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01.09.17 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Sprengt Washington! / Warum der US-Gründungspräsident weg muss, wieso wir Deutsche nicht richtig mitspielen dürfen, und wen man ruhig »entsorgen« darf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-17 vom 01. September 2017

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Sprengt Washington! / Warum der US-Gründungspräsident weg muss, wieso wir Deutsche nicht richtig mitspielen dürfen, und wen man ruhig »entsorgen« darf

Endlich werden Nägel mit Köpfen gemacht! Engagierte US-Bürgerrechtler gehen bei ihrer Ausmerzung des verseuchten historischen Erbes der Vereinigten Staaten konsequent voran. Sie fordern, dass die Hauptstadt Washington umbenannt wird ebenso wie das „Weiße Haus“, das überdies einen bunten Anstrich erhalten müsse.

Auslöser der neuen Säuberungswelle waren die Unruhen von Charlottesville, die sich an der Demontage des Denkmals von Südstaaten-General Robert E. Lee entzündet hatten. Der Mann habe für die Sklavenhalterstaaten im Süden der heutigen USA gekämpft. Damit sei er untragbar.

Damals schon merkten aufmerksame Geister an, dass US-Gründungspräsident George Wa­shington wie auch sein Weggefährte und Nach-Nachfolger Thomas Jefferson Sklaven auf ihren Feldern schuften ließen. Also muss sein Name getilgt werden, genauso wie alle Denkmäler. Mount Rushmore, wo die Köpfe von  Washington und Jefferson neben denen von Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt überlebensgroß in Stein gemeißelt sind, ist zur Hälfte zu sprengen.

Beim Weißen Haus störe nicht nur die rassistische Farbe, meinen die Bürgerrechtler. Es sei auch mithilfe von Sklaven errichtet worden. Wie US-Medien zu entnehmen ist, sollen die armen Kerle zumindest in dem Steinbruch geschunden worden sein, aus dem das Baumaterial kam. All das hat jahrhundertelang niemanden interessiert. Das allein ist ein Skandal, eine Schande. 

Für die US-Hauptstadt muss ein neuer Name her. Wie nennen wir sie am besten und saubersten? „Martin Luther King“ wäre eine geschmackvolle Idee. Nur ist der König der Schwarzenbewegung seinerseits nach einem Mann benannt, der erstens Deutscher war (schon mal an sich verdächtig) und über den wir übrigens sagen, dass er Antisemit gewesen sei. Außerdem hat King immerzu von „Negern“ („Negros“) gesprochen, was ihn in den Augen fortschrittlicher weißer Bürgerrechtler völlig disqualifizieren dürfte. Es ist zum Haareraufen.

Was sagen Sie? „Neger“ sei damals, in den 50er und 60er Jahren, eine ganz normale Bezeichnung für Schwarze gewesen? Jetzt kommen Sie mal nicht mit sowas. Was früher „normal“ gewesen sein darf und was nicht, das bestimmen ausschließlich wir, die Zeitgenossen von heute! Denn nie stand die Menschheit moralisch höher als mit uns.

Eigentlich würden gerade wir hier in Deutschland unseren amerikanischen Genossen bei der Sklavenhalter-Ausrottung allzu gern nacheifern. Schließlich haben wir beim Abschrauben von Straßenschildern, dem Abhängen von Bildern oder der Umbenennung von Kasernen schon große Übung. 

Leider fällt die Beute bei der Jagd auf deutsche Sklavenbarone bedrückend mager aus. Wenn es überhaupt welche gab, dann übten sie ihr schmutziges Geschäft unter dem Banner nichtdeutscher Herrscher aus, wie etwa des Königs von Dänemark. Wir mögen es nicht, wenn „deutsche Schuld“ durch ausländische Dreingaben verwässert wird. 

Dass wir Deutsche Zaungäste bei der Sklaverei blieben, während andere Europäer so gierig zuschlugen, hat tiefe historische Ursachen. Der norddeutsche „Sachsenspiegel“ aus dem frühen 13. Jahrhundert war laut dem Althistoriker Egon Flaig die erste niedergeschriebene Gesetzessammlung der Menschheitsgeschichte, welche die Sklaverei in jeder Form verbot.

Damit hätten die Deutschen, so Flaig, nebenbei sogar die Menschenrechte erfunden, auch wenn das Wort erst Jahrhunderte später aufkam. Menschenrechte unterscheiden sich von anderen Rechten ja dadurch, dass sie „unveräußerlich“ sind. Man darf sie nicht einmal hergeben, selbst wenn man es will – etwa durch die Selbstversklavung zum Begleichen von Schulden, die über Jahrtausende gang und gäbe war.

