24.04.2024

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01.09.17 / Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-17 vom 01. September 2017

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

wenn jemand aus unserem Leserkreis schreibt „vielen, vielen Dank“ und dazu „allerbeste Grüße“ sendet, dann muss er schon Erfreuliches erfahren haben. Und so ist es auch, der Absender ist Herr Volker Kadow aus Erfurt, dem wir – wie in der letzten Folge berichtet – einen Informanten über die Königsberger Gartenstadt Westend vermitteln konnten, wie er authentischer nicht sein kann. Schon bald nach der Veröffentlichung seines Wunsches nach Angaben über die kleine Gartenstadt – deren Namen ich alte Königsbergerin in diesem Zusammenhang überhaupt zum ersten Mal gehört hatte – erhielt er fünf Zuschriften, darunter auch die von einer Leserin, die wie seine Mutter in der Webernstraße gewohnt hatte. Da nun noch mit Herrn Herbert Roesnick ein weiterer Bewohner der Gartenstadt hinzukam, kann sich Herr Kadow auf verlässliche Zeitzeugen stützen, die wie seine Mutter ihre Kindheit dort verbracht haben. Hinzu kommen noch Berichte aus der heutigen ehemaligen Siedlung mit Hinweisen auf eine von Herrn Kadow geplante Spurensuche vor Ort wie die von Herrn Professor Dr. Günter Hertel, über die wir in Folge 30 berichteten. Herr Hertel übersandte ihm sogar eine Aufnahme des Grundstücks Webernstraße 13, der Kinderheimat seiner Mutter. Da kann man verstehen, dass Herr Kadow, der an einer Biografie über seine Mutter arbeitet, sich gefreut hat und seinen Dank mit wenigen, aber herzlichen Worten zum Ausdruck bringt.

Manchmal erfolgt die Resonanz in Raten, und aus ersten Hinweisen schälen sich dann weitere heraus, die verlässlich erscheinen und es dann auch sind. So gerne würde man bereits von Teilerfolgen berichten, aber da muss man vorsichtig sein, um keine falschen Hoffnungen zu erwecken. Und so kann ich nur andeuten, dass wir vielleicht einen großen Erfolg anpeilen, der eine kürzlich von uns veröffentlichte Frage nach dem Verbleib von nächsten Verwandten des Suchenden betrifft. Diesen Suchwunsch erhielten wir sozusagen von außenbords, also nicht aus unserem festen Leserkreis, aus dem aber nun die interessanten Hinweise kamen. Ich hoffe, dass ich schon in der nächsten Folge mehr und sehr Erfreuliches berichten kann.

In Raten hat auch Herr Joachim Wagner seinen Dank für die Veröffentlichung seines Wunsches und die darauf folgenden positiven Reaktionen abgestattet, und auch bei ihm ging es um eine Königsberger Kinderheimat, allerdings in diesem Fall um die eigene. Der Diplom-Ingenieur aus Eschbach, 1938 in der Gartenstadt Seligenfeld geboren, verlebte dort seine Kindheit bis zur Flucht. Beim Aufarbeiten seiner Familiengeschichte fehlten ihm aber verschiedene Angaben, von denen einige wesentliche durch unseren Leserkreis gegeben werden konnten. Aber darüber haben wir – ebenfalls in Raten – berichtet, und ich glaubte, dieser Fall sei nun zufriedenstellend abgehakt. Ist er aber nicht, denn jetzt kam ein erneutes Schreiben, indem er uns noch einmal bestätigte, wertvolle Hinweise von Landsleuten erhalten „und mit netten Königsbergern telefoniert“ zu haben, aber es blieben doch noch einige Fragen offen, und diese mögen wir doch wieder unseren so aufgeschlossenen Lesern vermitteln – was ich hiermit gerne und prompt erledige 

Die erste Frage betrifft die Schule in Seligenfeld, in die Joachim Wagner im Herbst 1944 eingeschult wurde: Hatte die wohl nur zweiklassige Schule im Herbst 1944 noch vollen Schulbetrieb? Die nächste Frage lautet: Gibt es einen Ortsplan von Seligenfeld und ein Einwohnerverzeichnis? Frage Nr. 3: Wo befand sich die Boelcke- und Immelmannkaserne, und wie lautete die Postanschrift? Und schließlich: Gibt es diesen Stadtteil heute noch? Das sind die vorgegebenen Fragen von Herrn Wagner, der weiterhin an besonderen Informationen über den an der südlichen Peripherie von Königsberg gelegenen Stadtteil interessiert ist. Hoffentlich ist das Echo ebenso erfreulich wie auf die bisherigen Fragen von Herrn Dipl.-Ing. Joachim Wagner. (Anschrift: Madenburgweg 21 in 76831 Eschbach, Telefon 06345-953277, Fax 06345-407391.)

