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29.09.17 / Heißer Herbst wegen »Matilda«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-17 vom 29. September 2017

Heißer Herbst wegen »Matilda«
MRK

Russland steht ein heißer Herbst bevor. Nicht die Erinnerung an die Oktoberrevolution vor 100 Jahren erhitzt die Gemüter, sondern ein Film, der am 25. Ok-tober im St. Petersburger Marinskij-Theater uraufgeführt werden soll. Der erbittert umstrittene Streifen „Matilda“ handelt von einer Liebesaffäre, die der spätere Zar Nikolaus II. mit der polnischstämmigen Ballerina Matilda Kschessinskaja hatte. Informationen darüber lieferten Tagebuchaufzeichnungen der jungen Tänzerin. In der Hauptrolle ist der deutsche Schauspieler Lars Erdinger als Zar Nikolaus II. zu sehen.

Das Sujet geht Konservativen der Russisch-Orthodoxen Kirche gegen den Strich. Eine Affäre des heiliggesprochenen Zaren passt nicht ins Bild der Orthodoxen. Extremistische Vereinigungen wie „Zarskij krest“ (Kreuz des Zaren) und die Organisation „Christlicher Staat – Heiliges Russland“ laufen gegen die Aufführung des Films mit Gewaltandrohungen Sturm. Sie bezeichnen den Film als „antirussische und antireligiöse Provokation“. Es gelang ihnen, die konservative Duma-Abgordnete Natalja Poklonskaja vor ihren Karren zu spannen, die allerdings mit dem Versuch scheiterte, den Film verbieten zu lassen. Aktivisten drohen seitdem mit Brandanschlägen auf Kinos. Die Scheiben des Filmstudios von Regisseur Alexej Utschitel wurden eingeschlagen, und vor dem Haus seines Rechtsanwalts wurden Autos angezündet mit der Botschaft „Brennen wegen Matilda“. Als Reaktion auf diese Gewalt-exzesse kündigten einige Kinoketten an, den Film aus dem Programm zu nehmen, weil sie um die Sicherheit der Zuschauer fürchten. 

Schützenhilfe erhielt Utschitels Film inzwischen vom Kultur- und dem Innenministerium. Der Leiter der Gruppe „Christlicher Staat“ wurde wegen Extremismus-Verdachts verhört, der Anführer einer ultraorthodoxen Splittergruppe verhaftet. Die Chancen steigen, dass der Film, für den 7000 Kostüme angefertigt wurden und der 25 Millionen US-Dollar gekostet hat, doch gezeigt werden kann.