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15.09.17 / Wer ist »Die Partei«? / Die Spaßpartei hat fast so viele Mitglieder wie die AfD

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

Wer ist »Die Partei«?
Die Spaßpartei hat fast so viele Mitglieder wie die AfD
Peter Entinger

Spätestens seit ihrer Aktion, mehrere Facebook-Gruppen der Alternative für Deutschland zu kapern, ist die „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ in aller Munde. „Die Partei“, wie die Gruppierung sich auch abkürzt, wurde 2004 von Redakteuren des Satiremagazins „Titanic“ gegründet. Mittlerweile hat sie rund 24000 Mitglieder, nur etwas weniger als die AfD. Der Vorsitzende Martin Sonneborn hat es 2014 sogar ins Europaparlament geschafft.

Ihr Stilmittel ist die Satire. Ihre Aktivisten provozieren gern. Ihr Wahlwerbespot genießt gerade bei jüngeren Menschen bereits einen gewissen Kultstatus. Ein verschlafen wirkender Mann mit Kapuzenpulli und Hornbrille liegt im Bett und macht Wahlkampf. „Wenn es euch egal ist, wer im Bundestag sitzt“, so seine Werbebotschaft, „wäre es dann nicht schön, von jemandem vertreten zu werden, dem es egal ist, dass er im Bundestag sitzt?“ Im Internet ist der Film mit dem selbsternannten „Demotivationstrainer“ Nico Semsrott („Wir geben der Krise ein Gesicht“) ein Riesenerfolg. Bei You-tube etwa wurde der Clip bereits mehr als 156000 Mal aufgerufen. Kabarettist Semsrott, ausgezeichnet unter anderem mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2017, steht an der Spitze der Landesliste in Berlin. Seine Zielsetzung: „FDP, AfD und mit ein bisschen Glück die SPD unter die Fünf-Prozent-Hürde drücken.“ Einen bundesweiten Spitzenkandidaten gibt es nicht. Dafür hat die „Partei“ gleich einen Kanzlerkandidaten nominiert. Der in Istanbul geborene Kabarettist Serdar Somuncu will nicht nur in den Bundestag einziehen, er will gleich Angela Merkel ablösen. „Kançler“, nennt er sich auf den Wahlplakaten. 

In Wirklichkeit sind die Chancen deutlich geringer. Bei der Europawahl 2014 holte „Die Partei“ einen Sitz im Europäischen Parlament. Damals reichten 0,63 Pro­zent der Stimmen für das Mandat. „Liebes Volk, schnallt euch an. Ich nominiere mich, ich will der erste türkische Bundeskanzler Deutschlands werden. Und dann ist Schluss mit lustig. Vor allem für Erdo, Angie und Konsorten“, teilt der „Kanzlerkandidat“ dennoch mit. Parteichef Sonneborn kündigte kürzlich an, „einen schmutzigen Sexwahlkampf“ führen zu wollen. Somuncu forderte zudem, Frauen im Alter von 18 bis 28 Jahren zu öffentlicher Nacktheit zu verpflichten – „Frauen ab Körbchengröße B bis 30 Jahre“. „Wir rechnen nicht mit Wechselwählern, wir setzen komplett auf formbare Erstwähler und eine biologische Lösung für die überalterte CDU/SPD-Klientel“, sagt Sonnenborn gewohnt drastisch.

„Sie nimmt sich selbst nicht ernst, hat aber mit Sonneborn ein bekanntes Gesicht, der vor allem jüngere Leute anspricht“, analysiert der Politikwissenschaftler Gero Neugebauer. Für einen Einzug in den Bundestag werde es nicht reichen, aber „die Partei“ habe gute Chancen, größte Gruppierung der Sonstigen zu werden.