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08.09.17 / Opfer des Separatismus / IS-Terroristen profitierten von spanisch-katalanischen Rivalitäten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-17 vom 08. September 2017

Opfer des Separatismus
IS-Terroristen profitierten von spanisch-katalanischen Rivalitäten
Bodo Bost

Kurz vor der Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens am 1. Oktober ist Spaniens nordöstlichste Region ins Visier des Islamischen Staates (IS) geraten. Eine von einem Imam geführte Terrorzelle von zwölf Personen mit Wurzeln im Marokko wollte die Kirche Sagrada Familia, ein Symbol der katalanischen Kultur und Selbstbestimmung, in die Luft sprengen. Als beim Bombenbau die Wohnung der Bombenbauer in die Luft ging, verübten die überlebenden neun Terroristen die überhasteten Straßenattacken in Barcelona und Cambrils mit 16 Todesopfern und vielen Verletzten. 

Während der beiden Wochen der Ermittlungen nach den Attentaten lieferten sich spanische und katalonische Behörden und Sicherheitsorgane nationalistische Hintergrundkämpfe. Die Rivalitäten zwischen den Organen des Königreichs Spaniens und dessen autonomen Gemeinschaft (Comunidades Autónomas, CCAA) Katalonien sind möglicherweise der Grund dafür, dass sich die islamischen Terroristen gerade die Hauptstadt Kataloniens als Hauptangriffsziel auserwählten, nachdem sie vor zwölf Jahren in Madrid mit Attentaten, die fast 200 Menschen das Leben kosteten, zuletzt zugeschlagen hatten. 

Die im Kampf gegen die marxistisch-leninistische, separatistische baskisch-nationalistische Untergrundorganisation ETA geschulten und erfahrenen spanischen Sicherheitsbehörden hatten nach 2005 einige beachtliche Erfolge im Kampf gegen den islamischen Terror erzielen können. Im Vorfeld des Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens am 1. Oktober sind allerdings einige damit zusammenhängende Sicherheitslücken offenbar geworden, die den Terroristen in die Karten spielten. So konnte der während einer vierjährigen Gefängnisstrafe wegen Drogenhandels radikalisierte Imam Abdelbaki Es Satty nach seiner Haftentlassung 2014 damit beginnen, jugendliche Terrorhelfer um sich zu sammeln und sich auch im Ausland, vor allem in Marokko und Belgien, terroristisches Spezialwissen zu verschaffen. Obwohl die belgischen Behörden den Sicherheitskräften Kataloniens 2015 sehr belastendes Material über eine Predigtreise des Imams in Belgien übermittelt hatten, wurde der selbsternannte Terrorimam in Katalonien unbehelligt gelassen und konnte sein tödliches Handwerk weiter fortführen. 

Nichtsdestoweniger wurden nach den Anschlägen von Barcelona gerade die katalanischen Polizisten wegen ihres beherzten Zugreifens in Cambrils, wo es ihnen gelang, durch die Tötung der vier Attentäter ein Massaker zu verhindern, von den katalonischen Behörden hochgelobt und mit Ehrentiteln ausgezeichnet. Man wollte gegenüber den spanischen Behörden die volle Schlagkraft seines Sicherheitsapparates demonstrieren. 

Im Grunde waren die Opfer auf der Ramblas allerdings alle­samt auch Opfer des innerspanischen Unabhängigkeitskampfes, der die Sicherheitsbehörden erfasst hat zu Lasten der Sicherheit von Millionen Touristen. Auch der Justizapparat könnte unter den Unabhängigkeitsquerelen gelitten haben, denn dass bereits zwei Tage nach dem Massaker auf der Ramblas zwei der verhafteten Brüder der Attentäter, die Fahrzeuge und Tickets für die Attentäter beschafft hatten, wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, verstand fast niemand in Spanien.