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15.09.17 / »Mit Landmann kann man Pferde stehlen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-17 vom 15. September 2017

»Mit Landmann kann man Pferde stehlen«
Bernd Kallina

Mit solchen Weggefährten kann man im besten Sinne Pferde stehlen“, ruft der legendäre GSG-9-Gründungskommandeur, General a.D. Ulrich K. Wegener, in einem Grußwort zur Neuerscheinung auf dem Buchmarkt „Schatten der Mächtigen. Biografie eines ehemaligen Personenschützers beim Bundeskriminalamt“, seinem Weggefährten Reinhard Landmann kameradschaftlich zu. Das interessante Werk vermittelt dem Leser einen ungewöhnlichen Einblick in das Leben des führenden BKA-Personenschützers, dessen Beruf begrifflich auch als „Leibwächter“ oder anglizistisch als „Bodyguard“ bisweilen bezeichnet wird. Die vielfältigen Perspektiven und Aufgabenfelder von staatlichem Personenschutz stellen die beiden Autoren Oliver Arning und Stefan Bisanz sehr anschaulich an der Lebens- und Berufsgeschichte des jahrelangen Ausbildungsleiters in diesem Metier beim BKA vor: Reinhard Landmann. Ihm hallt nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst im Jahre 1990 als Erster Kriminalhauptkommissar der Ruf des deutschen „Personenschutzpapstes“ auch heute noch nach – zu Recht, wie das Buch belegt.

Das bibliophil aufwendig gestaltete Werk ist mehr als nur die Biografie eines führenden Sicherheitsbeamten, der – vom Bundesgrenzschutz kommend – über die Landes- zur Kriminalpolizei in hohe BKA-Verwendungen aufsteigt: Es klärt ebenso über grundsätzliche Aufgaben von Personenschutz auf, wie es ein zeitgeschichtliches Dokument über große Polit-Kriminalfälle der Bundesrepublik Deutschland darstellt. So kommt die Geschichte der zweiten Generation der „Roten Armee-Fraktion 1977“ im Deutschen Herbst zur Sprache, die eine „historische Einordnung“ erfährt. Es werden die dabei zu Tage getretenen massiven Herausforderungen des Rechtsstaates realistisch nachgezeichnet und die Konsequenzen für den polizeilichen Personenschutz erläutert, die maßgeblich eben mit dem „Konzept Landmann“ verbunden sind. Fernab übrigens vom gängigen Bodyguard-Klischee einschlägiger Kriminal- und Agentenfilme.

Im Werk wird gut erklärt, wie aus einem ursprünglichen Schutz- und Begleitdienst („Sicherungsgruppe Bonn“) ein ganzheitliches Personenschutzkonzept entwickelt wurde, das zentral mit dem Namen „Landmann“ in Verbindung steht, was dessen rechtliche Grundlagen besagen und wie es sich zeitgemäß weiterentwickelt hat. Dass sich dieses ganzheitliche Konzept voll und ganz bewährt hat, lässt sich schon daran ablesen, dass auf deutschem Boden zur aktiven Zeit von Landmann (und auch später) kein Staatsgast einem Anschlag zum Opfer gefallen ist. Und die Reihe der höchst prominenten Schutzpersonen von damals liest sich wie das „Einmaleins“ der weltweiten Staatsmänner-Prominenz. Zu ihnen gehörten, alle in der höchsten „Gefährdungsstufe Eins“: Jitzchak Rabin, Answar as-Sadat, Hua Guofeng, Giscard 

d’Estaing sowie die US-Präsidenten Ronald Reagan, Gerald Ford und Jimmy Carter. Landmann hat sie bei ihren Staatsbesuchen in Deutschland als sogenannter „Personenschutzkommandoführer“ begleitet und persönlich beschützt.

Das Autorenduo geht auch ausführlich auf die von Landmann seit 1976 durchgesetzte „personenschutzspezifische Fahrausbildung“ im BKA ein. Dazu heißt es im Buch: „Ziel der Basisausbildung ist es, die Lehrgangsteilnehmer durch Analysieren realer Fälle mit attentats- und entführungsrelevanten Geschehensabläufen bekannt zu machen und sie durch ein Gefahrensensibilisierungs-training in die Lage zu versetzen, personenschutzspezifische und andere Gefahren rechtzeitig zu erkennen.“ Dabei traf Landmann auf einen damals sehr erfolgreichen Amateur-Rennfahrer und „schnellsten Mann des Bundestages“ (dort im Fahrdienst beschäftigt), auf Rolf „Larry“ Körner, den er schon bald als führenden Mann für den Bereich Fahrausbildung gewann und den das BKA im Herbst 1980 vom  in dieser Verwendung übernommen hat. Hier hatten sich zwei Sicherheitsprofis gefunden, die dieses zentrale Personenschutz-Segment im beruflichen Zusammenwirken optimal ausbauen konnten. Die riskanten Übungen im Umgang mit kritischen fahrdynamischen Grenzbereichen fanden übrigens auf dem von Larry-Körner gestalteten Trainingsgelände des Flughafens Köln-Bonn statt. Sie trugen wesentlich zur insgesamt so erfolgreichen Personenschutz-Karriere von Reinhard Landmann bei.

Oliver Arnig/Stefan Bisanz: „Schatten der Mächtigen. Biografie eines ehemaligen Personenschützers beim Bundeskriminalamt, Reinhard Landmann”, Verlag Security Explorer, Essen 2017, gebunden, 208 Seiten, E-Mail: buchbestllung@security-explorer.de