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29.09.17 / Unter Bernhards Mütze / Landesmuseum Bonn zeigt Sonderausstellung über die Blütezeit des Zisterzienserordens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-17 vom 29. September 2017

Unter Bernhards Mütze
Landesmuseum Bonn zeigt Sonderausstellung über die Blütezeit des Zisterzienserordens
Veit-Mario Thiede

Die Zisterzienser stiegen im Mittelalter zu einem der mächtigsten Verbände der Christenheit auf und gründeten Hunderte von Klöstern in ganz Europa. Im Landesmuseum Bonn zeigt eine Sonderausstellung rund 150 Objekte aus der mittelalterlichen Blütezeit des bis heute bestehenden Ordens.

Seine Wurzeln liegen in Frankreich. Anno 1098 ließ sich eine kleine Gruppen von Mönchen in der Wildnis von Cîteaux nieder, wo sie sich streng an die Regeln des heiligen Benedikt hielten. Nach dem Benediktsprinzip „bete und arbeite“ (ora et labora) führten sie ein entbehrungsreiches Leben. Wegen Nachwuchsmangels war das Kloster bald vom Untergang bedroht. Aber im Jahre 1113 verbesserte sich die Lage schlagartig: Der junge Adlige Bernhard (um 1090–1153) verstärkte mit 30 Freunden und Verwandten die bedrängte Mönchsgemeinschaft. Die nahm unter seiner Mitwirkung einen unerhörten Aufschwung.

Bald gründete das Mutterkloster Cîteaux Tochterklöster, aus denen wiederum neue Abteien hervorgingen. Alle waren der Jungfrau Maria geweiht. Bernhard selbst rief das Kloster Clairvaux und zahlreiche weitere Abteien ins Leben. Der 1174 heiliggesprochene Bernhard von Clairvaux war sowohl in kirchlichen als auch weltlichen Angelegenheiten eine der einflussreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Bereits seine Zeitgenossen rühmten ihn als Wundertäter. Davon kündet die ausgestellte „Mütze des heiligen Bernhard von Clairvaux“. Diese Reliquie aus Kaschmirwolle soll Bernhard 1152 Wilhelm und Beninga von Helfenstein ge­schenkt haben. Bald darauf be­kam das kinderlose Paar den ersehnten Stammhalter.

Die Schau wartet mit ein­drucks­vollen Gemälden und Plastiken auf. Das um 1325 geschaffene älteste erhaltene Tafelbild Dänemarks stammt aus dem ehemaligen Kloster Logum. Es zeigt im Zentrum den asketisch mageren Christus, der seine Wundmale vorweist. Eigens für die Schau hat das Landesmuseum das Hochaltarretabel (um 1432–1440) aus Kloster Kamp rekonstruiert. Im Schrein flankieren die Skulpturen der Apostel die Figuren vom Gottvater und seinem Sohn. 

Kurios ist, dass der Sohn ursprünglich seine Mutter war: Die Marienskulptur wurde durch Abarbeitungen im Brustbereich und den Austausch des Kopfes in Jesus Christus umgewandelt. Höhepunkt der Schau ist die Schreibwerkstatt. Zu den Kostbarkeiten gehören vier Bücher aus Cîteaux. Sie zählen zu den wichtigsten Handschriften des Mittelalters überhaupt.

Wirtschaftlich war der Orden auf Stifter angewiesen. Mit der von der Ordensregel gebotenen Handarbeit war es nicht weit her, denn die von den Mönchen und Nonnen täglich zu leistenden acht Stundengebete mitsamt mindestens einer Messe erforderten viel Zeit. Die Zisterzienser lösten das Problem durch die Aufnahme von „Konversen“. Die gelobten wie die Mönche Gehorsam und Ehelosigkeit, hatten aber weit geringere Gebetspflichten. Dafür leisteten sie körperliche Arbeit, die wesentlich zum Reichtum der Abteien beitrug.


Bis 28. Januar im LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstraße 14–16, Bonn, geöffnet Dienstag bis Freitag und Sonntag 11 bis 18 Uhr, Sonnabend 13 bis 18 Uhr, Eintritt: 8 Euro, Telefon (0228) 2070351, Internet: www.landesmuseum-bonn.lvr.de. Der Katalog aus dem Theiss Verlag kostet im Museum 24,95 Euro, im Buchhandel 29,95 Euro.