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08.09.17 / Erdogan islamisiert die türkische Armee / Systematisch besetzt der Staatspräsident Schlüsselpositionen mit ihm ergebenen radikalen Moslems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-17 vom 08. September 2017

Erdogan islamisiert die türkische Armee
Systematisch besetzt der Staatspräsident Schlüsselpositionen mit ihm ergebenen radikalen Moslems
Bodo Bost

Ehemalige Offiziere der Türkei warnen vor einer gezielten Islamisierung der türkischen Streitkräfte seit dem Putschversuch gegen Recep Tayyip Erdogan vor einem Jahr. Sie warnen davor, dass bereits in wenigen Jahren die türkische Armee „voller Extremisten und Salafisten“ sei.

Seit der Eroberung Kleinasiens vor 1000 Jahren durch die türkischen Seldschuken und später die Osmanen waren die berüchtigten Armeen der Sultane und Kalifen die eigentliche Machtbasis der türkischen Herrschaft über das einst griechisch-byzantinische Kleinasien. Da die aus unterschiedlichen Stammesverbänden zusammengesetzten türkischen Heerscharen nach der Eroberung begannen, sich gegenseitig zu bekriegen, wurden die Elitetruppen der Osmanen bald unter ausländischen Sklaven ausgehoben, bis diese sogenannten Jani-tscharen zu mächtig wurden und 1826 aufgelöst wurden. Der legendäre Ruf der ausländischen Söldner haftet der türkischen Armee noch lange an. Selbst der Gründer der modernen Türkei, General Mustafa Kemal Pascha, der 1923 den Kalifen absetzte und 1934 den Nachnamen Atatürk annahm, posierte am liebsten noch in einer Janitscharenuniform. Unter Atatürk wurde die türkische Armee, die im Ersten Weltkrieg mit Hilfe deutscher Offiziere modernisiert worden war, zum Hüter der laizistischen Verfassung der modernen Türkei. Die Generäle waren die eigentlichen Herren des Landes, sie erhielten durch die Verfassung besondere, weitgehende Rechte. Sie verstanden sich als Wahrer des Erbes Atatürks. Das schloss in ihren Augen das Recht ein zu putschen, wenn sie das Erbe durch die Politiker in Gefahr sahen. Das vorerst letzte Mal putschten sie 1997, um den radikal-islamischen Premier Necmettin Erbakan, den politischen Mentor des heutigen Präsidenten, abzusetzen. Auch Erdogan selber musste damals als Istanbuler Bürgermeister für einige Zeit ins Gefängnis. 

Seit dem Wahlsieg seiner islamischen Gerechtigkeitspartei 2002 verdrängte Erdogan mit Hilfe des Predigers Fethullah Gülen die Militärs Schritt für Schritt von der Macht. Der von den Generälen dominierte Nationale Sicherheitsrat, in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden, wurde abgeschafft. 2011 säuberte Erdogan ein erstes Mal das gesamte Offizierskorps von Anhängern der alten, laizistischen Staatsdoktrin. Allerdings blieben damals noch die Anhänger des Predigers Gülen, mit dem Erdogan erst im Jahre 2013 gebrochen hat, im Offizierskorps. Für diese kam die Stunde der Wahrheit nach dem gescheiterten Putschversuch von 2016, den Erdogan als „Gottesgeschenk“ bezeichnet hat. 169 der 326 Generäle und Admiräle wurden entlassen. Über 10000 Soldaten wurden seitdem aus der Armee entfernt wegen angeblicher Verbindungen zur Bewegung Gülens, den Erdogan beschuldigt, der Drahtzieher des Putschversuchs gewesen zu sein. 486 Personen, die unmittelbar an dem Putschversuch beteiligt gewesen sein sollen, darunter der damalige Kommandeur der Luftstreitkräfte Akin Öztürk, wird derzeit in Ankara der Prozess gemacht. 

Um die Putschgefahr ein für alle Mal zu bannen, besetzt Erdogan nun immer mehr Schlüsselpositionen im Offizierskorps mit ihm treu ergebenen radikalen Moslems. Die damit verbundenen massenhaften Umbesetzungen im Offizierskorps stoßen auf Widerstand. Ende Februar veröffentlichte die Zeitung „Hürriyet“ einen Artikel mit der Überschrift „Unbehagen im Militär-Hauptquartier“. Hintergrund war die Aufhebung des Kopftuchverbots für Soldatinnen. Erdogan verurteilte den Artikel öffentlich als „ungehörig“ und setzte den Chefredaktor ab, gegen die Verfasserin wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Diese Reaktion bewies, dass der Bericht einen wunden Punkt getroffen hatte. Es wurde sogar spekuliert, dass Erdogans Angst vor der Armee so groß sei, dass er nur noch unbewaffnete Ehrenformationen abschreite. 

In der NATO, der die Türkei wie Griechenland seit dem 18. Februar 1952 angehört, gibt es nach den Säuberungen Zweifel an der Einsatzbereitschaft der türkischen Armee. Die Türkei stellt nach den USA die zweitgrößte Streitmacht des Nordatlantikpaktes. Die Führungsstrukturen und operationellen Fähigkeiten der türkischen Armee seien nach der Säuberungswelle „geschwächt“, sagen NATO-Diplomaten. Nach dem Putschversuch hatte Erdogan auch 150 erfahrene Offiziere aus den NATO-Stäben abgezogen und ersetzt. Es fiel auf, dass die Ersatzleute erhebliche Schwierigkeiten mit und Defizite in der englischen Sprache hatten und mit Sicherheitsfragen nicht vertraut waren. Das ist ein klares Indiz dafür, dass unter Erdogan Religion vor der fachlichen Qualifikation kommt. Beim Einmarsch der türkischen Armee in Nordsyrien im Februar dieses Jahres mussten im Kampf gegen Kurden und IS-Terroristen erhebliche militärische Rückschläge eingesteckt werden. Offenbar bereitet Erdogan seine Armee bereits darauf vor, in Zukunft mehr gegen unbewaffnete Oppositionelle vorzugehen als gegen schwer bewaffnete islamische Terroristen. Es wird spekuliert, dass Erdogan eine „islamische“ Atombombe plant.