28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.09.17 / Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-17 vom 22. September 2017

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

da hat sich ein ganzer Clan gemeldet, denn so bezeichnet sich die ostpreußische Sippe selber, wie wir der Mail entnehmen, die Hellmuth Jucknat aus Kiel an uns gerichtet hat. Der Name ist in Ostpreußen nicht unbekannt, im Gegenteil, die Jucknats bilden schon eine stattliche Sippe, die vor allem im nördlichen Ostpreußen beheimatet ist. Aber um Ahnenforschung geht es dem „Clanchef“ der Familie gar nicht sondern um die Suche nach einem ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, der 1943 in amerikanische Gefangenschaft geriet und nach dessen Herkunft und Schicksal der Wissenschaftler Dirk Burgdorf aus den USA forscht. Beides liegt nämlich im Dunkeln – deshalb hat sich der wehrgeschichtliche Forscher eine „Jucknat“-Adresse in Deutschland ausgesucht, und diese im Januar angeschrieben. Die Bearbeitung der Angelegenheit wurde dann Herrn Hellmut Jucknat übertragen, der aber trotz aller Bemühungen aufgrund der wenigen Angaben zur Person des Gesuchten nur wenig erreichen konnte. Deshalb wandte er sich an uns. Wegen der wenigen vorhandenen Angaben verzögerte sich die Veröffentlichung – viel mehr sind es inzwischen auch nicht geworden, aber versuchen wir, das Beste daraus zu machen. 

Der von Dirk Burgdorf Gesuchte ist der Obergefreite Walter Jucknat, *17.05.1911, der 1943 als Angehöriger des deutschen Afrika-Korps in amerikanische Gefangenschaft geriet und in das Kriegsgefangenenlager in „Pine Bluff“ in Arkansas kam. Das ist aber auch alles. Es gibt weder Angaben zum Geburtsort oder Wohnsitz des Walter Jucknat, noch über seinen Werdegang nach der Entlassung. Auch in den wenigen noch vorhandenen Akten über das Lager in den National Archives, die Dirk Burgdorf durchforstet hat, fand er keine Anhaltspunkte. Also suchte er eine „Jucknat-Adresse“ in Deutschland und richtete an den Betreffenden seinen Wunsch: „Ich hoffe, dass Sie mit Walter Jucknat verwandt sind. Es ist natürlich nicht mehr zu hoffen, dass dieser Mann noch lebt, er wäre heute 105 Jahre alt. Auch wenn das nicht der Fall ist hege ich die Hoffnung, dass es eventuell Dokumente, Feldpostbriefe, Bilder oder sonstige Nachlassgegenstände geben könnte, die Einsichten in seine Lagerzeit bieten würden. Auch hätte ich gerne etwas aus dem Leben des Betreffenden erfahren, alles ist für mich von Wichtigkeit.“

Die Hoffnung des Forschenden ging leider nicht in Erfüllung. Es fanden sich weder Verwandte des damaligen Kriegsgefangenen noch Menschen aus seinem früheren Lebenskreis, obgleich sich der Jucknat-Clan große Mühe gab und Hellmut Jucknat, der sozusagen zum Sprecher der Sippe wurde, in ständiger Verbindung mit Dirk Burgdorf blieb. Ihm zur Seite der in Familienforschung erfahrene Martin Kunst aus Ganderkesee, der zwar die Namen von über 70 ostpreußischen Jucknats auflistete, aber der Gesuchte war nicht darunter. Da wirft sich natürlich die Frage auf: Kam Walter Jucknat überhaupt aus Ostpreußen? Dem Namensursprung nach ja – das besagt aber noch nicht, dass er dort geboren wurde und gelebt hat. Wir finden typisch ostpreußische Namen auch anderswo, vor allem in Berlin und im Ruhrgebiet – viele junge Ostpreußen, vor allem aus kinderreichen Familien, gingen ja nach „oberwärts“, wie man damals sagte, um im “Kohlenpott“ Arbeit und Brot zu finden. Und blieben da. Aber am wahrscheinlichste ist doch die ostpreußische Version.

