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22.09.17 / Reformatorisches Bekenntnis? / Nürnberger Ausstellung über Dürers Verhältnis zu Luther

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-17 vom 22. September 2017

Reformatorisches Bekenntnis?
Nürnberger Ausstellung über Dürers Verhältnis zu Luther
Veit-Mario Thiede

Der Holzschnitt „Das letzte Abendmahl“ (1523) und das Gemäldepaar „Die vier Apostel“ (1526) werden immer wieder als eindeutiges Bekenntnis Albrecht Dürers zu Luthers Lehren beurteilt. Thomas Schauerte bezweifelt das. Der Direktor des Nürnberger Al­brecht-Dürer-Hauses präsentiert seine Erkenntnisse über die Haltung des Künstlers zur Reformation und ob sich diese in seiner Kunst widerspiegelt, in einer 70 Werke und Dokumente umfassenden Schau.

Als Martin Luther vor 500 Jahren seine Thesen verkündete, hatte der in Nürnberg lebende Dürer den größeren Teil seines Schaffens bereits vollbracht. Im Frühjahr 1525 bestimmte der Rat der Reichsstadt den Übertritt Nürnbergs zur Reformation. Dürer war also in seinen letzten drei Lebensjahren per Ratsbeschluss evangelisch. Als persönliche Sympathiebekundung gilt die „Luther-Klage“.

Nach dem „Verschwinden“ des Reformators 1521, das sich später als Aufenthalt auf der Wartburg herausstellte, notierte Dürer in sein Tagebuch: „O Gott, ist Luther tot, wer wird uns fortan das heilige Evangelium so klar vortragen?“ So steht es in den ältesten erhaltenen Abschriften des Tagebuchs. Ihre Richtigkeit lässt sich nicht überprüfen, da das Original verloren ist.

Unzweifelhaft echt hingegen ist Dürers Brief von 1520 an Luthers Vertrauten Spalatin. Dürer schreibt, er wolle Luthers Konterfei in Kupfer stechen – „zu einem langen Gedächtnis des christlichen Mannes, der mir aus großen Ängsten geholfen hat.“ Dazu kam es nicht.

Ausgeführt hat Dürer hingegen ein Kupferstich-Bildnis von Melanchthon. Schauerte beurteilt es als einziges Werk Dürers mit unabweisbarem Reformationsbezug. Und was ist mit dem Holzschnitt „Das letzte Abendmahl“ (1523)? Es wird gern als Dürers reformatorisches Bekenntnis zur Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt bewertet. Schauerte aber hält Komposition und Ausführung des Holzschnittes für so schwach, dass er unmöglich von Dürer stammen könne. Er schreibt ihn Sebald Beham neu zu.

Bleiben „Die vier Apostel“ (1526). Die linke Tafel stellt lebensgroß Johannes und Petrus, die rechte Markus und Paulus dar. Die heute in München beheima­teten Gemälde schuf Dürer als Geschenk an den Rat Nürnbergs. Das Dürer-Haus besitzt meisterhafte Kopien. Die Bibelzitate, auf denen die Apostel stehen, gelten als persönliches religiöses Be­kenntnis Dürers. Das bezweifelt Schauerte und bringt den Nürnberger Rat ins Spiel: Es sei mit ge­nauen Absprachen über die Beschriftung der Tafeln zu rechnen. 

Selbst wenn: Dürer war doch wohl mit der Textauswahl einverstanden. Überdies ignoriert Schauerte die Quelle der Zitate. Die aber macht die „Vier Apostel“ zu protestantischer Kunst. Die Zitate entstammen Luthers Übersetzung des Neuen Testaments.


Bis 4. Oktober im Albrecht-Dürer-Haus, Albrecht-Dürer-Straße 39, Nürnberg, geöffnet Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 20 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Sonnabend bis Montag 10 bis 17 Uhr. Eintritt: 5 Euro. Telefon (0911) 2315420, Internet: www.museen.nuernberg.de. Der Katalog kostet 19,95 Euro.