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25.08.17 / Mohrungens berühmter Sohn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Mohrungens berühmter Sohn
Elisabeth Krahn

Im Jahre 1327, also vor 690 Jahren, erhielt das ostpreußische Mohrungen die Stadtrechte. Der Namen der Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Regierungsbezirk Königsberg stammt von den ersten Siedlern, die aus dem Südharz stammten. Er erinnert an den vermutlich von der Burg Morungen bei Sangerhausen stammenden mittelalterlichen Minnesänger Heinrich von Morungen, einen bekannten Sohn der Region.

Ein bekannter, wenn nicht der bekannteste Sohn von Mohrungen in Ostpreußen ist Johann Gottfried Herder. Der deutsche Dichter, Übersetzer, Theologe sowie Geschichts- und Kulturphilosoph der Weimarer Klassik wurde am 25. August 1744, also vor 273 Jahren, geboren. Seine Eltern, der Glöckner Gottfried Herder und seine Ehefrau Anna Elisabeth, ließen ihn am 28. August 1744 taufen. 

Seine Kindheit und Jugend verlebte er in der später nach ihm selber benannten damaligen Kirchstraße. Während der Schulzeit kümmerte sich auch der Diakon Sebastian Friedrich Trescho um Herder, der in die Lateinschule ging und dort von Rektor Grimm unterrichtet wurde. 

Nachdem Preußen und Russland im Siebenjährigen Krieg am 5. Mai 1762 den Separatfrieden von Sankt Petersburg geschlossen hatten, überredete ein russischer Regimentsarzt Herder in Königsberg zu einem Studium. Der 

18-Jährige verließ Mohrungen noch im selben Jahr. Der Kontakt zur Mutter brach allerdings nie ab. 

Das sich stetig ändernde Leben bereitete Herder viele Erkenntnisse über das Zusammensein von Menschen. Er arbeitete ab 1764 in Riga als Collaborator, sprich als Hilfslehrer, in der Domschule. Später war er Prediger in der Schlosskirche der Grafschaft in Bückeburg. Am 2. Mai 1773 heiratete er Maria Karoline Flachsland. Ab 1776 wohnte die Familie in Weimar. Herder wurde Oberpfarrer und war in mehreren Ämtern tätig. Am 18. Dezember 1803 starb Herder in Weimar. Zuvor waren bereits von 1793 bis 1797 in Riga seine „Briefe zur Beförderung der Humanität“ erschienen, in denen er die Gleichwertigkeit der Menschen aufzeigt. 

Ostpreußens polnische Nachbarn verehrten Herder schon zu seinen Lebzeiten. Bereits wenige Jahre, nachdem sie in Mohrungen die Verwaltung übernommen hatten, gab es ein kleines Herdermuseum im Alten Rathaus. Mittlerweile ist im Dohna-Schlösschen das Johann-Gottfried-Herder-Museum untergebracht. Die für die Dohnas errichtete Stadtresidenz war nach vielen Beschädigungen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges 1975 bis 1985 gründlich renoviert worden und ist seit 1986 eine Zweigstelle des Allensteiner Museums für Ermland und Masuren. Gegenüber der Stelle, wo das Elternhaus einst stand, kann man an dem Denkmal Herders sein Leben und Wirken in sich aufnehmen. Die Kirchstraße seiner Kindheit hat den Namen „ul. Herdera“ erhalten, und die Aula in der Schule heißt „Herder-Aula“. Somit tut auch die Republik Polen das Ihrige, dass das Wissen um das Leben und Werk dieses wahrhaftigen Menschenrechtlers der Nachwelt erhalten bleibt.


Die Verfasserin ist Redakteurin der Kreisgemeinschaft Mohrungen