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08.09.17 / Der große Gartenkünstler Peter Joseph Lenné als Mensch gesehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-17 vom 08. September 2017

Der große Gartenkünstler Peter Joseph Lenné als Mensch gesehen
Silvia Friedrich

Allein wegen seines schönen Namens könnte der Autor ein Zeitgenosse Peter Joseph Lennés gewesen sein. Beruflich ist er dem wohl be-

deutendsten Gartenkünstler Deutschlands aber ganz sicher dicht auf den Fersen. Clemens Alexander Wimmer zählt nämlich zu den renommiertesten Gartenhistorikern und Denkmalpflegern des Landes, der selbst als Gartenplaner tätig ist und Gutachten und Pläne für bekannte historische Anlagen wie die Schlossparks Charlottenburg und Bellevue in Berlin erstellt. 

In seinem Buch zum Jubiläumsjahr Lennés 2016 „Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné. Eine Karriere am preußischen Hof“ geht es dem Autor nicht vorrangig um Lennés umfangreiches Werk und Schaffen, sondern eher um eine Annäherung an die Person des großen Gartenkünstlers. Seine Ziele und die Beziehung zu Mitmenschen werden beleuchtet. 

Da Wimmer, wie er selbst sagt, unweit von Lennés Wirkungsstätte lebt und täglich Wege betritt, die auch er einst ging, findet sein Abendspaziergang oft den Bornstedter Kirchhof bei Potsdam in Sanssouci als Ziel. Hier, wo Lenné seine letzte Ruhestätte fand, versucht der Autor dem einstigen königlichen General-Gartendirektor immer wieder nahezukommen. 

Peter Joseph Lenné (1789–1866), der in Deutschland als größter Gartenkünstler aller Zeiten gilt, ist als Person nicht ganz einfach zu fassen. Angaben, die Lenné selbst in seiner Autobiografie von 1853 machte, können so nicht stimmen. So behauptet der große Gartengestalter, dass er „die Gymnasialstudien in seiner Vaterstadt absolvierte“. 

Wimmer meint, dass diese Aussage fragwürdig sei, weil er gleichzeitig eine Gärtnerlehre beim Vater gemacht haben wollte und für den Gärtnerberuf der Gymnasiums-Besuch entbehrlich gewesen sei. Untermauert wird diese Annahme auch dadurch, dass der kleine Peter in den Schülerlisten des Gymnasiums nicht verzeichnet war und sich später die Tochter des Potsdamer Gartendirektors, Karoline Schulze, über Lennés mangelnde Lateinkenntnisse mokierte. Ein Bildungsdefizit, so der Autor, sei bei Lenné nicht von der Hand zu weisen, was sich auch in mangelhaften Rechtschreibkenntnissen zeigte. 

Wie dem auch sei: Lennés Kindheit und Jugend in Bonn war geprägt von den politischen Umschwüngen im Nachbarland Frankreich. Vierjährig erlebte der Junge die Besetzung Bonns durch die Franzosen, beim Sturz Napoleons war er 24. „In diesen 20 Jahren war die Existenzangst ständiger Begleiter der Familie. Leib und Gut waren fortwährend bedroht“, so der Autor. Durch eingeschleppte Seuchen der Soldaten bekam der Junge eine schwere Pockenerkrankung, die ihn Zeit seines Lebens zeichnete. 

Nie hat Lenné seinen rheinischen Dialekt abgelegt und ist seiner Heimat sprachlich stets treu geblieben. Wimmer zeichnet das Bild eines Menschen vor dem Hintergrund einer bewegten Epoche in so anschaulicher Weise, dass man für eine gewisse Zeit gedanklich ins 19. Jahrhundert abtaucht, um dort den Lebensweg einer Legende zu begleiten. Sehr lesenswert!

Clemens Alexander Wimmer: „Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné. Eine Karriere am preußischen Hof“, Verlag Lambert Schneider, Darmstadt 2016, gebunden, 224 Seiten, 29,95 Euro