Was können wir nun tun, wo schon so viel unternommen wurde? Das, was unsere Stärke ist: Die Erinnerung hervorrufen und überdenken, ob es in unserem Bekanntenkreis eine Familie Jucknat gegeben hat. Wenn ja, nachfragen, ob es noch Angehörige gibt und ob in deren Familiengeschichte ein Walter Jucknat vorkommt. Überlegen, ob einem ein Mann dieses Namens nach dem Krieg begegnet ist. Es kann ja auch sein, dass der aus Gefangenschaft Entlassene in Amerika blieb, dort ein neues Leben begann, weil er nicht in die Heimat zurückkehren konnte oder seine Familie nicht mehr fand. Ich habe schon einmal einen ähnlichen Fall erlebt: Da hatte ein Heimkehrer geglaubt, seine Familie sei in Tilsit ausgelöscht worden, deshalb blieb er in Belgien. Seine Mutter, die schwer verletzt Krieg und Flucht überlebte, hat Zeit ihres Lebens geglaubt, dass ihr Sohn noch am Leben ist. Als wir ihn gefunden hatten und ihr das mitteilen wollten, war sie zwei Wochen vorher verstorben. So etwas vergisst man nie. Aber bleiben wir bei Walter Jucknat. Wer etwas über seine Herkunft, sein Schicksal, sein Leben sagen kann, setze sich mit Hellmuth Jucknat in Verbindung. (Anschrift: Sylter Bogen 52 in 24107 Kiel, Telefon: 0431/311972 Kiel, E-Mail: hellmut.jucknat@t-online.de) Wer direkt zu Dirk Burgdorf Kontakt aufnehmen will, wende sich an die folgende Adresse. (21515 Manor View Circle, Germantown, MD 20876, USA, Telefon: +1 301 922-9610, E-Mail: contact@naraexpert.com)

Wir hatten in den letzten Folgen über das Schicksal eines Waisenkindes berichtet, das von einem russischen Ehepaar adoptiert wurde. Es handelt sich um den Wissenschaftler Dr. Valery Sewastianow, der nach 70-jähriger Ungewissheit über seine Herkunft nun verstärkt ergründen will, wer ihn 1947 in das Kinderheim im samländischen Georgenswalde gebracht hat, aus dem das Arztehepaar ihn herausholte. Es ist eigenartig, dass – unberührt von diesem Fall – eine Suchfrage an die Ostpreußische Familie gestellt wird, die auf einem ähnlichen Kinderschicksal beruht. Herr Joachim Schwers, der sich seit vielen Jahren mit der Klärung von Kinderschicksalen und der Vermisstensuche befasst, stellt sie auch aus familiären Gründen, denn es handelt sich um eine Cousine seiner Mutter, die aus Ostpreußen stammt. Ruth Kutschka wurde am 07.04.1940 in Brandenburg, Krs. Heiligenbeil, als Tochter des Ehepaares Walter und Anna Kutschka geboren. Zuletzt wohnte die Familie in Brandenburg, Langgasse 12. Dem Neugeborenen war keine glückliche Kindheit beschieden, denn es herrschte Krieg, und der Vater war bei der Wehrmacht. Das Schicksal schlug dann hart zu, als die Mutter 1944 verstarb. Ruth hatte noch mehrere Geschwister, die im ersten Nachkriegsjahr verhungerten und in Ludwigsdorf-Schwanis beerdigt wurden. Die Siebenjährige kam am 28.10.1947 in das russische Waisenhaus in Ludwigsort (Schneewalde), von dort aus soll sie nach Seepothen, Krs. Samland, gekommen sein, wo sich ihre Spur verliert. Es ist möglich, dass Ruth im November 1947 nach Rügen transportiert wurde, aber das ist nur eine Vermutung.

