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06.10.17 / Pause für Glücksvögel / Auf ihrem Zug nach Afrika machen Kraniche Rast in Brandenburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-17 vom 06. Oktober 2017

Pause für Glücksvögel
Auf ihrem Zug nach Afrika machen Kraniche Rast in Brandenburg
Barbara Eising

Zehntausende Kraniche sind im Landeanflug auf das Bundesland Brandenburg. Dort machen sie in den kommenden Wochen Zwischenstopp auf ihrem Langstreckenflug von Osteuropa und Skandinavien nach Spanien, Frankreich und Nordafrika und tanken Kraft sowie Energie auf Stoppelfeldern und Gewässern. 

Besonders reger Flugbetrieb herrscht jedes Jahr in Linum. Der kleine Ort nördlich von Berlin nahe der A24 Berlin-Hamburg gilt sogar als Drehkreuz der majestätischen Flieger und ist das größte binnenländische Rastgebiet in Mitteleuropa. Rund 70000 der sogenannten Glücksvögel werden dort bis Anfang November anreisen. Im Herbst des vergangenen Jahres zählten Vogelkundler sogar um die 130000 Kraniche. Kein Wunder, bietet doch das Vogelschutzgebiet Rhin-Havelluch mit seinen Teichen, Wiesen und Äckern ideale Bedingungen, sich für den Flug ins sonnige Winterquartier zu stärken. 

Etwas beschaulicher, aber nicht weniger spektakulär geht es in der Prignitz, rund 150 Kilometer südöstlich von Hamburg, zu. Im Sommer klappern dort die Störche auf den Dächern, und kaum sind sie weg, nehmen Kraniche Kurs auf die Elbaue und das Rambower Moor, das 2014 von der Heinz-Sielmann-Stiftung unter 18 Moor-Landschaften zu Deutschlands schönstem Naturwunder gekürt wurde. 

Auch eine sogenannte Bergbaufolgelandschaft hatte es dem Tierfilmer Heinz Sielmann angetan. Mit seiner Stiftung erwarb er im Jahr 2000 ein ehemaliges Tagebaurevier in der Nähe des Spreewaldes, um die Natur zu schützen. Denn die einstige Kohlengrube hat sich in ein wertvolles Areal aus Wäldern, Dünen, Seen und Sümpfen verwandelt. Und dass es dort schön ist, haben auch die Kraniche erkannt, die zu Tausenden in der Bergbaulandschaft Zwischenstopp machen. Vom Aussichtsturm am Natur-Erlebniszentrum ist der Vogelzug am besten zu beobachten.

Beliebter Rastplatz der Langstreckensegler ist auch der Nationalpark Unteres Odertal an der deutsch-polnischen Grenze. Dort äsen die grauen Reisegesellschaften tagsüber überwiegend auf der deutschen Seite der Oder und fliegen zum Schlafen in die unzugänglichen Poldergewässer auf der östlichen Oderseite. 

Wer das Flugspektakel sehen möchte, muss entweder früh aus den Federn, denn die grauen Großvögel sind Frühaufsteher, oder man schaut dem Fluggeschehen bei Anbruch der Dämmerung zu. Dann kommen die Vögel in Flugstaffeln mit lauten Trompetenrufen von den Stoppelfeldern zurück, wo sie sich die Bäuche mit Mais, Getreide, Würmern und Insekten vollgeschlagen haben, und landen auf ihren Schlafplätzen. Das sind meist flache Gewässer oder feuchte Wiesen, wo sie sich sicher fühlen.

In allen Regionen bieten Naturschutzeinrichtungen Führungen zu den Rastplätzen an. Der Nationalpark Unteres Odertal lädt noch bis zum 8. Oktober in Gartz nahe Schwedt zur Kranichbeobachtung ein.


Weitere Informationen über Kraniche: www.kraniche.de