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13.10.17 / Frauen am Steuer / Saudi-Arabien lockert das Fahrverbot für Bürgerinnen des Landes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Frauen am Steuer
Saudi-Arabien lockert das Fahrverbot für Bürgerinnen des Landes

Per Dekret, das zur besten Sendezeit im Fernsehen verlesen wurde, wies König Salman von Saudi-Arabien das In­nenministerium an, bis zum 

24. Juni 2018 dafür zu sorgen, dass sich Frauen Führerscheine ausstellen lassen und Autos anmelden können. Saudi-Arabien war weltweit das letzte Land, in dem ein solch diskriminierendes Verbot galt. 

Viele Aktivisten, die seit Jahrzehnten auf diese Verletzung der Menschenrechte hingewiesen haben, feierten den Durchbruch als großen Erfolg. Dagegen erinnerten Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International daran, dass es bis zur rechtlichen Gleichstellung der saudischen Frauen noch ein langer Weg sei. Hintergrund der neuerlichen Öffnung dürften wirtschaftliche Probleme infolge des Ölpreisverfalls sein, denn Frauen, die nicht Auto fahren dürfen, können kaum einer Arbeit nachgehen und falls doch, mussten sie bislang einen Chauffeur einstellen, was sich natürlich nur wenige leisten konnten.

In der Vergangenheit waren mehrfach Frauen festgenommen worden, die gegen das Fahrverbot verstießen und aus Protest Videos von sich am Steuer ins Internet stellten. Erst kürzlich war eine junge Frau von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, weil sie in einem Internet-Video im Minirock zu sehen war. Auf sie wartet die Prügelstrafe. 

Die saudische Politik und Gesellschaft sind vom Wahhabismus dominiert, einer besonders strengen Auslegung des Islams. Einige religiöse Gelehrte hatten sich immer wieder gegen eine Lockerung des Fahrverbotes ausgesprochen. Hanebüchene Begründungen, wie etwa, dass Autofahren schlecht sei für die Eierstöcke der Frau, waren deswegen von Religionsgelehrten aus dem Koran gefiltert worden. Noch vor wenigen Wochen hatte ein bekannter Religionsgelehrter sogar behauptet, dass Frauen nur ein Viertel des Gehirns eines Mannes hatten, woraufhin er strafversetzt wurde.

Deshalb hieß es auch jetzt aus den saudischen Regierungskreisen, dass die neu auszuarbeitenden Regularien selbstverständlich im Einklang mit dem islamischen Recht stehen müssten. Um diese Regularien zu implementieren, gibt es bereits jetzt ein Heer von zigtausenden staatlicher Kontrolleuren für die Züchtigkeit der saudischen Frauen, die auch in Zukunft nicht wegfallen werden, im Gegenteil. 

Bis zum Beginn der Gültigkeit der neuen Freiheit muss der Staat jetzt erst einmal eine ganz neue Polizeieinheit von weiblichen Verkehrspolizisten heranbilden, die dann in Zukunft die weiblichen Chauffeure kontrollieren dürfen und sollen. Denn die Geschlechtertrennung gilt in Saudi-Arabien, wo es ganze Städte nur für Frauen gibt, in allen Bereichen. Die zukünftigen weiblichen Chauffeure dürfen dann nicht von Männern kontrolliert werden, das verbietet das saudische Religionsgesetz, sondern nur von weiblichen Verkehrspolizisten, die jetzt erst einmal im Schnellverfahren herangebildet werden müssen.

Trotz zukünftiger Fahrerlaubnis sind saudische Frauen von einer Gleichstellung noch immer Lichtjahre entfernt. Ob als nächstes auch die strengen Vollverschleierungsvorschriften für die fahrenden Frauen gelockert werden, ist eine andere Frage, denn die bisherigen Schleiervorschriften engen das Blickfeld der fahrenden Frauen in beträchtlicher Weise ein, und damit die Sicherheit des Verkehrs.B.B.