19.04.2024

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06.10.17 / Hirngespinst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-17 vom 06. Oktober 2017

Hirngespinst
Hermann Paul Winter

Die Türkische Gemeinde Deutschland (TGD) steht an vorderster Front einer an Peinlichkeit und Unverfrorenheit kaum noch zu überbietenden Forderungskultur. Der Vorsitzende der Gemeinde, Gökay Sofuoglu, fordert nun allen Ernstes von den Parteien eine „Migrantenquote“ für Kandidatennominierungen bei Wahlen. Für einen als Integrationspionier umjubelten Mitarbeiter der Caritas eine sonderbare Auslegung innerparteilicher Demokratie. Kandidaten sollen nach seinen Vorstellungen von nun an durch Eingriffe im Sinne von Lobby-isten aufgestellt werden. Sofuoglu scheint der Auffassung zu sein, dass er sich um die Integration verdient macht, wenn er seinen Landsleuten Sonderrechte verschafft. Wie abwegig! In den türkischen Verbänden ist die Bedeutung von Integration seit Jahren durch ein verwirrtes Bild von Rechten und Pflichten kontaminiert.

In einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur im Jahr 2011 äußerte sich der damalige Vorsitzende der TGD, Kenan Kolat, er wolle den Begriff Integration abschaffen, denn dieser sage den Zuwanderern, sie müssten sich einbringen. In der Folge brachte die Kanzlerin den Begriff Teilhabe in den „Nationalen Aktionsplan Integration“ ein. Die Gesellschaft müsse eine „bestimmte geistige Offenheit“ entwickeln. „Integration“ sei nicht mehr zeitgemäß, vielmehr gehe es um Teilhabe, gab Merkel an.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Sofuoglus und Kolats bis heute nicht begriffen haben, was es mit Teilhabe auf sich hat, dann dürfte dieser mit dem Quoten-Hirngespinst Sofuoglus nun erbracht sein. Anders als im orthodoxen Islam folgt der Begriff im europäischen Wertekanon griechischen und christlichen Wurzeln: Platons Satz „… sich gegenseitig Anteil geben an dem Nutzen, den jeder Einzelne für das Land bringen kann …“ bindet Teilhabe ebenso an Selbstentfaltungs- und Pflichtwerten wie der biblische Satz „Einer trage des Anderen Last“. Sofuoglus übrige erhobene Forderungen sprechen Bände. Er wolle die freie Visavergabe an Türken. Nicht um Immigranten im Allgemeinen geht es ihm also, sondern lediglich um seine muslimischen Landsleute. Diesen möge man obendrein einen Bundesbeauftragten gegen Rassismus und Rechtsextremismus zur Seite stellen.

Selbstentfaltung ja, Pflichten nein: Sofuoglu hat bis heute nichts gegen den Rassismus in den eigenen Reihen unternommen. Seit Jahren tauchen regelmäßig Berichte von türkischen rassistischen Ausfällen gegen Afrikaner auf. Auch der Kurdenkonflikt trägt rassistische Züge. Und: Ist Sofuoglo jemals gegen den türkischen Rechtsextremismus eingeschritten, allen voran gegen den der Grauen Wölfe, deren Hass und Hetze gegen Christen, Juden und Armenier sich in Deutschland seit Jahren offen ausbreitet?

Wie der ungezügelte Moscheebau und das gezielte Verschanzen in Parallelwelten führen die Forderungsrituale der türkischen Verbände zu allem anderen als zu tatsächlicher Teilhabe.