Für Herrn Schwers ergeben sich nun mehrere Fragen, von denen vielleicht die Eine oder die Andere von unseren Lesern beantwortet werden kann. Wo hat Ruth Kutschka nach dem Krieg bis zur Einweisung in das Waisenhaus 1947 gelebt? Wer war ebenfalls in einem der genannten Kinderheime und ist bereit, über diese Zeit zu berichten? Besteht noch der Friedhof in Lugwigsdorf-Schwanis, auf dem Ruths Geschwister begraben wurden, und gibt es eventuell über die hier Bestatteten irgendwelche Eintragungen, vielleicht in Kirchenbüchern? Wer kam im November 1947 mit den Transporten nach Rügen und kann über diese berichten? Wem ist Ruth Kutschka in jenen Jahren begegnet und weiß etwas über ihr weiteres Schicksal auszusagen? Ja, Fragen über Fragen, aber jeder Hinweis ist für Herrn Schwers wertvoll, der leider schon einen Rück­schlag in seinen Nachforschungen hinnehmen musste. Ein Verwandter von Ruth war ebenfalls in einem der Kindeheime, verweigert aber darüber jegliche Auskunft, auch dem offiziellen Suchdienst gegenüber, der sich bereits mit dem Schicksal von Ruth Kutschka befasst hat. Er ist blockiert wie so manche Vertriebenen, die als Kind heimatlos wurden. Auch das muss man verstehen. Aber immerhin fühlt sich Herr Schwers in seiner Annahme bestätigt, dass es noch weitere Zeitzeugen geben kann, und er hofft, dass sie aussagewilliger sind. (Joachim Schwers, Telefon: 0178/1870479, E-Mail: joachimschwers@web.de)

Als ich den Wunsch von Herrn Reinhold Kalisch in Folge 32 veröffentlichte, war ich nicht gerade hoffnungsvoll, dass sich auf diesen jemand melden würde. Denn er betraf ein ehemaliges Kinderheim in Zittau, in das im März 1945 der zwei Monate alte Säugling Reinhold eingeliefert wurde. Wahrscheinlich von seiner aus Königsberg stammenden Mutter, die ihn auf der Flucht in Schweidnitz zur Welt gebracht hatte. Es war ein sehr schönes Heim, das bis dahin ein Sanatorium für Herzkranke gewesen war, ehe es in den letzten Kriegsmonaten zum Waisenheim umfunktioniert wurde. Als das Kind an Thyphus erkrankte, kam es in ein Krankenhaus, wurde aber nach seiner Genesung wieder in das Heim gebracht, wo es bis 1947 blieb, als es in Pflege kam. Auf seiner bisher vergeblichen Suche nach seiner Familie hat er sich Herr Kalisch schon öfters an uns gewandt, leider hat er nie eine befriedigende Antwort bekommen. Seine letzte Frage betraf das Waisenheim in Zittau, weil er hoffte, dass sich vielleicht Leser melden würden, die dort ebenfalls als Kind eine Zeit verbrachten, oder die eine andere Beziehung zu dem schönen Haus in der Lessingstraße Nr.11 hatten. Wir hatten ein Bild von dem großzügigen Gebäude gebracht, aber das gehörte der Vergangenheit an, wie uns jetzt eine Aufnahme beweist, die uns von Frau Hilde Janssen-Kaydan aus Hamburg zugesandt wurde: Da ist nur ein leerer Platz inmitten wilden Gestrüpps zu sehen, denn das Haus wurde abgerissen und zwar erst vor kurzer Zeit. Der Bruder unserer Leserin, Horst Kaydan, der mit seiner Familie in Zittau wohnt, hat mehrere Fotos gemacht, die ich nun Herrn Kalisch übergeben werde. Herr Kaydan weiß so viel über die Geschichte des Hauses zu sagen, dass es zu DDR-Zeiten als Wochenheim genutzt wurde, dann jahrzehntelang leer stand, sodass die einstmals so prächtige Villa verfiel – bis nun vor zwei Monaten der Abrissbagger kam. Da wird die Vergangenheit für Reinhold Kalisch wieder aufleben, und wenn sich auch bisher keine anderen Verbindungen ergaben, so ist allein das Interesse, das ihm von den Geschwistern Kaydan entgegen gebracht wurde, doch dankbar zu begrüßen.

Eure Ruth Geede