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06.10.17 / Der erste Amerikaner / Ein Hoch auf die Wikinger – USA feiern den Leif-Erikson-Tag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-17 vom 06. Oktober 2017

Der erste Amerikaner
Ein Hoch auf die Wikinger – USA feiern den Leif-Erikson-Tag
D. Jestrzemski

Seit 1964 ist am 9. Oktober in den Vereinigten Staaten von Amerika der „Leif Erikson Day“ (Leif-Erikson-Tag). In der Einführung dieses kurios anmutenden gesetzlichen Feiertags sahen manche seinerzeit so etwas wie einen Trostpreis für den Wikinger Leif Erikson, der mutmaßlich als erster Europäer amerikanischen Boden betrat, trotzdem aber allgemein nicht als Entdecker der Neuen Welt anerkannt ist, seitdem Christoph Kolumbus nachweislich über den Atlantik gesegelt ist.

Als gesichert gilt, dass Leif Erikson und seine Begleiter um das Jahr 1000 mit den typischen Langschiffen der Wikinger den Atlantik überquerten und zu­erst in Labrador, dann in Neufundland an Land gingen. Vermutlich waren sie in Grönland gestartet und fuhren in Richtung Westen – aus Abenteuerlust, 500 Jahre vor Kolumbus. 

Der Termin des Leif-Erikson-Tags bezieht sich auf den 9. Okto­ber 1825. An diesem Tag erreichte das norwegische Schiff „Restauration“ mit 52 Immigranten aus Stavanger den Hafen von New York. Damit begann die organisierte Immigration aus Norwegen in die USA. Zum Gedenken an dieses Ereignis fand im Juni 1925 in Minnesota eine Feier statt, bei der US-Präsident Calvin Coolidge als Redner auftrat und die Forderung unterstützte, man solle sich von offizieller Seite auf Leif Erikson als Entdecker Amerikas verständigen. Das bedeutete Wasser auf die Mühlen einer Bürgerbewegung in den Bundesstaaten des Mittleren Westens, die sich genau dies zum Ziel gesetzt hatte. 

Im Mittleren Westen hatten sich im 19. Jahrhundert viele skandinavischstämmige Immigranten niedergelassen. In den USA und weltweit blieb jedoch die Festlegung auf den 12. Oktober 1492 als Datum der Entdeckung Amerikas bestehen und damit auf den genuesischen Seefahrer Christoph Kolumbus als Entdecker des Doppelkontinents.

Leif Erikson wurde um 970 in Island geboren und starb um 1030 auf Grönland. Populär wurde die These, dass er und seine Begleiter als erste Europäer die Neue Welt erreicht hätten, durch das 1874 veröffentlichte Buch „America Not Discovered by Columbus“ von Rasmus Bjørn Anderson (1846–1936). Aufgrund eigener Forschungen war der US-amerikanische Skandinavistik-Professor zur Auffassung gelangt, dass die Berichte über Leif Erikson und seine Seereisen, wie sie in den nordischen Sagas und einigen Ge­schichtsquellen überliefert sind, im Wesentlichen auf historischen Tatsachen beruhen. 1929 erreichte er, dass der Leif-Erikson-Tag im US-Bundesstaat Wisconsin als staatlicher Feiertag anerkannt wurde. Diesem Beispiel folgten bis 1956 fünf weitere Bundesstaaten. 

1963 brachte der demokratische Kongressabgeordnete John Blatnik aus Duluth einen Gesetzesentwurf zur Abstimmung ein, wonach der Leif-Erikson-Tag im ganzen Land als staatlicher Feiertag eingeführt werden sollte. Ein Jahr später wurde der Entwurf im Kongress einstimmig angenommen. Seitdem proklamiert jeder Präsident der USA am 9. Oktober diesen Gedenktag und würdigt die Verdienste skandinavischstämmiger Amerikaner.