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13.10.17 / Spendermangel: Helfen Organe von Tieren?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Spendermangel: Helfen Organe von Tieren?

Eigentlich ist die Idee gar nicht so ungewöhnlich. In den Sagenwelten vieler Völker spielen menschliche Wesen mit tierischen Körperteilen eine Rolle. Es gibt fischschwänzige Meerjungfrauen, Pferdemenschen, also Zentauren, und Löwenmenschen, die Sphinxe. Tierische Organe gelten nun auch vielen Experten als Zukunft der Transplantationsmedizin. Xenotransplantationen, so das Fremdwort, könnten vor allem den Spendermangel beheben. Herzklappen von Schweinen oder Rindern werden schon heute verwendet. Vor Kurzem gelang es Ärzten, einen Diabetes-Patienten mit lebenden Schweinezellen zu kurieren. 

Geht es um Organtransplantationen, gilt das Schwein ohnehin als „bester Freund des Menschen.“ Sein Stoffwechsel ähnelt dem unseren. Das Herz ist – auch im Vergleich zu den näheren Verwandten, den Affen – besonders kräftig. Gleichzeitig passt es gut in den Brustraum des Menschen. Ein Schweineherz, das in einen Pavian verpflanzt wurde, schlug 945 Tage lang. 

Die Frage, wie viel Schmerz und Leid der Affe dabei ertrug, wird in den medizinischen Fachartikel wohlweißlich meist ausgeklammert. Die Xenotransplantation wirft ethische Probleme auf. „Dürfen wir Tiere zu beliebig manipulierbaren Versuchsobjekten und Ersatzteillagern degradieren für einen vermeintlichen Nutzen beim Menschen?“, fragt zum Beispiel die Initiative Ärzte gegen Tierversuche. Gegner der Xenotransplantation weisen auch darauf hin, dass durch artfremde Organe tödliche Viren auf den Menschen übertragen werden könnten. Die Fortschritte halten sich zudem in den letzten Jahren in Grenzen, auch wenn die Befürworter immer wieder große Durchbrüche ankündigen. Der Schweizer Pharmariese Novartis prognostizierte im Jahr 1999, dass ab 2010 bis zu 300000 Menschen jährlich Herz, Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse vom Tier erhalten könnten. Bis heute ist es nicht möglich, ein ganzes artfremdes Organ auf einen Menschen zu übertragen.  FH