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15.09.17 / Melken oder Bekämpfen? / Das Verhältnis des »Tileel«-Kapitäns Al Bija zu den Schleppern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

Melken oder Bekämpfen?
Das Verhältnis des »Tileel«-Kapitäns Al Bija zu den Schleppern
W.K.

Bei der Bekämpfung des Schlepperunwesens setzt die äußerst zögerlich agierende Europäische Union jetzt verstärkt auf die libysche Küstenwache. Allerdings besteht diese im Abschnitt zwischen Tripolis und der tunesischen Grenze nur aus der 16 Meter langen „Tileel“ mit ihren 37 Mann Besatzung unter Commander Abdurahman Salem Ibrahim Milad alias Al Bija. Der frühere Student an der Marineakademie Gaddafis operiert nun gegen Schleuserboote – in einem Seegebiet von der 30-fachen Größe des Bodensees.

Das tut Al Bija seit dem Frühsommer 2015, in dem er kurzerhand mit einigen Getreuen den Hafen von az-Zawiya besetzte, die ramponierte „Tileel“ flott machte und sich dann selbst zum Commander der Küstenwache beförderte. Sein Geld will der „Marineoffizier“ dabei als Pferdehändler sowie mit dem Verkauf beschlagnahmter tunesischer und ägyptischer Fischerboote verdienen.

Die Frage ist freilich, ob Al Bija, der im Kampf gegen Muammar al-Gaddafi zwei Finger verlor und anschließend drei Jahre in Berlin-Charlottenburg lebte, tatsächlich die Rolle spielt, die er nach außen vorgibt. Immerhin meldete das türkische Nachrichtenportal TRT World am 22. Februar 2017 unter Bezug auf Recherchen italienischer Journalisten: „Al Bija ist der größte Player in der Mafia der Küstenwache, die das lukrative Geschäft des Menschenschmuggels in Zawiya und der umliegenden Küstenregion fest im Griff hat … Alle Schmuggler westlich von Tripolis bezahlen Al Bija seinen Anteil.“ Nur wenn der ausbleibe, lasse der Commander auf die Boote der Schleuser schießen – ungeachtet möglicher Kollateralschäden unter den an Bord befindlichen „Flüchtlingen“.

Deshalb könnte Al Bijas Deal mit der EU, die Warlords unter der Flagge der Küstenwache wie ihn finanzieren und unterstützen will, noch platzen, wenn sich die Vorwürfe von TRT als wahr erweisen sollten. Aber unabhängig davon werden der sogenannte Ritter von Zawiya und seine winzige „Tileel“ die Heerscharen der Schleuser auf dem zentralen Mittelmeer definitiv nicht aufhalten.