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08.09.17 / Festakt in Mohrungen / Verein der Deutschen Bevölkerung »Herder« beging feierlich sein 25-jähriges Bestehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-17 vom 08. September 2017

Festakt in Mohrungen
Verein der Deutschen Bevölkerung »Herder« beging feierlich sein 25-jähriges Bestehen
Edyta Gladkowska

Am 26. August feierte der Verein der Deutschen Bevölkerung „Herder” in Mohrungen sein 25-jähriges Bestehen. Der Festakt fand in der Johann-Gottfried-Herder-Aula im Leon-Kruczkowski-Lyzeum in Mohrungen statt. 

Die Gäste der Veranstaltung wurden von der Vorsitzenden Urszula Manka begrüßt, die den deutschen Verein seit 25 Jahren  leitet. Sie wurde während der Veranstaltung von Stephan Grigat, dem Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen und Vizepräsidenten des Bundes der Vertriebenen (BdV), mit der Goldenen Ehrennadel des BdV geehrt für ihre jahrelange Tätigkeit und ihre Verdienste um die Deutsche Minderheit in Mohrungen.

„Herder“ ist am 19. August 1992 gegründet worden. Der Vorstand wählte für die Organisation den Namen „Verein der Deutschen Bevölkerung ,Herder’ in Mohrungen“. Im Herbst entstand die zweisprachige Satzung des Vereins. Im Oktober 1992 wurde dann bei der Versammlung der deutschen Gesellschaften der Verband der deutschen Gesellschaften im ehemaligen Ostpreußen (heute Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren) ins Leben gerufen. In dieser Versammlung bekam der Mohrunger Verein finanzielle Förderung für Deutschkurse zugesprochen, und bereits im November begann Urszula Manka mit dem Deutschunterricht.

Am 6. Juni 1993 wurde der Verein beim Gericht in Allenstein eingetragen. Die Gesellschaft ist in vielen Bereichen tätig, unter anderem in der Kultur- und Sozialarbeit. Seit einigen Jahren arbeitet der Verein mit verschiedenen Organisationen zusammen, sowohl vor Ort als auch im Landkreis und außerhalb der Republik Polen, zum Beispiel mit dem BdV Thüringen.

Teil der Mohrunger Festveranstaltung war auch der Vortrag von  Fred Manthey zu Johann Gottfried Herder und Martin Luther. Herder ist eine hoch verehrte Persönlichkeit in Mohrungen und der deutsche Verein wurde auch nach ihm benannt. 

Der Philosoph wurde als Sohn des Kantors und Schullehrers Gottfried Herder und dessen zweiter Ehefrau Anna Elisabeth geborene Peltz in Mohrungen am 

25. August 1744 geboren. Er war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe sowie Geschichts- und Kultur-Philosoph der Weimarer Klassik sowie einer der einflussreichsten Schriftsteller und Denker deutscher Sprache im Zeitalter der Aufklärung und zählt mit Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller zum Viergestirn der Weimarer Klassik. Herder besuchte in seiner Heimatstadt die Stadtschule. Im Sommer 1762 verließ er Mohrungen und ging nach Königsberg, um Chirurg zu werden. Weder seine Geburtsstadt noch Eltern und Freunde sah er jemals wieder. 

In Königsberg erkannte Herder bald, dass er für den Beruf des Chirurgen ungeeignet war, und schrieb sich als Student der Theologie an der Universität Königsberg ein. Besonders beeinflussten ihn Immanuel Kant, Georg Hamann sowie die Schriften Jean-Jacques Rousseaus. Herders Hauptwerk sind die „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784–1791)“. Das Werk ist eine Zusammenfassung seiner Erkenntnisse über die Erde und den Menschen, „dessen einziger Daseinszweck auf Bildung der Humanität gerichtet ist, der alle niedrigen Bedürfnisse der Erde nur dienen und selbst zu ihr führen sollen“.

Der Professor erläuterte in seinem Vortrag, warum er sich dafür entschieden hatte, Johann Gottfried Herder gerade mit Martin Luther und der Reformation zu verbinden. Er unterstrich, dass Herder sich selbst als Luthers Nachfolger, als Erbe seines Gedankengutes sah. Bei Herder ist Luthers Einfluss auf sein Denken und Handeln größer als bei anderen Philosophen und Dichtern der Weimarer Klassik. Gerade die deutsche Sprache war ein wichtiger Aspekt, denn nach Herders Auffassung hat Luther die deutsche Sprache überhaupt erst kulturfähig gemacht. Und so fasst Herder zusammen: „Er (Luther) ist’s, der die deutsche Sprache, einen schlafenden Riesen, aufgeweckt und losgebunden hat. Er hat durch seine Reformation eine ganze Nation zum Denken und Gefühl erhoben.“ Luthers Begeisterung für die Sprache hat sich wohl direkt auf Herder übertragen; denn sein Werk „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ gilt noch heute als ein frühes Standardwerk für die deutsche Sprachwissenschaft.

Dem wissenschaftlichen Vortrag folgte das Kulturprogramm. Auf der Bühne präsentierte sich Mateusz Matlas, der den Sommerfestbesuchern sehr gut bekannt ist, mit deutschen Schlagern sowie die Künstler aus dem Deutsch-Russischen Haus in Königsberg, das gerade seine Tätigkeit aus politischen Gründen einstellen musste.  

Nach der Festveranstaltung gab es Gelegenheit, die Heimatstube, die sich im Mohrunger Rathaus befindet, zu besuchen. Sie entstand dank der Kreisgemeinschaft Mohrungen.