Wie bitte? Die Deutschen haben die Menschenrechte ... ? So können wir das nicht hinnehmen. Wenn, dann war das höchstens einer von uns, nämlich Eike von Repgow, jener weise Mann, der den „Sachsenspiegel“ zusammengetragen hat.

Also nichts da mit „die“ Deutschen, denn „die“ Deutschen heißt es nur, wenn es um etwas Böses geht. „Die“ Deutschen haben die Gaskammern gebaut oder die Hereros gejagt, aber nie und nimmer das Auto erfunden oder die Götter der klassischen Musik hervorgebracht, das waren einzelne. Nur das Schlimme haben immer alle Deutschen zu verantworten. Auf diese Feinheit ist zu achten, sonst wird der gesamte volkspädagogische Lehrplan von tieferer Erkenntnis unterspült.

Wozu dient überhaupt die ganze Mühe, die in den USA ebenso wie hierzulande darauf verwendet wird, das Andenken der Nation in möglichst trübes Licht zu tauchen? Warum werden die Leute mit solchem Eifer auf Distanz zu ihren eigenen Vorfahren, ihren Traditionslinien gebracht? 

Die Antwort hierauf kann ebenfalls in der Geschichte nachgelesen werden: Forscher wollen gemessen haben, dass nie in Deutschlands Vergangenheit in so kurzer Zeit so viele Traditionen gekappt worden seien wie in den zwölf Jahren NS-Herrschaft. Mao zermalmte in der „Kulturrevolution“ die Träger des alten chinesischen Erbes, Ulbrichts Mannen machten die märkischen Landhäuser massenhaft platt.

Schlussfolgerung: Totalitäre Diktatoren haben etwas gegen Tradition. Warum? Nun, wenn man den Menschen ihre Geschichte und ihre Tradition nimmt, raubt man ihnen die Orientierung, dadurch werden sie leichter lenkbar. Wer dagegen seine eigene Linie in die Vergangenheit ziehen kann, der hat auch einen eigenen Kurs in die Zukunft. Also weg mit der Tradition und Bahn frei für die totale Gegenwart mit einem von oben verordneten Bild der Geschichte, das die überlieferte Erinnerung beseitigt! 

Es ist daher sicher kein Zufall, dass sich Allmachtsphantasien à la Kommunismus unter den linken Denkmalstürmern überdurchschnittlicher Beliebtheit erfreuen. Deren eifernde Gründlichkeit fordert bisweilen kuriose Opfer. Ein Rundfunkmoderator darf nicht das heutige Footballspiel in Charlottesville moderieren, weil sein Name Robert Lee lautet, fast wie der denkmalge­stürzte Südstaatengeneral Robert E. Lee. Der Name könne zu Irritationen führen, stammeln die Verantwortlichen.

Pikant: Moderator Lee ist asiatischer Herkunft, „Lee“, in der deutschen Umschrift „Li“, ist ein verbreiteter Familienname in China. Pekings amtierender Regierungschef heißt auch so. Zahllose US-Chinesen laufen Gefahr, wegen ihres Namens vom „antirassistischen“ Furor überrollt zu werden.

Was soll’s, wo gehobelt wird, da fallen eben Späne. Die Späne verteilen sich dabei allerdings recht ungleichmäßig. Politiker der Bundestagsparteien rutschten teilweise tief in die Gosse der Fäkalsprache, um ihrer Empörung über Alexander Gauland Luft zu machen. Der hatte empfohlen, Integrationsministerin Aydan Özoguz (SPD) in Anatolien zu „entsorgen“, weil sie die deutsche Kultur verbal entsorgt hatte („nicht zu identifizieren“, wir hatten davon berichtet). „Widerlich“, „rassistisch“ oder „Schande“ sind noch die harmlosen Anwürfe gegen Gauland.

Der kontert, dass der prominente SPD-Politiker Johannes Kahrs vor der Bundestagswahl 2013 geschrieben habe, man wolle Merkel „entsorgen“, worüber sich damals niemand aufgeregt hatte. Jetzt ist das plötzlich „Hetze“. Das erinnert an die Sache mit Trump und Sanders, die wir hier neulich beim Wickel hatten: gleiche Äußerung, aber völlig entgegengesetzte Bewertung.

Pech: Selbst wenn man uns die deutsche Geschichte vielleicht schon herausgewaschen hat. So ein paar Monate oder Jahre können wir trotzdem noch zurück­blicken. Aber nicht mal das trauen uns die „Empörten“ noch zu, sonst hätten sie sich ihr Empörungsschauspiel gespart.