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22.09.17 / Polen plant Seekanal / Umstrittener Durchstich durch die Frische Nehrung ist bewilligt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-17 vom 22. September 2017

Polen plant Seekanal
Umstrittener Durchstich durch die Frische Nehrung ist bewilligt
Manuela Rosenthal-Kappi

Der Plan der polnischen Regierung, einen eigenen Ostseekanal durch die Frische Nehrung zu baggern, hat durch das jüngste russisch-weißrussische Militärmanöver „Sapad“ neue Nahrung erhalten. Die polnische Regierung hat jetzt beschlossen, 220 Millionen Euro für den Bau eines Schifffahrtskanals bereitzustellen. 

Seit Längerem schon fordern die Stadtbehörden von Elbing den Bau eines eigenen Schifffahrtskanals, scheiterten jedoch bislang an der fehlenden Machbarkeit und am Widerstand von Umweltschützern. Dass die Regierung nun einlenkt, wird mit der Angst vor der militärischen Bedrohung durch Russland begründet. Denn im benachbarten Königsberger Gebiet habe Russland Iskander-Mittelstreckenraketen stationiert, die das Baltikum und Polen bedrohen. Außerdem betreibe das Land in Pillau [Baltijsk] einen wichtigen Militärhafen.

Elbing hat ein besonderes Interesse am Bau des Seekanals, weil Schiffe, die zum Hafen Elbing wollen, bislang durch russische Gewässer fahren müssen. Warschau befürchtet, die russische Marine könne das Haff abschotten und hält auch ein Eindringen der russischen Marine in polnisches Gewässer für möglich. 

Ökologen und Einwohner der Region schlagen seit Jahren Alarm. Tatsächlich birgt die Umsetzung des Infrastrukturprojekts  große Risiken. Umweltschützer befürchten, dass der Wasseraustausch zwischen der Ostsee und dem Haff spürbar zunehmen würde. Da das Frische Haff ein Süßwassergewässer ist, würde durch die Vermischung von Salz- und Süßwasser Flussfische und Meerestiere, die im Süßwasser beheimatet sind, gefährdet. 

Auch die wirtschaftlichen Vorteile sind gering, da Danzig mit dem größten Hafen Polens nur 60 Kilometer entfernt liegt. Dennoch beginnen im Herbst die Ausschreibungen und mit dem Bau könnte Ende 2018 begonnen werden.