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01.09.17 / 13 Milliarden für ein Schiff / Diesen Sommer hat die US Navy den Flugzeugträger »Gerald R. Ford« übernommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-17 vom 01. September 2017

13 Milliarden für ein Schiff
Diesen Sommer hat die US Navy den Flugzeugträger »Gerald R. Ford« übernommen
Friedrich List

Die USA haben jüngst einen weiteren Rekord aufgestellt. Die „Gerald R. Ford“ ihrer Seestreitkräfte ist nicht nur das teuerste, sondern auch das größte Kriegsschiff der Geschichte. Doch nicht nur wegen seines hohen Preises von 13 Milliarden US-Dollar ist der Flugzeugträger in die Kritik geraten.

Flugzeugträger, auch kleinere, sind eindrucksvolle Schiffe. Sie dienen mit ihrem durchgehenden Flugdeck als schwimmende Basis für Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Den Schutz übernimmt typischerweise eine gemischte Kampfgruppe aus U-Booten, großen Kriegsschiffen und schnellen Versorgern.

Weltweit sind 46 Flugzeugträger im Einsatz. Die United States Navy (USN) betreibt die meisten und auch die größten Schiffe dieser Art. Das sind zehn nuklear betriebene Flugzeugträger mit jeweils rund 90000 Tonnen Wasserverdrängung und einem bis zu 90 Maschinen starken Bordgeschwader. Hinzu kommen neun Amphibische Angriffsschiffe mit Flugdeck und eigenem Bordgeschwader aus Senkrechtstartern, Hubschraubern und Kipprotorflugzeugen. Außerdem erlaubt ein Dock das Aussetzen von großen Luftkissen-Landungsbooten. 

Die „Gerald R. Ford“ basiert auf der älteren „Nimitz“-Klasse, verdrängt voll ausgerüstet rund 100000 Tonnen und hat 13 Milliarden US-Dollar gekostet. Wie ihre älteren Geschwister kann sie bis zu 90 Kampfflugzeuge an Bord nehmen. Jedoch sind gegenwärtig die Bordgeschwader auf US-Trägern aus Kostengründen nur rund 60 Ma­schinen stark. 

Die am 22. Juli von der USN übernommene „Gerald R. Ford“ ist nicht unumstritten. Sie wird drei Jahre später fertig als geplant und ist wesentlich teurer geworden. Viele Systeme des stark automatisierten Schiffes funktionieren nicht zufriedenstellend, speziell die neuen Magnetkatapulte. Die ersetzen die Dampfkatapulte, die den Flugzeugen Starthilfe geben. Mit Blick auf Anzahl und Größe der einzelnen Schiffe spielen die USA gewissermaßen in ihrer eigenen Liga. 

Großbritannien verfügt zurzeit über zwei Flugzeugträger und den Hubschrauberträger „Ocean“ (L12). Die beiden Träger verdrängen 65000 Tonnen und sind 280 Meter lang. Von den beiden Einheiten der „Queen Elizabeth“-Klasse ist das der Klasse ihren Namen gebende ältere zurzeit in der Erprobung und wird wohl 2020 in Dienst gestellt. Das Schwesterschiff „Prince of Wales“ ist noch im Bau befindlich. 

Der einzige russische Träger, die „Admiral Kusnezow“, wurde noch zu Sowjetzeiten gebaut und ist etwa genauso groß. Er ist seit 1991 in Dienst. Im Gegensatz zu den US-Trägern hat er keine Katapulte, sondern eine Sprungschanze am vorderen Ende des Flugdecks, über welche die Kampfflugzeuge starten können. Üblicherweise sind rund 20 Kampfflugzeuge der Typen Suchoi Su-33 und Mikojan-Gurewitsch MiG-29 an Bord sowie eine Reihe von Hubschraubern. Hinzu kommen Startschächte für zwölf Seeziellenkwaffen im Vorderdeck. Die „Admiral Kusnezow“ war mehrmals vor Syrien im Einsatz. Einsatzbereitschaft und Kampfwert des Schiffes sind geringer als die westlicher Schiffe. Gegenwärtig wird es überholt, aber aus Kostengründen nicht modernisiert. 2006 gab die russische Marine bekannt, einen nuklear betriebenen 100000-Tonnen-Träger bauen zu wollen, hat aber bisher keinen Auftrag erteilt. 

Bis auf Weiteres wird also die französische Marine die einzige europäische Marine bleiben, die einen nuklearen Flugzeugträger betreibt. Die „Charles de Gaulle“ ist etwas kleiner als die „Kusnezow“, verfügt aber über zwei Dampfkatapulte und hat ein 40 Flugzeuge starkes Geschwader an Bord. Italien hat zwei leichte Träger für Senkrechtstarter und Hubschrauber in Dienst, Spanien einen. Die Türkei lässt in Spanien ein mit der spanischen Einheit baugleiches Schiff bauen. Zudem hat Spanien zwei Schiffe dieses Typs an Australien verkauft. 

Indien und China haben jeweils frühere sowjetische Schiffe in Dienst, China ein Schwesterschiff der „Admiral Kusnezow“. Beide Länder bauen große Träger im eigenen Land. Am 26. April hat der erste vollständig in China gebaute Flugzeugträger das Dock verlassen. Brasiliens Marine besitzt einen früheren französischen Flugzeugträger, der aber nur sporadisch aktiv ist. Japan nutzt vier 20000 Tonnen große Hubschrauberträger zur 

U-Boot-Jagd und zwei kleinere als Amphibische Angriffsschiffe. Ägypten verfügt über zwei Hubschrauberträger. Die Marinen Thailands und Südkoreas verfügen über je einen Leichten Träger.