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29.09.17 / Ozeanmuseum erhält ein Feuerschiff / Ankunft des schwimmenden Leuchtturms in Königsberg – Besichtigung in Kürze möglich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-17 vom 29. September 2017

Ozeanmuseum erhält ein Feuerschiff
Ankunft des schwimmenden Leuchtturms in Königsberg – Besichtigung in Kürze möglich
Jurij Tschernyschew

Das Königsberger Ozeanmuseum hat ein neues originelles Exponat erhalten, das bald besichtigt werden kann: Das Feuerschiff „Irbenskij“ wurde von Kronstadt nach Königsberg bugsiert, wo es am Pregelufer seinen ständigen Liegeplatz haben wird. 

Offiziell wurde das Feuerschiff dem Museum schon im August 2014 übergeben, aber der schwimmende Leuchtturm „Irbenskij“ konnte erst vor Kurzem den Hafen von Kronstadt verlassen und über die Ostsee nach Königsberg geschleppt werden. Nun hat das Schiff als neues Exponat des Ozeanmuseums seinen ständigen Standort am Pregel eingenommen. Bevor das Schiff in See stach, 

musste es einer Grundsanierung unterzogen werden, bei der vor allem eine gründliche Überprüfung des Rumpfes und der Schwimmfähigkeit des Schiffs vorgenommen wurde. 

Das Feuerschiff „Irbenskij“ hat eine interessante Geschichte, die in den 1950er Jahren begann. Damals war die Irbenstraße, der Hauptausgang des Rigaischen Meerbusens zur Ostsee, wegen der steigenden Zahl der Schiffe, die Riga, das Riff und die Irbenstraße passierten, zur wachsenden Bedrohung für die Sicherheit der Schifffahrt geworden. Die Sowjetregierung stand vor der Wahl, entweder die Navigation durch die gefährliche Seestraße zu verbessern oder die Ausgaben für die Versicherung der Schiffe zu erhöhen. Ende der 50er Jahre entschied man sich dafür, zwei „schwimmende Leuchttürme“ in Finnland zu bestellen – einer kam im Kaspischen Meer zum Einsatz, der andere wurde 1962 an den Beginn des Fahrwassers der Irbenstraße gestellt. 

Das Feuerschiff „Irbenskij“ wurde als letzter schwimmender und bemannter Leuchtturm der Welt gebaut. Es ist 43 Meter lang und  fast zehn Meter breit. Die Besatzung bestand aus 19 Personen. An der Irbenstraße in der Nähe des Hafens Windau (lettisch Ventspils) gelegen, gab der Leuchtturm den Schiffen bis 1985 Orientierung und Signale, bis an dieser Stelle ein fester Leuchtturm den Dienst übernahm. Das überflüssig gewordene Feuerschiff schleppte man zunächst nach Pillau und später nach Lomonossow, wo es lange Zeit als Hauptquartier der Division diente. Dann wurde das Schiff außer Dienst gestellt und zum Verkauf angeboten. So wurde auch die Leitung des Ozeanmuseums auf das Schiff aufmerksam.

Doch nach 20 Jahren, in denen der schwimmende Leuchtturm dem Verfall preisgegeben war, wäre es zu riskant gewesen, ihn nach Königsberg zu bringen, wo die Reparatur zwar billiger gewesen wäre, aber möglicherweise hätte das marode Schiff seinen Bestimmungsort nie erreicht. Der Leuchtturm sowie der Schiffsrumpf befanden sich in sehr schlechtem Zustand. Deshalb mussten die Untersuchung und die Reparaturarbeiten in Kronstadt durchgeführt werden. Die Antriebsschraube und die Lenkanlage mussten erneuert werden. Der im Wasser liegende Teil des Rumpfs wurde gestrichen, damit das Metall nicht rostet. Eine solche Reparatur ermöglicht es, das Schiff fünf Jahre lang sicher im Wasser zu belassen.

Doch die Arbeiten sind auch nach der Ankunft des Feuerschiffs in Königsberg noch nicht beendet. Es muss als Museumsobjekt erst hergerichtet werden, für die Wasserversorgung, die Elektrifizierung, Beschriftung und die Sicherheit der Besucher muss Sorge getragen werden. Danach wird das Innere für die Öffnung für Besucher vorbereitet. Das wichtigste Exponat ist die Fresnel‘sche Linse im Glas des Leuchtturms. Das Kristallglas ist sehr zerbrechlich, sodass man es wahrscheinlich durch gewöhnliches ersetzen muss. Bis die Museumsbesucher das Interieur und die technische Ausstattung des einzigartigen Leuchtturms besichtigen und sich mit den Einzelheiten seiner außergewöhnlichen Geschichte vertraut machen können, wird noch eine Weile vergehen.