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25.08.17 / Geistlicher Brückenbauer aus Oberschlesien / Der einen deutschen wie einen polnischen Pass besitzende emeritierte Bischof von Oppeln Alfons Nossol feierte seinen 85. Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Geistlicher Brückenbauer aus Oberschlesien
Der einen deutschen wie einen polnischen Pass besitzende emeritierte Bischof von Oppeln Alfons Nossol feierte seinen 85. Geburtstag
Chris W. Wagner

Am 13. August wurde in Groß Stein [Kamien Slaski] bei Oppeln [Opole] der Namenstag des wahrscheinlich im Schloss Groß Stein geborenen Heiligen Hyazinth, des Patrons des dortigen Sanktuariums, gefeiert. Anlässlich dessen gab es ein Pontifikalamt zum 60. Jahrestag der Priesterweihe, des 40. Jahrestages der Ernennung zum Bischof und des 85. Geburtstages von Alfons Nossol. Der Jubilar leitete die Messe höchstselbst.

Seit seiner Emeritierung 2009 ist es zwar etwas stiller um den seinerzeit dienstältesten Bischof der Republik Polen geworden, doch aus dem Gedächtnis gestrichen ist Erzbischof Alfons Nossol, der am 8. August seinen Geburtstag feierte, damit noch lange nicht. Wer im kirchlichen Sanatorium „Sebastianeum“ von Groß Stein nebst seinem Tagungsschloss Erholung oder geistige Erbauung sucht, der kann dem einstigen Vorsitzenden der Ökumenekommission der Polnischen Bischofskonferenz schon einmal im Gang über den Weg laufen. Der im nahen Broschütz geborene Hirte aus deutscher Familie entgegnet dem verdutzten Besucher gerne ein „Grüß Gott“ oder fragt nach dessen Befinden – meist zielgenau nach Musterung in Deutsch, Polnisch oder „Wasserpolnisch“. Spätestens das löst bei vielen seiner einstigen Schäfchen einen wohligen Schauer aus. Denn sowohl das Deutsche, wie auch der regionale Mischidiom waren nach dem Krieg verpönt. Der zwischen den Nationalitäten geschickt ausgleichende Nossol brachte einer ganzen Generation der alteingesessenen Bevölkerung Oberschlesiens im Grunde ihre Würde erst wieder, indem er ihre Eigenarten aktiv mitlebte und ihnen somit Gewicht verlieh. Hier in Groß Stein hat der Erzbischof im Sebastianeum seine Altenwohnung im Obergeschoss gefunden. Oft schnappt er sich seine Nordic-Walking-Stöcke und hastet frohgemut die Treppe an der Rezeption hinunter, um in den Grünanlagen des Sanatotoriums seine Runden zu drehen.

Radio Vatikan erinnerte dieser Tage auf seiner Homepage an Nossols entscheidende Impulse: „1980 ermöglichte Nossol dem damaligen Augsburger Bischof Josef Stimpfle, die erste deutsche Predigt seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem oberschlesischen Annaberg zu halten. Im Juni 1989 feierte er dort trotz polnischer Vorbehalte selbst einen deutschsprachigen Gottesdienst und führte solche Gottesdienste auch in seiner Diözese ein“. Vor allem erinnerte Radio Vatikan auch daran, dass auf seine Initiative im November 1989 der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der seinerzeitige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki an einem von Nossol gefeierten Versöhnungsgottesdienst im niederschlesischen Kreisau teilnahmen.

Nossol hatte mit diesem Schachzug Schärfe aus dem deutsch-polnischen Streit darüber genommen, eine solche Messe am Annaberg zu feiern, wo kurz nach der Wende eine für Polen kaum akzeptabel erscheinende Massenkundgebung von den hier lebenden Deutschen drohte. Kreisau war aufgrund des dortigen nationalsozialistischen Wi­der­standes um Helmut James von Moltke eine gute Alternative.