16.04.2024

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13.10.17 / In fremder Haut / Paulo Coelho versetzt sich in Mata Hari

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

In fremder Haut
Paulo Coelho versetzt sich in Mata Hari
H. Tews

Neben James Bond ist Mata Hari der weltweit berühmteste Spion. Bloß mit dem Unterschied, dass dieser weibliche 007 keine fiktive Figur ist, sondern eine ganz reale Person war. Am 15. Oktober, also vor 100 Jahren, wurde sie wegen Hochverrats von einem französischen Standgericht exekutiert, obwohl bis heute un­klar ist, ob die Tänzerin, Femme fatale und Muse tatsächlich als Doppelspionin für Frankreich und Deutschland aktiv war (siehe PAZ vom 6.10.2017).

Das Schicksal der Mata Hari, die von sich behauptete, „mein einziges Verbrechen war, eine selbstbestimmte Frau zu sein“, wurde in unzähligen Filmen und literarischen Werken erzählt. Der jüngste Roman über diesen schillernden Mythos stammt von dem brasilianischen Schriftsteller Paulo Coelho, der mit dem 1988 erschienenen Roman „Der Alchimist“ zum Weltstar wurde. 

In seinem neuen Buch „Die Spionin“, das in der Übersetzung von Maralde Meyer-Minnemann bei Diogenes erschienen ist (192 Seiten, 19,90 Euro), lässt Coelho den Erzähler in die Haut der Mata Hari schlüpfen. In einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis erzählt sie ihr außergewöhnliches Leben selbst: vom Mädchen Margarethe Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so gleichsam zu einer der ersten Feministinnen wurde. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich – erotisch wie politisch – auf ein gefährliches Doppelspiel ein.

Auch 100 Jahre nach ihrem Tod ist Coelho davon überzeugt, das man von dieser Frau, die es schaffte, mit Lügenmärchen berühmt zu werden, noch mindestens drei Dinge lernen kann: „Erstens, dass die Verwirklichung eines Traums ihren Preis fordert; zweitens, dass man darauf gefasst sein muss, angegriffen zu werden, wenn man es wagt, anders zu sein, und drittens, dass es auch in einer feindlichen, von Männern bestimmten, Welt Mittel und Wege gibt, sich zu behaupten.“

Mit „Die Spionin“ hat Coelho einen Briefroman geschrieben, der dem Leser die Mata Hari ganz nahe bringt. Die Beweggründe ihres waghalsigen Handelns lassen sich so einfühlsam nachvollziehen.