25.04.2024

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06.10.17 / Berliner Groteske

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-17 vom 06. Oktober 2017

Berliner Groteske
Vera Lengsfeld

Fast eine Woche lang gab es in Berlin ein Schauspiel, nein, eine Schmierenkomödie, wie sie nur in der Hauptstadt von Absurdistan möglich ist.

Am Freitag, dem 22. September, besetzten etwa 100 Chaoten, die von den wohlwollenden Medien hartnäckig als „Aktivisten“ bezeichnet werden, die „Volksbühne“ am Rosa-Luxemburg-Platz. Sie erklärten diesen Akt der Nötigung zur „Kunstaktion“. Dem Intendanten wurde bedeutet, er könne sich zu den Spielstätten auf dem Tempelhofer Feld tummeln. Vom Kultursenator der Linkspartei, Klaus Lederer, verlangte man „Unterstützung“. Einen Plan hatten die „Aktivisten“ offenbar nicht. Als auf ihre Besetzung erst mal keine Reaktion erfolgte, weil der wachsweiche Intendant keine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs stellen wollte und der Senator ebenfalls untätig blieb, statt die Theaterleute, die an ihrer Arbeit gehindert wurden, zu verteidigen, wussten die Besetzer tagelang nicht weiter. 

Sie veranstalteten Partys, Versammlungen, Abstimmungen, zeigten Filme und behaupteten, dass marxistische Seminare stattfänden. Was das alles mit Kunst zu tun haben sollte, wurden sie weder von den Medien noch von der Politik gefragt. Stattdessen wurde den Gentrifizierungskritikern ein ernstzunehmendes „Anliegen“ bescheinigt. Sie seien gegen steigende Mieten, knappen Wohnraum und soziale Verdrängung. In der Tat, so die „FAZ“, sei „die städtische Wohnungspolitik eines der drängendsten Themen unserer politischen Gegenwart“. Nur hat das alles nichts mit dem Theater zu tun, wo keine Wohnungspolitik, sondern im Idealfall Kunst gemacht wird.

In der viel zu langen Ägide von Frank Castorf war es allerdings eher Propaganda, die auf die Bühne kam. Es waren also eher Ideologiebeflissene, die seinen Inszenierungen huldigten. Warum der neue Intendant, Chris Dercon, so vehement abgelehnt wird, ist nicht recht zu verstehen, denn auch er ist linksideologisch verortet. Angeblich soll es den Besetzern um den „sozialen Zusammenhalt“ in der Stadt gegangen sein. Darf man fragen, wieso es für den sozialen Zusammenhalt förderlich sein soll, wenn man ein Theater zum Protestcamp umfunktioniert und die Künstler draußen bleiben müssen? Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. So boten die Besetzer großzügig ihre „Unterstützung“ bei der Suche nach geeigneten Proberäumen an.

Gegen die sich ausbreitende Langweile unter den „Aktivisten“ half die Teilnahme am gewaltsamen Protestspektakel gegen die Wahlparty der AfD auf dem nahen Alexanderplatz. Am Morgen danach begann die Tristesse sich unter den Besetzern weiter auszubreiten. Es wurden von Tag zu Tag weniger. Am siebten Tag packte das letzte Dutzend seine Sachen, um eine Anzeige zu vermeiden. Als Abschiedsgeschenk bekamen sie die unbegrenzte Nutzung zweier Räume im Theater zugesprochen. Auf die nächste Inszenierung darf man gespannt sein.