Die Berliner Verwaltung hat keinen guten Ruf. Bürger beschweren sich nicht bloß über extrem lange Wartezeiten auf den Bürgerämtern. Auch Standesämter und die Kfz-Zulassungsstelle stehen in der Kritik. Manche Behörden werden nur noch tätig, wenn die Bürger sich zunächst „online“ angemeldet haben. Bekannt sind die Probleme, hinter denen auch Personalabbau, hoher Altersdurchschnitt und extrem hoher Krankenstand stehen.
Während sich bisher an der Personalsituation wenig geändert hat, ist Innensenator Andreas Geisel (SPD) auf die Idee verfallen, eine „Expertengruppe“ zu berufen, die „von außen“ das Ämterchaos zu beenden helfen soll. Die 13-köpfige Gruppe unter Vorsitz des langjährigen Vorstandsmitglieds der Bundesagentur für Arbeit Heinrich Alt soll eine „Bestandsaufnahme durchführen“ und „praktische Lösungen erarbeiten“. Mit Angelika Flatz, Sektionschefin im Bundeskanzleramt von Österreich, holte Geisel sich sogar Sachverstand aus dem benachbarten Ausland. Aufgabe ist es, Verwaltungsstrukturen zu untersuchen. Auch die Informationstechnik steht auf dem Prüfstand.
Bereits im Sommer hatten FDP und AfD eine Enquetekommission zu den Zuständen in der Verwaltung gefordert, dem sich schließlich SPD und Grüne anschlossen. Die Expertengruppe arbeitet „ehrenamtlich“. Alt gibt sich optimistisch: „Wir wollen alles einsammeln, was an guten Ideen dabei ist.“
Aber auch noch so optimierte Arbeitsabläufe beheben nicht den Personalmangel. Nicht weniger als 4000 Stellen allein in den Senatsverwaltungen sind zurzeit unbesetzt. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) denkt nun daran, das Personal durch arbeitslos gewordene Verwaltungsmitarbeiter von Air Berlin aufzufüllen. „Wir brauchen Menschen in der Verwaltung und bei Air Berlin arbeiten erfahrene Arbeitnehmer, die viele Kompetenzen einbringen können.“ In Berlin arbeiten alleine rund 1000 Beschäftigte – darunter IT-Fachleute und Buchhalter – in der Zentrale von Air Berlin.
Am 9. Januar soll die Expertengruppe ihre Ergebnisse vorstellen. Dabei lastet der Personalmangel wie ein dunkler Schatten auf allen guten Ratschlägen. Zusätzlich verschärft sich das Problem dadurch, dass in den kommenden Jahren zwischen 7000 und 8000 Mitarbeiter jährlich in Rente beziehungsweise in Pension gehen werden.