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15.09.17 / Frei gedacht / Die Qual der Wahl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

Frei gedacht
Die Qual der Wahl
Eva Herman

Historische Zeiten. Wie anders sollte man es sonst nennen, was sich bei uns alles schon entwickelt hat in den letzten Jahren. Sehenden Auges wird das Volk ausgetauscht, doch dieses merkt alles nur schleppend langsam, registriert einfach nicht die Realität, verweigert sich sogar hartnäckig, während dem Rest der Welt recht schnell klar war, was geschieht. Es ist vergleichbar mit einem Ehemann, dem die Frau Hörner aufsetzt: Sein Freundeskreis begreift zwar schnell, warnt ihn auch immer wieder. Doch der Ehemann mag nichts sehen und hören, was Veränderungen in sein Leben bringen würde. Alles läuft doch trotzdem irgendwie weiter. Oder? Die Wäsche macht sie ja noch, die Frau, und kochen tut sie auch. Soll sie doch ihren Spaß haben. Würde man ihn fragen, diesen bequemen Ehemann, ob er dieselbe Frau noch einmal heiraten würde, er täte es wohl. Alles läuft ja irgendwie weiter.

In Deutschland sind nun Wahlen, Bundestagswahlen. Das Land wählt eine neue Regierung. Viele Leute glauben immer noch, dass derjenige, der sich Kanzler nennt, tatsächlich Entscheidungsvollmacht hätte. Er – oder natürlich sie – sitzt zusammen mit vielen Ministern an einem großen Tisch und diskutiert über eine möglichst gute Zukunft des Landes. So stellen sich die Leute die Regierungsarbeit vor. Deswegen werden Fehlentscheidungen meist auch persönlich mit dem Regierungsoberhaupt verknüpft. Man versucht zu verstehen, welche Beweggründe ausschlaggebend gewesen sein könnten für Fehler und die damit verbundenen Probleme. Ja, es scheinen viele Menschen im Land immer noch so zu denken. Oder wie ist es sonst zu verstehen, dass der größte Teil der Bevölkerung wieder zu den Wahlen gehen will und tatsächlich meint, Einfluss auf anstehende Veränderungen zu haben? Warum ist der Denkschritt eigentlich so schwer, das ganze Wahl- und Parteiensystem einmal gänzlich in Frage zu stellen? Denn dass dieses längst ausgedient hat, da nachweislich extrem unbrauchbar, ist unschwer zu erkennen.

Muss die immer wiederkehrende Beobachtung nicht verwundern, dass es allermeist dieselben Handlungsträger sind, die einmal auf der Regierungsbank und in der nächsten Periode wieder auf dem Oppositionsgang Platz nehmen? Dass der, der heute als Gegenspieler bezeichnet wird, schon im nächsten Wahlgang Arm in Arm mit dem ehemaligen politischen Feind daherkommt, fröhlich das Glas hebend auf die gemeinsame Zukunft des Landes, während er die Rasierklinge im Ärmel heimlich wieder einfährt, um diese für die nächsten Jahre erst einmal auf Eis zu legen? So geschieht es doch jedes Mal erneut. Die unterschiedlichen, angeblichen „Volks“- Parteien, die inzwischen in Wahrheit längst ihre eigenen Ideale aufgegeben und sich jeweils angepasst haben an alles, was gerade den Ton angibt, alleine aus Überlebensangst, verhalten sich nicht anders als ein Flittchen, das den Liebhaber verlässt, weil es einen anderen gefunden hat, der es noch großzügiger aushält.

