26.04.2024

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29.09.17 / Deutschlands größte Evakuierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-17 vom 29. September 2017

Deutschlands größte Evakuierung

Es war die wohl größte Evakuierungsaktion wegen einer alten Fliegerbombe seit dem Zweiten Weltkrieg. In den frühen Morgenstunden des 1. Septembers, an einem Sonntag, mussten rund 65000 Frankfurter im Westend der Mainmetropole ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Der Grund: Auf einer Baustelle unweit der Goethe-Universität war eine großkalibrige Sprengbombe vom Typ HC-4000 gefunden worden. Ein Bagger hatte den Sprengkörper einige Tage vorher freigelegt. Am Bombenkörper fehlten 70 Zentimeter, sodass nun ein Teil des Sprengstoffs der Luft ausgesetzt war und durch Reibung oder Druck zu explodieren drohte. 

Die britische Luftwaffe hatte diese mit 1,4 Tonnen TNT (Trini-trotoluol) gefüllten Bomben über Wohngebieten abgeworfen. Die Zünder waren so eingestellt, dass sie über dem Ziel explodierten, Dächer abdeckten, Fenster eindrückten und Häuser beschädigten. Diese schweren Schäden bereiteten den Einsatz der Brandbomben vor. Sie explodierten in den teilzerstörten Gebäuden, wo die Brände reichlich Nahrung fanden und zum sogenannten Feuersturm führten. Der bildete sich durch die aufsteigende heiße Luft, die aus der Umgebung weitere Luft ansog und so den Brand erhielt. Diese Bomben gelangten als „Blockbuster“ oder „Wohnblock-knacker“ zu trauriger Berühmtheit. 

Betroffen von der Räumung waren auch das Polizeipräsidium, der Hessische Rundfunk und mehrere Krankenhäuser in der Umgebung. Die Verantwortlichen mussten wegen der hohen Sprengkraft der Bombe den Evakuierungsradius besonders weit ziehen. Bei der eigentlichen Entschärfung durfte sich im Umkreis von eineinhalb Kilometern um den Fundort außer zwei Experten des Kampfmittelräumdienstes niemand aufhalten. Die Entschärfung dauerte etwa drei Stunden, weil bei zwei der drei Zünder die Zündladung nicht entfernt werden konnte. Also mussten die Zünder vor Ort gesprengt werden, bevor die Bombe abtransportiert werden konnte.F.L.