20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.09.17 / Wolfsschutz in der Kritik / Experten und betroffene Landwirte fordern begrenzte Bejagung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-17 vom 22. September 2017

Wolfsschutz in der Kritik
Experten und betroffene Landwirte fordern begrenzte Bejagung
N.H.

Schwedische Experten haben auf einer Fachausschusssitzung im Potsdamer Landtag über ihre Erfahrungen mit der Ansiedlung von Wölfen berichtet. In dem Land leben derzeit rund 300 Wölfe, anders als in Brandenburg besteht in Schweden aber die Möglichkeit, Wölfe zu erlegen, sobald sie für Nutztiere oder Menschen gefährlich werden. Pro Jahr werden so rund 30 Wölfe, also zehn Prozent des geschätzten Bestandes, geschossen. 

Die märkische CDU hat vor Kurzem eine solche Schutzjagd-Lösung auch für Brandenburg gefordert. Die AfD-Fraktion im Landtag hatte bereits im Januar den Antrag eingebracht, eine Obergrenze für den Wolfsbestand festzulegen. Dieser Vorschlag war von SPD, Linken, Grünen und sogar von der CDU damals abgelehnt worden. Auf der anderen Seite wächst der Druck, Lösungen für die Probleme der Wolfsansiedlung zu finden. 

Vor allem Landwirte fühlen sich im Stich gelassen. Mit dem Reißen von Schafen und Kälbern durch Wölfe kommt gerade die artgerechte Weidehaltung immer mehr unter Druck. Der Bau von wolfsabweisenden Zäunen und der Einsatz von Hirtenhunden verursacht Kosten, die kleine Betriebe stark belasten. „Wir können die Zäune gar nicht so schnell hochziehen, wie die Wolfspopulation wächst“, so einen Vertreter des Landesbauernverbandes. 

Tatsächlich wächst der  Wolfsbestand in Brandenburg rasant. Aktuelle Schätzungen gehen von 200 bis 250 Tieren aus, fast so viele wie im zehnmal größeren Schweden. Ohne Jagdmöglichkeiten wie in Schweden ist davon auszugehen, dass der Bestand in Brandenburg in einigen Jahren auf 1000 Wölfe anwachsen wird. Skepsis war nicht nur dem Bauernvertreter anzumerken, sondern auch Matthias Schannwell, dem Geschäftsführer des Brandenburger Jagdverbandes: „Der Wolf darf nicht länger das goldene Kalb sein, um das alle herumzutanzen haben.“ Der Verbands­chef fordert, dass eine Regulierung nicht länger als Sakrileg betrachtet wird. 

Im Landtag wurde ein weiteres Problem angesprochen, das bislang kaum beachtet wird: Immer mehr wolfsabweisende Zäune prägen das Landschaftsbild. Auch in Naturschutzgebieten, wo sich andere Wildtiere zusehends abgeriegelten Landschaften gegenübersehen. „Die Diskussion über Wildbrücken über Autobahnen erübrigt sich damit“, so eine  Anmerkung, die während der Fachtagung zu hören war.