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25.08.17 / Schwer erziehbar / Witz, lass nach! – Auf den Kinofilm folgt die TV-Serie »Das Pubertier«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Schwer erziehbar
Witz, lass nach! – Auf den Kinofilm folgt die TV-Serie »Das Pubertier«
Anne Martin

Carla ist 14 und das Gegenteil von Prinzessin Lillifee, nämlich rotzfrech und unverfroren. Trotzdem findet „Das Pubertier“ derzeit viel Aufmerksamkeit: Der gleichnamige Ro­manbestseller von Jan Weiler wird jetzt gleich doppelt filmisch vermarktet: Erst mühten sich diesen Sommer im Kino Jan Josef Liefers und Heike Makatsch als Eltern um eine Bändigung ihrer pubertierenden Tochter. Jetzt zieht auch das Fernsehen mit einer sechsteiligen Serie nach: „Das Pu­bertier“ läuft ab dem 7. September, jeweils um 20.15 Uhr, im ZDF.

Pasquale Aleardi gibt den antiautoritär er­ziehenden Vater, der lieber Pudding kocht, statt seiner Tochter mal die Grenzen aufzuzeigen. Chiara Schoras ist die Mutter, die ihre chaotische Familie mit einer weiteren Schwangerschaft überrascht. „Ich will gar nicht wissen, wie bescheuert euer drittes Kind wird“, kreischt Carla (Mia Kasalo) angesichts des angekündigten Familienzuwachses. Und die Großmutter (Gisela Schneeberger) setzt noch eins drauf: „Vielleicht ist das eure letzte Chance, endlich ein Kind zu kriegen, das euch mag.“ 

Genau hier liegt das Problem: „Das Pubertier“ ist ein Zwitter. Halb entwerfen die Drehbuchautoren eine humorvolle Familienserie, halb setzen sie auf Comedy. Da rutscht der Vater beim morgendlichen Weckversuch seiner Tochter auf glitschigen Pizzastücken aus, der Großvater fällt rück­lings ins Blumenbeet und hat fortan Rücken, die Großmutter gibt sich mit Rotwein die Kante, nur Henriette Richter-Röhl als hysterische Schwester trifft einen Ton, der lustig, aber nicht lächerlich ist.

Was beim Zuschauen am meisten irritiert, ist die grenzenlose Nachsicht der Eltern ihrem pöbelnden Kind gegenüber. „Die Vorlage gibt leider nicht mehr her“, seufzt Autor Weiler, der immerhin zugibt, bei der Erziehung seiner eigenen beiden Kinder überfordert gewesen zu sein: „Sonst hätte ich ja einen Erziehungsratgeber geschrieben.“

Eines muss man ihm lassen: Der so harmlos daherkommende Autor und Kolumnist ist ein geschickter Geschäftsmann. Ei­nen Roman gleichzeitig für Film und Fernsehen verfilmen zu lassen, das schafft so schnell keiner. Der Kinofilm, für den er zusammen mit Regisseur Leander Hauß­mann auch das Drehbuch schrieb, potenziert den Pubi-Wahnsinn, lässt etwa Liefers minutenlang unter dem Bett seiner flirtenden Tochter verharren – fehlen nur noch die eingespielten Lacher vom Band. 

„Lass den Figuren doch mal Luft!“, wollte Weiler dem Theaterberserker Haussmann während der gemeinsamen Kinoarbeit noch zurufen – allein, dessen Slapstick-Hu­mor setzte sich durch. Bei der TV-Serie übergab Weiler die Drehbucharbeit lieber gleich an ein dreiköpfiges Autorenteam, das von sich ziemlich begeistert ist. „Das Pubertier“ ist schnell, frech, teils urkomisch und geht ans Herz“, jubelt das ZDF. Mag sein 

– dem Zuschauer geht das Kind gelegentlich auch mächtig auf die Nerven.