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29.09.17 / Der Aufstand vor der Vertreibung / Der Westen verschweigt die Vorgeschichte des Vorgehens Myanmars gegen die muslimischen Rohingya

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-17 vom 29. September 2017

Der Aufstand vor der Vertreibung
Der Westen verschweigt die Vorgeschichte des Vorgehens Myanmars gegen die muslimischen Rohingya
Bodo Bost

Die muslimische Minderheit der Rohingya in Myanmar sieht sich nach einem Aufstandsversuch im August verstärkter Verfolgung durch die Armee ausgesetzt.

Nach einigen Monaten Ruhe hatte Ende August im Westen der Republik der Union Myanmar eine neu gegründete Miliz der muslimischen Minderheit der Rohingya einen Aufstandsversuch unternommen. Sie verübten einen Überfall auf drei Polizeiposten an der Grenze zu Bangladesch. Dabei wurden neun Polizisten getötet. Bei Gegenangriffen der birmanischen Armee wurden mehr als 100 Angreifer getötet, die Armee riegelte Teile des Gliedstaates Rakhine ab. Eine massive Fluchtwelle setzte ein, in deren Verlauf bis zu 300000 staatenlose Rohingya, die in Myanmar als Bengalen bezeichnet werden, nach Bangladesch flüchteten. Die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die unter starker Kontrolle der myanmarischen Militärs steht, stellt die Rohingya als Terroristen dar.

Der Konflikt um die Staatsangehörigkeit der Rohingya schwelt seit der Unabhängigkeit Birmas und Indiens von den britischen Kolonialherren. Während sich in Indien die Nachfolgestaaten Indien und Pakistan entlang der Religionsgrenzen zwischen Muslimen und Hindus trennten, geschah eine solche Trennung an der Grenze zu Birma nicht. Eine große muslimische Minderheit verblieb auf birmanischem Territorium und große buddhistische Minderheiten verblieben auf dem Territorium von Bangladesch. Während in Bangladesch seit der Erlangung der Unabhängigkeit des Staates von Pakistan 1971 etwa drei Millionen Buddhisten ermordet wurden, ohne dass die Weltgemeinschaft daran Anteil genommen hätte, vermehrten sich die Rohingya im buddhistischen Birma auf heute zwei Millionen Angehörige. Dies ist der Hintergrund der Spannungen zwischen Myanmar und Bangladesch, dessen Spielball die Rohingya sind.

Dass sich die Rohingya bewaffnen würden, war abzusehen, immerhin gehört die Gewalt im Islam zum Wesen der Religion und diese hat zurzeit weltweit Hochkonjunktur. Die Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA), die sich zu den Angriffen auf die Polizeistationen bekannt hat, ist nach Angaben der International Crisis Group (ICG) 2016 von gut 20 Rohingya im saudi-arabischen  Exil gegründet worden. Sie gibt vor, eine klassische Aufstands-Armee zu sein, ihre Uniform ist jedoch schwarz wie die des Islamischen Staates (IS), der al-Kaida und aller radikalen Moslems weltweit. Aufgefallen waren auch die Bärte der ARSA-Krieger. Bezeichnenderweise boten al-Kaida und der IS auch gleich ihre Unterstützung für den Heiligen Krieg der Rohingya an. 

Die Flüchtlingswelle, die Ende August eingesetzt hat, ist nicht die erste. Es gab bereits Ende der 1970er Jahre, Anfang der 1990er Jahre und vor zehn Jahren drei große Fluchtwellen von Rohingya. In den 1970er und 1980er Jahren waren die Rohingya in Bangladesch noch großzügig aufgenommen worden. Heute sind sie auch für Bangladesch Spielball politischer Interessen. Das demokratische Myanmar verweigert seine Staatsangehörigkeit den Rohingya, die sich auch mit ihrer dunklen Hautfarbe von dem Rest der Bewohner Myanmars unterscheiden und deshalb als Bengalen angesehen werden, die aus Bangladesch illegal nach Birma zugewandert seien. Im südostasiatischen Vielvölkerstaat sind die große Mehrheit der 55 Millionen Einwohner Buddhisten, lediglich vier Prozent bezeichnen sich als Muslime. Mit zahlreichen ethnischen Minderheiten und deren Rebellenverbänden hat Myanmars Führung in den vergangenen Monaten seit der Rück-kehr zur Demokratie einen Waffenstillstand vereinbart, mit den Rohingya nicht.





Unterschiede zwischen Buddhismus und Islam

Während der Buddhismus wie der Hinduismus jahrhundertelang auf geistige Eroberungen aus war, drang der Islam mit Gewalt in Asien ein. Bevor die Araber den Islam in der Mitte des 7. Jahrhunderts nach Zentralasien brachten, hatte der Buddhismus dort Jahrhunderte lang geblüht. Besonders vorherrschend war er entlang der Seidenstraße, auf welcher der Handel zwischen Indien und China verlief und die von beiden Ländern nach Byzanz führte. Über die Seidenstraße ist der Islam schon früh in urbuddhistisches Gebiet in Zentralasien und Vorderindien vorgestoßen. In Bamiyan, einer der heiligen Stätten des Buddhismus und Weltkulturerbe im heutigen Afghanistan mit seinen riesigen Buddha-Standbildern, die erst unter der Herrschaft der Taliban 2001 zerstört wurden, trat schon im 8. Jahrhundert der Herrscher zum Islam über. Bevor die Inder 1948 die Briten als Kolonialmacht vertrieben, hatten sie im 17. und 18. Jahrhundert die islamischen Mogulherrscher als Kolonialmacht vertrieben. Der Islam war in Zentralasien und in Indien über Jahrhunderte auch Kolonialmacht, was viele heute nicht mehr wahrhaben wollen, die den Islam und damit auch die Rohingya aus ideologischen Gründen nur in der Rolle der Unterdrückten sehen wollen.B.B.