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15.09.17 / Israel unterstützt Dschihadisten / Bei der Bekämpfung seines syrischen Nachbarn ist der Judenstaat nicht wählerisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

Israel unterstützt Dschihadisten
Bei der Bekämpfung seines syrischen Nachbarn ist der Judenstaat nicht wählerisch
Bodo Bost

In Israel ist die Angst vor der syrischen Regierung und ihren iranischen Verbündeten in Syrien größer als vor radikalislamischen Rebellen. Deshalb unterstützt Jerusalem eine Allianz radikalislamischer Rebellen an seiner Ostgrenze, die von einem Syrer mit deutscher Staatsangehörigkeit geleitet wird.

Israels Premier Benjamin Netanyahu besuchte im August Präsident Wladimir Putin in Russland zum sechsten Mal in weniger als zwei Jahren. Der israelische Premierminister reiste nach Sotschi an der Schwarzmeerküste, um „im Voraus“ vor der Gefahr einer bewaffneten Konfrontation mit dem Iran in Syrien zu warnen, wenn die Kräfte von Teheran und seine schiitischen Verbündeten auf den Golanhöhen eingesetzt werden sollten. Der Golan ist ein syrisches Gebiet, das seit 50 Jahren unter israelischer Besetzung steht.

In den sechs Jahren syrischen Bürgerkriegs hat der jüdische Staat durch die diskrete humanitäre und logistische Unterstützung für die Rebellen der „Freien Syrischen Armee“, die im Nachbarland gegen die Regierung von Staatschef Baschar al-Assad kämpfen, die Strategie der Schaffung einer Pufferzone an seiner östlichen Grenze verfolgt. Da es jetzt den Anschein hat, dass der Krieg in Syrien sich seinem Ende nähern könnte, fürchtet Netanyahu, dass die 18000 Kämpfer der iranischen Revolutionsgarden und die libanesische Hisbollah-Miliz, die für die syrische Regierung kämpfen, die rote Linie des Golan-Plateaus überqueren könnten. Deshalb warnte er bei seinem Treffen mit Putin davor: „Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese Bedrohung verteidigen.“

Vor Kurzem stellte sich in Jerusalem ein Führer der syrischen Opposition auf dem Golan der Presse. Es handelte sich um den seit 1990 in Deutschland lebenden syrischen Asylsucher Issam Zeitoun, der inzwischen einen deutschen Pass hat und schon öfters in Israel war. In einem ungewöhnlichen Auftritt vor Reportern in Jerusalem erbat er sich „internationale Hilfe“ für Zivilisten in der Endphase des Krieges auf der Ostseite des Golan. Zwei Drittel der Ostgrenze des Golan sind in der Hand der syrischen Rebellen, die in den aufständischen Provinzen Quneitra und Deraa einen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten haben. Seit Beginn des Aufstandes gegen die syrische Regierung werden sie von Israel diskret medizinisch und logistisch versorgt. Da das Rebellengebiet von der syrischen Armee umzingelt und im Süden ein Ableger des Islamischen Staates die Grenze zu Jordanien kontrolliert, sind die Rebellen in diesem Teil Syriens von der Unterstützung durch Israel abhängig. Während der Pressekonferenz in Jerusalem wurde ein Rebellenführer, der sich Abu Hamad nennt, per Videokonferenz direkt aus dem Kriegsgebiet zugeschaltet. „Die Situation ist jetzt sehr schlecht“, sagte er, „es gibt keine Gesundheitsdienste oder Bildung, und die Lebensmittelpreise sind sehr hoch. Wir können teilweise nur überleben dank der Unterstützung von Israel“, erklärte er ohne Angabe, ob er auch eine Art von wirtschaftlicher oder militärischer Zusammenarbeit erhalte. Abu Hamad erklärte auch per Skype-Kommunikation, dass andere syrische Oppositionsgruppen und viele Palästinenser sie des Verrates anklagten wegen des Kontaktes mit dem israelischen Militär. „Es ist uns egal, woher die Hilfe kommt, wir brauchen sie“, sagte der Rebellenführer.

Israel hat offen zugegeben, dass es Rebellen östlich des Golan humanitäre Hilfe leistet, angeblich um mäßigend auf die Rebellen einzuwirken. In Gesundheitszentren im Norden und in einer Zeltklinik an der Grenze hat es in den letzten vier Jahren rund 3000 Syrer, meist Männer im wehrfähigen Alter, medizinisch behandelt. Die Zeitung „The Wall Street Journal“ hat im letzten Jahr bezeugt, dass der jüdische Staat neben Medizin, Kleidung und Lebensmitteln auch Geld an die Aufständischen liefert, sodass diese die Gehälter ihrer Kämpfer bezahlen sowie Waffen und Munition kaufen konnten. Einer der Nutznießer dieser Hilfe war die Rebellengruppe der „Ritter des Golan“, die aus rund 400 Kämpfern in der Provinz Quneitra besteht und mit Einheiten der Freien Syrischen Armee eine operative Allianz unterhält. Allein dem Namen nach könnte es sich bei den Rittern des Golan um eine dschihadistische, radikalislamische Gruppe handeln, die nach einem Ende der Kämpfe mit Assad auch ihre Waffen gegen Israel richten könnte.

Die Kämpfe haben sich in diesem Sommer an der Grenze der Golanhöhen verstärkt, da die syrische Armee an vielen Fronten Erfolge verzeichnet. Immer wenn Projektile der syrischen Armee auf dem Golan niedergehen, antwortet Israel mit Luftwaffen- und Artillerieeinsätzen, oft auch in ganz Syrien.