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25.08.17 / Spurensuche in West-Berlin / Alliierten-Museum informiert über Einfluss der amerikanischen Siegermacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-17 vom 25. August 2017

Spurensuche in West-Berlin
Alliierten-Museum informiert über Einfluss der amerikanischen Siegermacht
Silvia Friedrich

Als sich die US-Streitkräfte im Som­mer 1994 in Berlin mit einer Konfetti-Parade von den Berlinern verabschiedeten, standen  manchem Zaungast Tränen in den Augen. Aus ehemaligen Besatzungssoldaten waren in den Augen mancher echte Freunde geworden. 

Nach der deutschen Vereinigung entband US-Präsident Bill Clinton die Streitkräfte, die seit 1945 ihre Mission in Berlin erfüllt hatten, von ihren Aufgaben. Der Große Zapfenstreich zum Abschied verursachte Wehmut, hatten doch die GI mit ihren Familien den Südwesten der Stadt mit ihrer Musik, ihrer Art zu leben, ihren Gebäuden und Freizeitanlagen geprägt wie keine der drei anderen alliierten Siegermächte. Unzählige Berliner hatten diesen Lebensstil der „Amis“ gerne abgeguckt und sich in deren Wohnsiedlungen, die angelegt waren wie amerikanische Vorstädte, so gefühlt, als lebe man selbst in den USA. 

Das vom Verein Alliierten Museum herausgegebene Buch „Die Amerikaner im geteilten Berlin. Spurensuche im Südwesten der Stadt“ lässt die Zeit zwischen 1945 und 1994 noch einmal Revue passieren. Der Autor Arno Helwig ist Leiter des Projekts „Amerikaner im Südwesten“ im ehemaligen Truppenkino „Outpost“. 20 historische Orte werden vorgestellt, vom US-Hauptquartier über amerikanische Wohnsiedlungen bis hin zu Landmarken des Kalten Krieges wie dem Checkpoint Charlie. Eingeteilt in die Kapitel „American Way of Life“, „Im Kontakt mit der Berliner Bevölkerung“, „Politische und militärische Präsenz“ sowie „Der Kalte Krieg“ vermittelt das Buch auch einen übersichtlichen Abriss der historischen Ereignisse im Südwesten Berlins nach Ende des Krieges.

So mancher Lebensweg eines Nachkriegsberliners hat durch die Anwesenheit der Amerikaner und durch die Arbeit bei den Streitkräften eine ganz andere Wendung genommen.

Wer damals im Berliner Südwesten lebte, wird im Buch alles sofort wiedererkennen. Denn es war eine schöne Zeit mit Freunden, was sich nicht nur im alljährlich im August stattfindenden Deutsch-Amerikanischen Volksfest zeigte.

Das kleine Werk ist optisch fast unscheinbar. Ganz im Gegensatz zu seinem sehr interessanten Inhalt. Dass es in einem Verlag erschien, der im ehemaligen Osten Berlins liegt, macht noch einmal deutlich, dass sich die Situation nach bewegten Zeiten in der Hauptstadt zum Glück normalisiert hat. Das Büchlein wäre es wert gewesen, in größerer Ausgabe zu erscheinen. Zu schade, wenn man es übersähe.


Arno Helwig (Hg.): „Die Amerikaner im geteilten Berlin. Spurensuche im Südwesten der Stadt“, Ch.Links Verlag, Berlin 2017, broschiert, 64 Seiten, 5 Euro