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25.08.17 / Schwer zu schultern / Früher nützliches Utensil, heute Statussymbol – der Schultornister

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Schwer zu schultern
Früher nützliches Utensil, heute Statussymbol – der Schultornister
Silvia Friedrich

Hurra, die Schule beginnt wieder! Diesen Freudenschrei werden weniger die Schüler als deren Eltern ausstoßen, die froh sind, nach den langen Sommerferien die Quälgeister tagsüber endlich wieder los zu sein. Zur Belohnung lassen sie ihre Brut mit neuesten Tornistern an den Start gehen. Die luxuriösen Markenranzen gibt es heute in vielen Formen und Farben. Mit Reflektoren zur Verkehrssicherheit, kleinen Au­ßentaschen für die Brotbüchse und Trinkflasche sowie bunten Bildern kann man sie erwerben. Doch das war nicht immer so.

Blickt man in die Geschichte zurück, dann wussten bereits unsere Vorfahren, dass man schwere Dinge besser auf dem Rücken trägt. Jäger und Sammler bauten sich Holzgestelle, die man mit Riemen über die Schultern tragen konnte. Diese Tragegestelle wurden Kraxen genannt. Aus der Kraxe entstand dann ein geflochtener Korb mit Riemen. Später entwickelte sich für die Soldaten eine Tragehilfe, oft aus Kalbfell oder Segeltuch mit Schulterriemen: der Tornister. Dieser ist der direkte Vorläufer der Schulranzen. In einigen Regionen heißt die Schultasche noch immer so.

Bis ins 19. Jahrhundert war in den deutschen Staaten der Schulbesuch nicht einheitlich geregelt. Bauernkinder mussten eher bei der Ernte und im Stall helfen, als in die Schule zu gehen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich die allgemeine Schulpflicht durch. Doch noch hatten die Kinder nichts, was sie hätten in die Schule tragen können. Hefte und Bücher waren teuer. So bedurfte es auch keines Tornisters. Erst langsam entwickelte sich nun ein Schulranzen aus Leder und Leinen, manchmal mit Fell besetzt. Schon von Beginn an gingen Mädchen und Jungen mit unterschiedlichen Ranzen zur Schule. Bei den ersten Schulranzen hatte der Tornister für Jungen eine lange Klappe vorne, für Mädchen aber eine kurze. Der Jungenranzen wurde mit Riemen verschlossen, der für Mädchen mit sich kreuzenden Riemen auf der Klappe. Ende der 1960er Jahre wurden die Schultaschen bunter und mit Tiermotiven geschmückt. Auch gab es bald bunte Schulranzen aus Lackleder.

Mitte der 70er Jahre änderte sich noch mehr. Ranzen wurden nun aus textilen Geweben und Kunststoffen hergestellt. Ein großer Vorteil, denn so wurden die Schultaschen viel leichter. Wichtig war nun auch die Verkehrssicherheit. Da der Verkehr immer dichter wurde in den Städten, musste der Schulranzen zum Schutz für die Schüler zu 20 Prozent mit leuchtendem Stoff ausgestattet werden. Das fluoreszierende Material leuchtet durch Bestrahlen erst richtig auf zum Schutz vor Autofahrern in der Dunkelheit. Die deutsche Industrienorm für Schulranzen, DIN 58124, wurde 1990 eingeführt. In den 90er Jahren wurden dann Rucksäcke immer wichtiger. Im neuen Jahrtausend sind alle Farben möglich, und viele bunte Drucke zieren die Schultaschen.