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13.10.17 / Nur 412 Organspender / Der Skandal von 2011 hat viele Menschen misstrauisch gemacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Nur 412 Organspender
Der Skandal von 2011 hat viele Menschen misstrauisch gemacht

In Halle soll sogar eine spezielle Grünanlage helfen. 2008 wurde der „Park des Hoffens, des Erinnerns und des Dankens“ angelegt. Jedes Jahr wird er durch weitere neue Bäume erweitert. Er dient als Anlaufpunkt für Menschen, denen Organe transplantiert wurden. Er soll an jene erinnern, die bereit waren, nach ihrem Tod etwas von sich für andere herzugeben. Vor allem soll er gesunden Menschen die Idee der Organspende näher bringen.

In Deutschland sind es nur wenige, die den nötigen Ausweis bei sich tragen. Seit 2007 sinkt die Zahl der Organspender beinahe kontinuierlich. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 857. Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ist auch für dieses Jahr keine Trendwende erkennbar. Im ersten Halbjahr gab es lediglich 412 Organspender. 

Schwierig ist zum einen, dass sowohl Empfänger als auch Spender immer älter werden. Stefan Schneeberger, Präsident der Europäischen Gesellschaft für Organtransplantationen (ESOT): „Früher lag das Durchschnittsalter für Spender bei 25 Jahren, heute ist es auf 55 Jahre angestiegen. Die Organqualität ist damit schlechter geworden.“

Katastrophale Auswirkungen auf die Bereitschaft, einen Spenderausweis bei sich zu tragen, hatte in Deutschland vor allem der Skandal um die gefälschten Daten in verschiedenen Transpantationszentren in den Jahren 2010 und 2011. In Göttingen, Leipzig München und Münster hatten Ärzte systematisch falsche Angaben gemacht, um eigenen Patienten aussichtsreiche Plätze auf den Wartelisten für Leberverpflanzungen zu sichern. 

Seither sollen strengere Kontrollen, mehr Transparenz und das Sechs-Augen-Prinzip bei Transplantationsentscheidungen Missbrauch verhindern. Trotz Werbeausgaben der Krankenkassen in Höhe von rund 100 Millionen Euro konnte das Misstrauen der Bevölkerung nicht wesentlich abgebaut werden. Abhilfe könnte die sogenannte Widerspruchslösung bieten. Sie wird beispielsweise in Österreich praktiziert. Organspender ist automatisch jeder, der zu Lebzeiten nicht ausdrück-lich widersprochen hat. Der in Innsbruck praktizierende ESOT-Präsident Stefan Schneeberger: „Österreich ist so etwas wie ein gelobtes Land. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist extrem hoch.“ FH