Mühlhausen rückt wieder in unser Blickfeld – nein, diesmal geht es nicht um den richtigen Geburtsort von Frau Christel Meurer aus Lörrach, den es zu finden galt und der dann auch gefunden wurde, sondern um den Wohnort der Großeltern von Frau Renate Heidenreich aus Hohen-Neuen­dorf. Sie ist eine geborene Kulipps, so hießen auch ihre Großeltern, über deren Leben sie mehr erfahren möchte, denn seit zwei Jahren beschäftigt sie sich mit Familienforschung. Aber alle Angehörigen, die sie befragen könnte, sind verstorben, Fotos und Dokumente sind auf der Flucht verloren gegangen, eine Spurensuche im heutigen Mühlhausen brachte sie auch nicht viel weiter, und so folgte sie dem Rat eines hilfreichen Lesers unserer Zeitung, sich an unsere Ostpreußische Familie zu wenden. Gefragt sind Bewohner von Mühlhausen, Kreis Pr. Holland nach möglichen Verbindungen zu den Großeltern und ihren drei Kindern, von denen die am 19. Februar 1938 geborene Ursula Johanna die Mutter von Renate Heidenreich ist. Da ihre Mutter bereits mit 58 Jahren verstarb und sie über ihre Heimat, aus der sie als Siebenjährige flüchten musste, nie gesprochen hatte, weiß Frau Heidenreich nur das Wenige von ihrer ostpreußischen Familie, was sie nun erst nach intensiver Suche erfahren konnte. Denn auch Großmutter Frieda hatte geschwiegen und nichts von der Flucht mit drei kleinen Kindern erzählt, die schließlich in Oranienburg endete. Geboren wurde sie als Frieda Reiß 1915 in Guhsenwalde/Schlobitten, sie soll noch eine Schwester gehabt haben. Sie heiratete den 1912 in Lotinenhof (?) bei Königsberg geborenen Fritz Albert Kulipps, mit dem sie zuerst in Schlobitten lebte, wo ihre erste Tochter Rosemarie 1935 geboren wurde. Ursula Johanna, die Mutter von Frau Heidenreich, wurde 1938 in Mühlhausen geboren wie auch 1940 ihr Bruder Fritz. Die Familie wohnte in Bruneckshof, Bohlenhof 9. Wahrscheinlich war der Vater auf dem dortigen Gut tätig, ehe er eingezogen wurde. Fritz Kulipps gilt seit dem 18. Dezember 1943 als Angehöriger der 1. Kompanie Grenadier Regiment 96 im Kampfgebiet Newel in Russland als vermisst. Frieda ging nach der Flucht eine zweite Ehe ein und hieß dann Krohne. Sie verstarb hochbetagt im Jahr 1998 und überlebte damit ihre Tochter Rosemarie, die bereits 1946 an Bauchfelltuberkulose gestorben war. Da auch ihr Sohn Fritz im Jahr 2005 verstarb, lebt anscheinend niemand mehr aus der Familie Kulipps außer Renate Heidenreich, die nach der Heirat ihrer Eltern Schwarzlose hieß und jetzt verwitwet ist. Umso größer wäre für sie die Freude, wenn sich doch noch jemand aus der weiteren Verwandtschaft fänden oder sich Nachbarn, Freunde, Bekannte aus dem ehemaligen Umfeld der Familie Kulipps aus Schlobitten/Mühlhausen/Bruneckshof meldeten. Da die älteste Tochter des Ehepaars Kulipps, Rosemarie, zur Zeit der Flucht schon acht Jahre alt war, müsste sie in Mühlhausen eingeschult worden sein. Vielleicht erinnern sich gleichaltrige Schulkinder von damals an ihre Mitschülerin oder auch an ihre drei Jahre jüngere Schwester Ursula Johanna, die wohl sehr helles Haar gehabt hatte, denn sie wurde als Kind immer „Flachskopf“ gerufen. Das sind die Angaben, wie ich sie dem handgeschriebenen langen Brief von Frau Heidenreich entnehmen konnte. In einem Punkt bin ich mit ihr einig: Der Familienname Kulipps ist selten, und deshalb hat er einen hohen Erinnerungswert. (Renate Heidenreich, Feuersteinstraße 11 in 16540 Hohen-Neuendorf.)

