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13.10.17 / Heimstatt der verdienten Deutschen / Vor 175 Jahren eröffnete König Ludwig I. von Bayern die Walhalla

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Heimstatt der verdienten Deutschen
Vor 175 Jahren eröffnete König Ludwig I. von Bayern die Walhalla
Manuel Ruoff

„Ein Gebäude, dem Andenken großer Deutschen bestimmt“. So lautete die Überschrift der Ausschreibung für die Walhalla. Politisch hoch symbolisch erfolgte die Grundsteinlegung am 17. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig und die Eröffnung genau ein Dutzend Jahre später.

Von den Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland ist es traditionell das bayerische, das am stärksten seine Eigenständigkeit betont. Nichtsdestoweniger haben die Bayern mit Ludwig I. einen der größten deutschen Patrioten hervorgebracht, die je auf einem deutschen Thron gesessen haben. Dieser Patriotismus ist umso beachtenswerter und achtenswerter, als der Staat, dessen Kronprinz und späterer König Ludwig war, von der Kollaboration mit dem französischen Fremdherrscher Napoleon profitierte. Der Staat wurde vom Kurfürstentum zum Königreich aufgewertet und sein Territorium erweitert. Nichtsdestotrotz empfand Ludwig „Teutschlands tiefste Schmach“. Offiziell im Januar 1807 fasste er den Beschluss, die „rühmlich ausgezeichneten Teutschen“ beziehungsweise deren Bildnisse und/oder Namen in einem Ehren­tempel zu vereinen. 

Noch war Ludwig nur Kronprinz und seine finanziellen Mittel waren entsprechend beschränkt. Mit der Erstellung einer Liste, welche Personen „teutscher Zunge“ in einem solchen Ehrentempel des Vaterlandes vertreten sein müssten, konnte er jedoch bereits beginnen. Dabei ließ er sich von dem Historiker Johannes von Müller beraten. 

Mit Müller kam er auch auf den Namen „Walhalla“ für die Heimstätte der deutschen toten Helden. Gemäß der nordischen Mythologie war Valhöll, Walhall, Valhall, Walhalla, Valhallaer die Wohnung der Gefallenen, der Ruheort der ehrenvoll Gefallenen, das Kriegerparadies. Doch nicht nur Männer konnten sogenannte Walhallagenossen werden. „Kein Stand nicht, auch das weibliche Geschlecht nicht, ist ausgeschlossen. Gleichheit besteht in der Walhalla; hebt doch der Tod jeden irdischen Unterschied auf“, meinte Ludwig hochmodern.

Der Kronprinz machte sich jedoch nicht nur mit Müller Gedanken über den Namen des Gebäudes und den Kreis der zu Ehrenden, sondern gab auch schon die Fertigung entsprechender Büsten in Auftrag. Große Deutsche, für deren Büsten es keine Vorlagen gab, deren Aussehen also unbekannt war, sollten durch Inschrifttafeln geehrt werden. 

Als Standort des Tempels hatte Ludwig ursprünglich an den Englischen Garten in München gedacht. Erst später entschied er sich für einen Berg an der Donau. Die Wahl fiel auf den Bräuberg bei Donaustauf im Oberpfälzer Landkreis Regensburg. Dort war der Tempel zwar für das Volk nicht so gut erreichbar wie in der Residenzstadt, aber dafür war eine ungemein beeindruckende Dramaturgie am Ufer der Donau möglich, der man sich schwerlich entziehen kann.

1825 bestieg Ludwig als Nachfolger seines in jenem Jahr verstorbenen Vaters den bayerischen Thron. Nun hatte er ganz andere materielle Möglichkeiten. 60 Büsten waren bereits in seiner Kronprinzenzeit entstanden. Jetzt konnte er sich auch an die Realisierung des Gebäudes machen. Am 17. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, dem 18. Ok­tober 1830, wurde der Grundstein gelegt. Mit dem Bau beauftragte Ludwig Leo von Klenze, den man als den bayerischen Karl Friedrich Schinkel ansprechen kann, gilt er doch neben dem Preußen als bedeutendster Architekt des Klassizismus. Schon Ludwigs Vater hatte er als Privatarchitekt gedient, und das Stadtbild der bayerischen Hauptstadt ist noch heute von seinen Bauten geprägt. Es war die Zeit des Philhellenismus, der Begeisterung für den Befreiungskampf der Griechen von der osmanischen Herrschaft. Einer der bekanntesten Philhellenen war Ludwig I. Nicht von ungefähr ersetzte er bereits in seinem ersten Regierungsjahr im Staatsnamen, der bis dahin „Baiern“ lautete, das profane „i“ durch das „griechische ypsilon“, und wählten die Griechen seinen Sohn Otto zu ihrem ersten König. So bekam das germanisch-nordische Kriegerparadies ein griechisch-antikes Aussehen.

Zwölf Jahre nach der Grundsteinlegung erfolgte die Einweihung der Walhalla. Ludwig war es vergönnt, die Eröffnung seines mit Baukosten von vier Millionen Gulden teuersten Projektes nicht nur mitzuerleben, sondern selber vorzunehmen. Er eröffnete den Bau mit den auf einem Stein vor dem Gebäude nachzulesenden Worten: „Möchte Walhalla förderlich sein der Erstarkung und der Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen Stammes sie auch seien, immer fühlen, dass sie ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland auf das sie stolz sein können, und jeder trage bei, soviel er vermag, zu dessen Verherrlichung.“

Bei der Eröffnung lagen bereits 96 Büsten und 64 Inschrifttafeln vor. Ludwig wollte jedoch kein statistisches historisches Denkmal, das nur die vor dem 18. Oktober 1842 gestorbenen großen Deutschen ehrt. Es war vielmehr die bis in die Gegenwart stattfindende Ergänzung durch nach der Eröffnung verstorbene große Deutsche vorgesehen. Umso wichtiger war die Frage, wem die Walhalla und damit auch das Ergänzungsrecht nach dem Tode des Bauherren zufallen soll. Auch hier war Ludwig wieder ganz deutscher Patriot. Nicht Bayern, sondern „Deutschland, seinem großen Vaterlande“ vermachte er 1859 die Walhalla. Damals gab es noch den 1815 auf dem Wiener Kongress gegründeten Deutschen Bund. Nur noch sieben Jahre sollte er da noch vor sich haben, aber bereits vier Jahre vor seiner Auflösung wurde in einem Zusatz des Testamentes für diesen Falle vorgesorgt. Dann sollte der bayerische Staat Eigentümer werden  – aber nur solange bis wieder ein Bund Deutschland vereinigt. 

Nun gibt es bereits seit 1949 die Bundesrepublik Deutschland, die seit 1990 neben West- auch Mitteldeutschland umfasst, aber die Walhalla ist heute nicht in ihrem Besitz, sondern in dem des Freistaates Bayern. Seit 1962 macht das Bundesland auch von dem mit dem Eigentum verbundenen Recht der Ergänzung Gebrauch. Die Auswahl nimmt der bayerische Ministerrat auf Empfehlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vor. Im Abstand von etwa einem halben Jahrzehnt werden neue Büsten aufgenommen von verdienten Deutschen beziehungsweise Menschen, die als solche gelten.