26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.09.17 / Stühlerücken bei Audi / Warum der Vorstandsvorsitzende vorerst noch bleiben darf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-17 vom 08. September 2017

Stühlerücken bei Audi
Warum der Vorstandsvorsitzende vorerst noch bleiben darf
P.E.

Die Umstrukturierung war bereits seit einigen Monaten erwartet worden. Der Ingolstädter Autobauer versucht so, vor der wichtigen Internationalen Automobil-Ausstellung in diesem Monat, Ruhe in das Unternehmen zu bekommen. Doch es bestehen Zweifel, ob dies gelingt, steht der Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler doch wegen seiner Rolle in der Abgasaffäre massiv unter Druck. Dennoch genießt er immer noch das Vertrauen der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch. Der 54-Jährige habe sich „an der Spitze von Audi bewährt“, sagte Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche als Vertreter der Eigentümerfamilien laut der Nachrichtenagentur Reuters. Stadler ist Büroleiter von Ferdinand Piëch gewesen, bis vor Kurzem verwaltete er einen Teil des Privatvermögens der Familie.

In München sitzt derweil ein früherer Audi-Motorentwickler in Untersuchungshaft. Er soll über viele Jahre an der Manipulation von Audi-Dieselmotoren beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, er sei überaus kooperativ. Doch ob er Stadler belastet hat, ist nicht bekannt. Noch wird gegen den Vorstandsvorsitzende jedenfalls nicht ermittelt und solange das so bleibt, wird er sein Amt behalten können. 

Mit Finanzvorstand Axel Strotbek, Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter, Personalvorstand Thomas Sigi und Produktionsvorstand Hubert Waltl mussten dagegen gleich vier von sieben Vorständen ihre Posten räumen. Ihre Nachfolger kommen allesamt aus dem eigenen Konzern. Sie mussten aber nicht wegen des mutmaßlichen Abgasbetrugs gehen, sondern weil es bei Audi auch abseits des Skandals Probleme gab. Im Wettbewerb mit den anderen Premiummarken Mercedes und BMW sind die Ingolstädter in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgefallen. 

Dabei galt Stadler bis vor zwei Jahren als Liebling der Branche. Er verdoppelte Verkäufe, Umsatz und Betriebsgewinn, wurde zum Unternehmer des Jahres gekürt und galt als potenzieller Nachfolger von VW-Chef Martin Winterkorn. 

Im VW-Konzern machen ihm viele ein schlechtes Management in der Abgasaffäre zum Vorwurf. Erst bestritt er die Abgastricksereien im eigenen Haus, musste dann doch alles einräumen und verlegte sich auf den Standpunkt, nichts gewusst zu haben. Als Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Juni den Rückruf manipulierter Audis anordnete, widersprach Stadler öffentlich, wurde aber vom Wolfsburger Mutterkonzern zur Räson gerufen. 

Audi gilt als Keimzelle des Dieselskandals, wurde hier doch jene Betrugssoftware für die Drei-Liter-Dieselmotoren entwickelt, mit denen später auch die Marken Volkswagen und Porsche bei den Abgas­tests auffällig geworden sind. Möglicherweise darf Stadler auch deshalb noch im Amt bleiben, weil ein potenzieller Nachfolger nicht mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen belastet werden soll. 

Zudem ist der Kreis der Nachfolge-Kandidaten nicht gerade prominent besetzt. Der frühere Opel-Chef Karl Thomas Neumann, der  sich selbst ins Gespräch gebracht hat, hat bei seinem früheren Arbeitgeber kein bestelltes Feld hinterlassen. Und der einstige Skoda-Chef Winfried Vahland verließ den Konzern, als VW-Chef Matthias Müller ihn in die USA schicken wollte. Er sei schlicht zu nervenschwach, zitieren Medien aus der Konzernzentrale. So darf Stalder vorerst bleiben, weil keine bessere Alternative in Sicht ist.