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01.09.17 / Mietpreisbremse verpufft / Ausnahme bei Wärmedämmung treibt die Kosten in die Höhe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-17 vom 01. September 2017

Mietpreisbremse verpufft
Ausnahme bei Wärmedämmung treibt die Kosten in die Höhe
N.H.

Die Mieten in Berlin sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Dies geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor. Danach wurden im ersten Halbjahr 2017 bei Wohnungsneuvermietungen im Durchschnitt 9,95 Euro je Quadratmeter (kalt) verlangt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies ein Anstieg von 9,7 Prozent. Bundesweit ermittelte das Institut durch die Auswertung von Inseraten eine Erhöhung um 4,4 Prozent auf 7,90 Euro je Quadratmeter. 

Der deutliche Anstieg in der deutschen Hauptstadt liefert Kritikern, welche die Einführung einer Mietpreisbremse für eine wirkungslose Symbolpolitik halten, ein weiteres Argument. Berlin versucht als erstes Bundesland, bereits seit dem 1. Juni 2015 den Anstieg der Mieten mit einer Preisbremse einzudämmen. Im Auftrag des Mietervereins hatte bereits 2016 das Forschungsinstitut „Regio Kontext“ ermittelt, dass die Mieten in Berlin im Schnitt um 31 Prozent höher seien als zulässig. 

In der Praxis haben sich bei der Mietpreisbremse gleich mehrere Konstruktionsfehler herausgestellt: Die Deckelung der Mieten gilt zum Beispiel nicht für Neubauten, die nach dem 1. Oktober 2014 erstmals angeboten wurden. Ausgenommen sind ebenso Gebäude, die umfassend modernisiert wurden. Der Berliner Mieterbund hat inzwischen darauf aufmerksam gemacht, dass sich die energetische Modernisierung,  sprich die Wärmedämmung, immer öfter als kräftiger Preistreiber auswirkt. Der Nutzen, etwa durch die Einsparung von Heizkosten, sei dagegen oft gering und stehe meist in keinem Verhältnis zu den Mieterhöhungen. 

Der Verband untermauert seine Aussage mit einer eigenen Studie. Der zufolge erhöht sich die Nettokaltmiete nach der Modernisierung im Schnitt um etwa 2,50 Euro je Quadratmeter beziehungsweise um 190 Euro im Monat. Dem stehen Einsparungen beim Heizenergie-Verbrauch von durchschnittlich 35 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr gegenüber. 

Bei einer 70 Quadratmeter großen Wohnung beträgt die Energie­ersparnis nach der energetischen Sanierung im Schnitt nur etwa 200 Euro im Jahr. Die Mieterhöhung nach der Modernisierung beläuft sich dagegen im Regelfall auf 1300 Euro pro Jahr. Der Berliner Mieterverein warnt vor einer massiven Verdrängung von Altmietern infolge dieser Erhöhungen.