In Deutschland sind nun Wahlen, Bundestagswahlen. Und viele Leute wissen immer noch nicht, für wen sie sich entscheiden sollen. Gewiss, einige, die noch Hoffnung haben, das sich etwas zum Besseren wenden könnte im Land, liebäugeln mit der „Alternative“ für Deutschland. Wenn ich wählen gehen würde, so täte ich dies vielleicht auch. Doch einmal ganz ehrlich: Was würde es denn nützen? Was würde sich wirklich verändern? Selbst wenn sie die Mehrheit erhalten sollte, diese noch nicht etablierte Partei, was wohl ziemlich ausgeschlossen ist, so müsste man hier mit anderen in eine Koalition gehen. Während sie doch heute noch in der blanken Opposition dazu steht. Und schon ginge der Kreislauf wieder los, ernst gemeinte Ideale und richtungsbestimmende Ziele würden in lauen Kompromissen, hinkenden Vergleichen und politisch korrekten Agreements verschwimmen wie die Milch im Kaffee, verschwimmen müssen. Anderes lässt dieses Parteiensystem gar nicht zu. Wer ehrlich das Gute für sein Volk umsetzen will, der hat nichts in einer Partei verloren. Denn eine Partei, der Name sagt es doch schon, ist zum Teilen, zum Spalten der Gesellschaft da. Da gibt es keine Einheit, denn jede will sich absetzen von den anderen durch immer wieder kühne Wahlversprechen (die hinterher natürlich nicht eingehalten werden), um Stimmen zu fangen. Und wozu braucht sie die Wählerstimmen? Richtig, um zu wachsen. Das ist der eigentliche und wahre Zweck einer Partei. Wie ein immer hungriges Ungeheuer frisst sie sich durch das Land, der Bauch wird immer dicker, je lauter die Töne sind, die das Monster spuckt. Sein Daseinszweck ist alleine Wachstum, genährt durch ewigen Machthunger. Nein, satt wird dieses Vieh niemals werden, denn das gehört nicht zu seiner speziellen Wesensart. Das Parteienmonster hat überhaupt nicht das Ziel, sich um das Wohl der Menschen im Lande zu kümmern, auch wenn es solchiges stets treuherzig beteuert. Es will und muss wachsen. Mehr nicht! Noch einmal: Wer Gutes für die Menschen im Land zum Ziele hat, und wer vor allem ehrlich im Charakter bleiben möchte, der kann nicht für eine Partei arbeiten. Er muss an dieser oder jener Stelle unehrlich werden. Es ist doch logisch, dass ein Parteienprogramm alleine schon nicht in Gänze akzeptiert werden kann in jedem Punkt in voller Überzeugung. Und selbst wenn es so wäre, spätestens zu jenem Zeitpunkt, in dem diese Partei in eine Koalition geht mit dem einstigen Gegner, gehen die Lügen und Verschleierungen los. Der einst Aufrechtes Lobende wird hineingezogen in den Strudel, wird nun Teil des gefräßigen Parteienmonsters, das doch nur die alleinige Aufgabe hat, den quälenden Machthunger zu stillen.

Währenddessen beginnt das Volk zu darben. Zunächst an der Seele. Denn es erkennt allmählich nebelhaft, dass etwas nicht stimmt, dass die Ideale verschwimmen und verschwinden, dass die Kraft zum Richtigen, zum Guten, zu fehlen scheint. Man sucht nach Lösungen, findet den Einäugigen unter den Blinden, macht ihn zum König. Und muss wiederum feststellen, dass auch der nichts taugt. Nach vielen Versuchen, die Jahre, Jahrzehnte aufzehren, weil sie immer munter die Bänke tauschen, die Blinden, die Einäugigen, die Machthungrigen, die vom Volke Finanzierten und Verwöhnten, schwant langsam die Ahnung, dass an diesem ganzen System etwas faul sein könnte, denn inzwischen geht es dem Volk immer schlechter. Aber was tun? Die Leute kennen ja nur dieses Parteiensystem, über anderes haben sie noch nie nachgedacht. Und nun beginnt der längste und verhängnisvollste Weg: Man beginnt zu hoffen. Zu hoffen, dass man doch bitte, irgendwie noch, Einfluss nehmen könnte. Durch was und wie? Aufruhr? Putsch? Aber wie? Mit wem? Tja, sie wissen es nicht. Weil sie niemals über wirkliche, ganz andere Alternativen nachgedacht haben. Und so gehen sie: Genau – sie gehen wieder wählen. 

Wer wirklich das Richtige, das Gute sucht, der hat nur eine einzige Wahl. Er muss sich mit dem Guten, Richtigen, mit dem Schöpfungsgesetzmäßigen verbinden. Das liegt ganz woanders als in Berlin. Doch es wird noch viel Zeit vergehen. Ein russisches Sprichwort sagt: Hoffnung ist ein Seil, auf dem viele Narren tanzen.