Im Nachhinein muss ich aber etwas korrigieren: In dem sehr ausführlichen Schreiben von Frau Heidenreich ist eine Angabe bemerkenswert, weil sich doch ein Bezug zu der dort geborenen Christel Meurer aus Löffenau ergeben könnte, denn diese kam ja am Heiligen Abend 1944 als Flüchtlingskind in Mühlhausen zur Welt. Das leicht zu merkende Datum ist bekannt, aber nicht, wo und unter welchen Umständen die Geburt erfolgte, ob auf einer Entbindungsstation oder in einer Flüchtlingsunterkunft. Nun erwähnt Frau Heidenreich in Bezug auf ihre in Mühlhausen geborene Mutter, dass es ein Entbindungsheim in der Braunsberger Straße 14 gab. Da auch deren Bruder Fritz 1940 dort geboren wurde, war das Entbindungsheim auch während des Krieges existent. Es könnte also durchaus möglich sein, dass „Christkind Christel“ in dem Entbindungsheim zur Welt kam. Vielleicht erinnern sich alte Mühlhausener noch an das Heim, hatten eine Beziehung zu dem Haus, ob als dort Tätige oder als junge Mutter. Frau Meurer wie auch Frau Heidenreich wären sicher interessiert an allen diesbezüglichen Angaben.

Solche Querverbindungen machen ja einen großen Teil der Erfolge unserer Ostpreußischen Familie aus, und so komme ich noch einmal auf das Thema „Das alte Neidenburg“ zurück, das wir in den Folgen 29 und 31 behandelten. Da hatten wir erwähnt, dass Frau Irmtraut Sigrid Bließner geborene Kalwa, aus Neuss dabei ist, Neidenburg-Fotos aus der Zeit vor der sowjetischen Invasion in ein Internet-Archiv einzuscannen. Das hatte das Interesse von Frau Marianne Pielka aus Berlin geweckt, deren Eltern aus Neidenburg stammen. Die Familie konnte Neidenburg-Fotos über Krieg und Flucht bis in die heutige Zeit retten, und Frau Pielka will diese Frau Bießner gerne zur Verfügung stellen. „Für mich ist dieser Kontakt natürlich vielversprechend“, teilte mir Frau Bließner mit und übermittelte uns die Kopie ihres Schreibens an Frau Pielka, aus dem ich einige Informationen hier weitergebe, weil sie auch für andere Leserinnen und Leser interessant sein könnten. Die alten Fotos, die Frau Bießner einscannt, sind zu finden unter www.neidenburg.de, Archiv Bildarchiv Neidenburg. Für Frau Pielka und ihre 92-jährige Mutter wäre besonders die Position „8. Handel und Handwerk“ interessant, denn ihr verstorbener Ehemann war der Fleischermeister Tonski. Frau Bießner schreibt über ihre Arbeit: „Ich bin mit dem Einscannen der bereits vorhandenen Fotos noch bis Ende des Jahres beschäftigt. Ich selber, die ich mich ja gar nicht an Neidenburg erinnern kann, habe mich bei einem Besuch vor drei Jahren dort wie zu Hause gefühlt und in Gedanken die polnischen Straßennamen in die alten deutschen Benennungen übertragen können, die ich ja aus der Archivarbeit kannte.“ Da vielleicht jetzt erst so manch ein Leser auf diese Aktion aufmerksam wird, hier die Anschrift der Neidenburg-Archivarin: Frau Dr. Irmtraut Sigrid Bießner, Am Südpark 31 in 41466 Neuss, Telefon (02131) 466306, E-Mail: dr.blessner@arcor.de

Eure Ruth Geede