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25.08.17 / Licht und Schatten in Cranz / Viele Neuerungen im beliebten Ostseebad – doch Urlauber sehen nicht alles positiv

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Licht und Schatten in Cranz
Viele Neuerungen im beliebten Ostseebad – doch Urlauber sehen nicht alles positiv
Jurij Tschernyschew

Cranz zählt unbestritten zu den beliebtesten Ferienorten an der Ostsee. Die Veränderungen während der diesjährigen Saison hinterließen bei den Besuchern zwiespältige Gefühle.

Die diesjährige Badesaison neigt sich dem Ende entgegen. Häufiger Regen und starker Wind ließen die Hoffnung der Urlauber auf ein baldiges Einsetzen des lange ersehnten Sommerwetters schwinden. Cranz zählt – unabhängig vom Wetter – von jeher zu den beliebtesten Kurorten der Region dank seiner Nähe zu Königsberg und seines verhältnismäßig breiten Strandes. 

In diesem Jahr hatte Cranz viel Neues zu bieten, Postives wie Negatives. Der Ferienort verändert sich zunehmend. Zum einen wächst die Stadt in bislang ungekanntem Maße. Die gesamte Stadtumgebung gleicht einem riesigen Bauplatz. Vergrößterte sich Cranz vor ein paar Jahren vom Zentrum aus Richtung Königsberg, wird jetzt in Richtung Kurische Nehrung gebaut. Bäume verschwinden, Wiesen und Felder werden in alle Richtungen umgegraben. Im letzten Jahr gab es am Ende der Promenade noch ausgedehnte Grünflächen, die nun verschwunden sind. Der Bauboom hat einen Höhepunkt erreicht, obwohl die Nachfrage nach Immobilien viel geringer ist als das Angebot.

Auf der Promenade wurden in diesem Jahr überall Lautsprecher aufgestellt, aus denen abwechselnd auf Russisch und auf Englisch Informationen ertönen, die das Urlaubsvergnügen überschatten. Der ruhige Spaziergang auf der Promenade wird allzu oft unterbrochen durch Warndurchsagen: „Bürger, seien Sie wachsam, begehen Sie nicht die Wellenbrecher, fordern Sie das Schicksal nicht heraus. Das könnte zum Tod oder zu Behinderungen führen.“ So geht es von morgens bis abends. Immer derselbe Text. Mit Ausnahme einer Variante, die lautet: „Die gesamte Stadt ist mit einem Videoüberwachungssystem ausgestattet. Alle illegalen Handlungen werden aufgezeichnet und angezeigt. Die Polizeistation sorgt rund um die Uhr für Ordnung. Keine kriminelle Handlung bleibt ungestraft.“ Es entsteht der Eindruck, als ob man sich nicht an einem Ferienort, sondern mitten in einer Zivilschutzübung befindet. 

Ein weiteres Ärgernis ist der überbreite Radweg im Vergleich zum Fußgängerbereich. „Blinder Eifer schadet nur,“ heißt ein Sprichwort. In Cranz gibt es nur vereinzelt Radfahrer, doch der Radweg ist an einigen Stellen so breit, dass die Fußgänger einem einzelnen Radfahrer ausweichen  und aufpassen müssen, dass sie nicht angerempelt werden. 

Eine weitere negative Änderung betrifft die Zahl der Kioske. Die Stadtverwaltung hat nicht alle Pachtverträge mit Kaffebudenbetreibern, von denen es bisher viele gab, verlängert. Man konnte sich dort immer bequem mit Limonade, Kaffee, Wasser, Süßigkeiten und Sandwiches versorgen und dann den Sonnenuntergang am Meer genießen. Die alten Kioske sind verchwunden, und nun gibt es auf der etwa zwei Kilometer langen Promenade nur noch wenige große Pavillons, die Schilder mit der Aufschrift „zu vermieten“ zieren. Ein paar Pächter haben sich wohl noch gefunden. Allerdings bilden sich lange Schlangen vor diesen Cafés. Offenbar hat die Stadtverwaltung mit ihrer seltsamen Entscheidung nicht an die Bedürfnisse der Urlauber gedacht und auch nicht die Interessen der Kleinunternehmer berücksichtigt, die plötzlich ihr Geschäft verloren haben.

Doch Schatten gibt es nur bei Licht. Zu den positiven Entwicklungen zählt, dass es endlich gelungen ist, den Strand in Cranz zu verbreitern. Der Kampf gegen das vordringende Meer war jahrelang vergeblich geführt worden. Dabei war die Lösung denkbar einfach: Entlang der gesamten Promenade wurden in kurzen Abständen hölzerne Wellenbrecher angelegt, die in geordneten Reihen 100 Meter ins Meer hineinragen. Man musste nur die 100 Jahre alte Erfahrung des Küstenschutzes, wie sie vor dem Krieg in Cranz noch angewendet wurde, wieder aus der Erinnerung hervorholen. Einziger Nachteil: Die aneinander gereihten Buhnen behindern etwas den Blick aufs offene Meer.

Cranz hat auch viele neue Skulpturen erhalten. Der Promenadenabschnitt bei der „Windrose“ ist sehr bekannt. Bei Feiern trifft man sich dort. Es ist immer voll und laut, weil viele hier spazieren gehen. Obwohl der Platz „Windrose“ genannt wird, gab es bislang nichts, was diesen Namen rechtfertigen würde. Die Behörden beschlossen, einen Wettbewerb für die Installation einer Windrose auszuschreiben. Als Ergebnis dessen kann man nun ein Mosaik bewundern. Es hat einen Durchmesser von zwölf Metern. Lateinische Buchstaben zeigen die Himmelsrichtung. Die Kosten für diese Promenadenverschönerung betrugen umgerechnet über 47000 Euro.