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15.09.17 / Unbestrittene Nummer Eins / Vor 300 Jahren begann der Porträtmaler Elias Gottlob Haußmann seine künstlerische Laufbahn

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

Unbestrittene Nummer Eins
Vor 300 Jahren begann der Porträtmaler Elias Gottlob Haußmann seine künstlerische Laufbahn
Martin Stolzenau

Elias Gottlob Haußmann begann seine Künstler- Karriere in Mitteldeutschland vor 300 Jahren mit einem Empfehlungsschreiben des Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen- Darmstadt. Das war seine Eintrittskarte. Er fungierte in der Folge als offizieller Porträtmaler der Stadt Leipzig, wurde in Anerkennung seines Wirkens zum königlich polnischen sowie kurfürstlich sächsischen Hofmaler berufen und unterhielt lange Zeit eine richtiggehende Bilderfabrik, in der allerdings die Massenproduktion überwog. Damit befriedigte er die Ansprüche des Leipziger Bürgertums und seiner Repräsentanten zur Selbstdarstellung. Eine größere und nachhaltige Bekanntheit erlangten vor allem seine Porträts von Luise Adelgunde Victorie Gottsched, Gottfried Reiche und Johann Sebastian Bach. Haußmanns Bach-Porträt wurde als Vorlage für alle späteren Reproduktionen, Stiche und Lithographien benutzt und gehört heute mit vielen anderen Arbeiten des Künstlers zum Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums von Leipzig.

Haußmann wurde 1695 in Gera im Herrschaftsgebiet der Reußen geboren. Sein Vater versuchte sein Glück in verschiedenen Orten als Kunstmaler, wurde vom kunstsinnigen Landgrafen von Hessen- Darmstadt zum Hofmaler berufen und bezog über einen längeren Zeitraum ein recht hohes Vierteljahresgehalt von „42 fl. 30 gr.“. Neben Auftragsarbeiten unterrichtete er seinen heranwachsenden Sohn Elias Gottlob, der ihn hinsichtlich der Begabung wohl übertraf. Landgraf Ernst Ludwig war von dem jungen Talent angetan, wollte aber aus eigner Tasche nicht zwei Hofmaler bezahlen und empfahl ihn deshalb mit Schreiben vom 15. September 1717 anderen Fürsten und auch Städten. Haußmann unternahm danach eine Studienreise durch Deutschland, um sich zu vervollkommnen, war für einige Zeit Schüler des Porträtisten Francesco Carlo Rusca aus Lugano und kam nach mehreren Zwischenstationen nach Dresden, wo der kunstsinnige Wettiner August der Starke das Sagen hatte. Der junge Künstler feierte erste Malerfolge und wurde nach Leipzig weiterempfohlen.

Er kam hier endgültig auf die Erfolgsbahn, profilierte sich als Porträtist und verweigerte sich andererseits den Vorgaben der Malerinnung. Der eskalierende Streit bewog Haußmann 1723 zur Rück­kehr nach Dresden, wo er zum Hofmaler aufstieg. Er war nun wer, hatte wachsende Aufträge und weiterhin Nachfragen aus Leipzig.

Die umfangreiche und zahlungskräftige Kundschaft von der Pleiße veranlasste Haußmann wohl 1725 zum nochmaligen Wechsel nach Leipzig, wo er als Porträtmaler das aufstrebende Bürgertum bediente. Bürgermeister, Ratsherrn, Universitätsprofessoren, Handwerksmeister und Kaufleute verlangten nach Porträts. Dazu kam, dass mehrere Innungen Porträts von ihren Mitgliedern forderten. Sogar die Kirchengemeinden wählten ihn als Porträtisten. Alle wandten sich an Haußmann. Das Geschäft boomte und seine Werkstatt gedieh zur sprichwörtlichen Bilderfabrik mit einer Serienproduktion, die eine Grundkonzeption mit nur geringen persönlichen Abweichungen umsetzte. Besonders prominente Kunden wurden allerdings etwas individueller porträtiert. Daraus resultierten die Qualitätsunterschiede, die bis heute überraschen.

Haußmann war über Jahrzehnte die unbestrittene Nummer Eins unter den Porträtisten Leipzigs. Doch nach 1760 entwickelte sich Konkurrenz. Anton Graffs feinsinnige Darstellungen waren denen Haußmanns überlegen. Damit begann der langsame Niedergang. Doch der Maler hatte in 40 Jahren Reichtum erworben, war bis zuletzt angesehen und finanziell gut versorgt. Darüber starb der offizielle Porträtist Leipzigs am 11. April 1774 in der Messe- und Universitätsstadt. Viele Kupferstecher stachen später oft nach Haußmanns Porträts und sorgten so für die Verbreitung seiner Kunst und für zeitgeschichtliche Zeugnisse, die heute als unverzichtbar gelten.