne Rumpfpartie, um die Rakete zu beschädigen. Hinzu kommt, dass sich das System mit Hunderten von Raketenstarts so weit sättigen ließe, dass es Ziele nicht mehr effektiv bekämpfen kann. 

Zurzeit dominieren deshalb taktische Raketenabwehrwaffen. Die US-Streitkräfte stützen sich dabei auf zwei Waffensysteme. Die Raytheon RIM-170 „Patriot“ machte erstmals im Golfkrieg von 1991 von sich reden. Die neueste Version kann von tieffliegenden Flugkörpern bis hin zu ballistischen Raketen alles bekämpfen. „Patriots“ sind auch bei vielen US-Verbündeten im Einsatz, so etwa in Japan und in Südkorea, aber auch bei der Bundeswehr. Das zweite sind schiffsgestützte Lenkwaffen vom Typ „Standard SM-3“, die sogar Satelliten in über 200 Kilometer Höhe treffen können.

Alle Kreuzer und Zerstörer der United States Navy sind mit „Standard“-Raketen bewaffnet. Gesteuert werden die Lenkwaffen vom „Aegis“-Radar, das rund 100 Ziele gleichzeitig verfolgen kann und eine Reichweite von 190 Kilometern hat. Diese Kombination findet sich auch auf japanischen und südkoreanischen Zerstörern. Auf den deutschen Flugabwehr-Fregatten der Klasse 124 ist ein ähnliches europäisches System installiert. „Patriot“ sowie die „SM-3“/“Aegis“-Kombination bieten den USA, Japan und Südkorea eine wirksame Verteidigung gegen nordkoreanische Raketenangriffe. 

Russlands Luftwaffe und Armee verfügt über gut ausgerüstete Flugabwehrtruppen. Die Luftwaffe unterhält ein strategisches Abwehrnetz im Raum Moskau. Hinzu kommen dem „Patriot“-System vergleichbare mobile Systeme 

S-300 und S-400 zur Abwehr von Kurz- und Mittelstreckenraketen, die auch bei der Armee im Einsatz sind. Einzelne Versionen eignen sich auch zur strategischen Raketenabwehr. Die maritime Variante der S-300 ist zwar auf dem großen Raketenkreuzer „Peter der Große“ installiert, aber sonst auf keinem anderen Schiff der Flotte.

Israel hat nach den Erfahrungen des ersten Golfkrieges das „Arrow“-System zur Raketenabwehr entwickelt. Weltweit einzigartig ist die „Eiserne Kuppel“, ein Verteidigungssystem zur Abwehr von Artillerieraketen, Granaten und Mörsergeschossen. 

Indien arbeitet an einer eigenen strategischen Raketenabwehr. Zudem hat es wie China importierte russische Systeme im Einsatz. Die Raketenmacht Nordkorea hat nichts dergleichen.