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01.09.17 / Zbigniew Brzezinski statt Anne Will / Mit der Gegenseite über Politik diskutieren? Ein Abenteuer für Freunde des Schwarzbrotes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-17 vom 01. September 2017

Zbigniew Brzezinski statt Anne Will
Mit der Gegenseite über Politik diskutieren? Ein Abenteuer für Freunde des Schwarzbrotes

Politik ist viel zu wichtig, um sie der Propaganda der Mainstream-Medien zu überlassen. Also scheut sich PAZ-Autor Volker Kleinophorst nicht, ins Wortgefecht mit Motorradzeitschriften-Lesern, Gespenster-Diskutierern und Ehefrauen-Hörigen einzusteigen. Ein Frontbericht.

Den lieben langen Tag gerate ich mit meinem Umfeld in Dis-kussion zur politischen Situation und zur Wahrhaftigkeit der Medien. Diese „Gespensterdiskussionen“ sind ganz schön ermüdend, weil ja immer wieder das kommt, was schon den – ebenfalls – lieben langen Tag aus allen Propaganda-Rohren auf einen gefeuert wird. Man redet also mit den unterschiedlichsten Leuten, nur die sagen alle das Gleiche! 

Erstens: Trump geht gar nicht.

Zweitens: Rechtspopulisten sind alles Nazis. Geht gar nicht.

Drittens: Flüchtlingen muss man helfen. Grenze? Geht gar nicht!

Frage ich dann nach, ob man es nicht komisch findet, dass die eigene so frei gebildete Meinung zu 100 Prozent dem entspricht, was in den Medien propagiert wird, heißt es: „Du hast ja eine hohe Meinung von deinen Kollegen. Willst du etwa behaupten in den Zeitungen stehen nur Lügen?“ 

Meine Antwort: „Nun ja, nicht nur. Bei einigen Themen allerdings schon. Vieles wird auch einfach unter den Teppich gekehrt. Desinformation wirkt am besten, wenn man nicht mehr weiß, was wahr und was Lüge ist, und deshalb alles glaubt.“ 

Das Gegenüber schaut skeptisch. 

„Und du kannst das beurteilen? 

„Ja, ist immerhin mein Beruf. Ich hab schon viele Politiker getroffen und tue viel, es beurteilen zu können.“ 

Eine Prise Trotz kommt zur Skepsis. 

„Deswegen kannst du doch trotzdem falsch liegen.“

„Klar, du aber auch. Vor allen Dingen mit viel weniger Informationen.“ 

Noch mehr Trotz.

„Ich hab schon die Informationen, die ich brauche.“

Natürlich fühlen sich alle bestens ins Bild gesetzt. Geheimwaffe des globalen Allwissens: Ganz schmal informieren, TV-Nachrichten, eine Mainstream-Tageszeitung und dann noch eine Motorradzeitschrift ...

Weise ich in Diskussionen darauf hin, man könne es mit dem Vertrauen in die Medien auch übertreiben, ich selbst hätte da schon mehr Informationen, wird es ablehnend. Kann nur Blödsinn sein. Sonst hätte man es ja schon gehört, oder es wär in der „Tagesschau“ gewesen. Beim Thema Feminismus kommt noch dazu: „Damit kann ich meiner Frau nicht kommen.“

Sicher es gibt auch solche, die nachdenken, hingucken, sich äußern. Manche gestehen sogar ein, dass ich schon seit Jahren relativ gut Entwicklungen voraussage. Einige billigen mir sogar ein wenig politischen Sachverstand zu. Wen wundert es? Eigentlich sind Migrationsaktivitäten, Abschaffung der Nationalstaaten, Failed States alles alte Hüte aus der Mottenkiste der Geopolitik. Schon 1997 hat der gerade verstorbene amerikanische Strippenzieher Zbigniew Brzezinski in seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ auf die strategische Bedeutung der Ukraine für die Politik der USA hingewiesen. 

Überzeugungsarbeit ist trotzdem Schwarzbrot: Brzezinski? Zbigniew? Schrecklich kompliziert klingt ja schon allein dieser Name, da hält man sich doch lieber an Klaus Kleber und Anne Will. Lässt sich jemand von mir gedruckt oder im Netz wirklich mal ein paar Seiten zeigen, die ein anderes Bild der Wirklichkeit zeichnen, will man eigentlich gar nicht hinsehen. Ist eher so ein Art persönlicher Gefallen. Mehr als fünf Minuten hat man auch nicht dafür. Maximal. Einer von zehn ist überhaupt gesprächsbereit. Der Rest will einfach nicht. 

Ich frage dann, wieso man eigentlich so ein großes Problem damit hat, mal dem zu vertrauen, was ich zu sagen habe – nach bestem Wissen und Gewissen und eben als journalistischer Insider. Schließlich werfe ich ja auch meine persönliche Integrität in die Waagschale. Beliebtheitspunkte sammelt man damit auch nicht gerade. Im Gegenteil: Man macht sich mit einer eigenen Meinung mittlerweile ziemlich unbeliebt. 

Die schlichte Antwort der Gegenseite: Man mag meine Wahrheiten einfach nicht. Sie sind zu hart. Sie ziehen runter. Einer meinte gar: „Lach doch mal wieder.“

Klar, Wissen fordert Konsequenzen. Gemütlicher haben es die Nichtwissenden. Man kann auch seelig lachend darauf warten, dass einen die Realität in den Arsch beißt. Der Kabarettist Georg Schramm hat einmal erklärt, warum es trotzdem gut ist, nicht locker zu lassen und den Dingen auf den Grund zu gehen: „Die Wut wird noch größer, aber die intellektuelle Verwirrung lässt nach.