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15.09.17 / Butterpreis auf Allzeithoch / Seit vergangenem November kosten frische Lebensmittel mehr als im jeweiligen Vorjahresmonat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

Butterpreis auf Allzeithoch
Seit vergangenem November kosten frische Lebensmittel mehr als im jeweiligen Vorjahresmonat
D. Jestrzemski

Das hatte wohl niemand erwartet. Anfang September erhöhte Aldi den Preis für seine Butter erneut auf nun 1,99 Euro pro 250-Gramm-Paket. Andere Lebensmittelketten zogen nach und verteuerten ihre Eigenmarken-Butter bis auf 2,39 Euro. Biobutter kostet jetzt 2,59 Euro. Das nutzte eine Handelskette, um sogleich ein Sonderangebot für die normalerweise teurere irische Butter zu schalten. 

Mitte 2016 hatte die sogenannte Milchkrise zum Absturz des Butterpreises bis auf 79 Cent für 250 Gramm geführt. Die anschließend eingetretene kontinuierliche Verteuerung der Butter bis auf das derzeitige Allzeithoch ist ein Novum. Als Grund wird die weltweit höhere Nachfrage nach fetthaltigen Produkten bei einem gleichzeitig verknappten Angebot genannt. Einfluss hatte neben dem Russlandembargo auch das Wetter. Große Produktionsländer wie Australien und Neuseeland konnten witterungsbedingt nicht so viel Ware liefern wie noch im vergangenen Jahr. Zudem exportierte Neuseeland 32 Prozent mehr Butter und Butteröl nach Russland. 

Milch und Milchprodukte treiben die allgemeine Teuerungsrate nach oben. Wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) berichtet, kosten frische Lebensmittel seit November 2016 mehr als im jeweiligen Vorjahresmonat. Im Verhältnis zum Butterpreis ist der Milchpreis jedoch nur moderat angestiegen. Am hohen Butterpreis wird sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern. Wie der Geschäftsführer des Milchindustrieverbands, 

Eckard Heuser, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ mitteilte, kaufen die Verbraucher wieder mehr Butter und Sahne. Diese Lebensmittel hätten ihr negatives Image verloren. Das Wachstum der fettarmen Light-Produkte sei vorbei, Genuss stehe wieder im Vordergrund. So setzt auch die weiterverarbeitende Industrie verstärkt auf hochwertige Zutaten und stellt von Palmöl auf tierische Fette um. Auch wird mehr Käse produziert, wofür ebenfalls der Rahm der Milch gebraucht wird. Heuser nannte die Preissteigerung aus Sicht der Landwirte bitter nötig. 

Als Novum wird registriert, dass jetzt auch der Deutsche Bauernverband (DBV) die Liberalisierung des Milchmarktes als Ursache für die starken Preisschwankungen bei Molkereiprodukten nennt. Dabei setzt der DBV im Einklang mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) nach wie vor auf Export. Milchprodukte und Fleisch sollen in größtmöglichem Umfang weltweit vermarktet werden. Unter diesem Vorzeichen wurde der Milchmarkt durch Aufhebung der Milchquote im April 2015 liberalisiert. Damit galt für die konventionell wirtschaftenden Landwirte mehr denn je die Devise „Wachse oder weiche!“ Durch die niedrigen Weltmarktpreise steht dieser Sektor der Landwirtschaft mal mehr, mal weniger unter Druck. 

Dem rasanten Anstieg des Butterpreises war ein jahrelanger Preisverfall für Milch und Molkereiprodukte vorangegangen. Für die Bauern bedeutete dies eine lange Talfahrt der Erlöse mit verheerenden Folgen. Infolge massiver finanzieller Verluste gaben 2015/16 mehr Milchviehhalter ihre Produktion auf als je zuvor. Stützungskäufe sowie Ausgleichszahlungen der EU und des Bundes an Bauern, die ihre Milchproduktion drosselten, trugen in erheblichem Maße dazu bei, dass die Preise nicht noch stärker verfielen. Im ersten Halbjahr 2017 entsprach die Milchanlieferung laut AMI nach zunächst rückläufiger Tendenz wieder in etwa den Mengen des Vorjahres. Jedoch begrenzen die seit 2016 reduzierten Kuhbestände den Anstieg auf längere Sicht. 

Warum der Erlös der Landwirte nicht im gleichen Maß wie der Butterpreis steigt, erklären die Landwirte Willi Kremer-Schillings und Alois Wohlfahrt in ihrem Internetportal „Bauer Willi“, mit dem sie die Kommunikation zwischen Landwirten und Verbrauchern fördern wollen. Aus der Zeit der Milchkrise drücken noch immer Lagerbestände an Milchpulver, die verkauft werden müssen. Da der Landwirt mit der Kuhmilch ein Gemisch aus Milchfett und Milcheiweiß abliefert, errechnet sich sein Erlös aus dem hohen Preis für Milchfett und dem niedrigen Preis für Milcheiweiß.