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13.10.17 / Polithasen aus der Grauzone / Gestern Wale retten, heute die AfD harponieren: die dubiosen Aktionen der Avaaz-Aktivisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Polithasen aus der Grauzone
Gestern Wale retten, heute die AfD harponieren: die dubiosen Aktionen der Avaaz-Aktivisten
Ulrike Dobberthien

Der Text war naiv, klingelte mit jedem Modewort aus dem Wörterbuch des Weltverbesserers und hätte im Tagebuch eines 14-jährigen Mädchens stehen können. Dort stand er aber nicht. Er stand im Internet und lautete: „Sehr geehrte AfD, wir sind die 87 Prozent, die euch nicht gewählt haben. … Wir sind Menschen jedes Geschlechts, jedes Alters, jeder Herkunft, jeder Religion, jeder Hautfarbe, jeder sexuellen Orientierung, jeder politischen Richtung. Wir sind die, die unser Land zu dem machen, was es ist. Und wir stehen auf gegen euren Rassismus. Wir stehen für ein weltoffenes, soziales, liberales, vielfältiges Deutschland, in dem kein Platz ist für Fremdenfeindlichkeit. Wo ihr Mauern ziehen wollt, bauen wir Brücken. Wo ihr Hass verbreiten wollt, reagieren wir mit Zusammenhalt. Das hier ist unser aller Land, und ihr‚ holt es euch nicht zurück.“

Das kann man auf einer Internetseite unterschreiben, denn es handelt sich um eine Petition, die sich zum Ziel gesetzt hat, 500000 Stimmen zu bekommen (Stand am 4. Oktober: 490612). Hinter der Kampagne, deren populistische Sprüche wohl eher Brücken zerstören, statt sie zu bauen, steckt „Avaaz“, was auf Hindi und Urdu „Stimme“ bedeutet. Dieses Aktivistennetzwerk, das die ganze Welt umspannt, gründete 2007 der Unternehmer Ricken Patel (Vater Inder, Mutter Engländerin) in den USA. Patel hatte auch schon mit den – vorwiegend links ausgerichteten Mitmach-Plattformen „Move on“ und „res.publica“ – gezeigt, wie man Leute im Internet mobilisiert. Die Finanzierung von Avaaz ist undurchsichtig, 2008 nannte der damalige kanadische Außenminister John Baird das Ganze eine „ausländische Schattenorganisation“ mit Verbindungen zu dem Milliardär George Soros, der dafür bekannt ist, alles zu finanzieren, was die aktuellen Staatsordnungen des Westens untergräbt.

Die Gestaltung der Seiten von Avaaz ist so professionell, dass man auf den ersten Blick beeindruckt erstarrt. Auf den zweiten Blick beginnt das Kopfschütteln. Wale retten, Meere retten, Klima retten, Weltfrieden – es sind die klassischen Teenager-Themen der Generation Greenpeace, die Avaaz zu ihren Kampagnen macht. Dazu noch „Flüchtlinge aufnehmen“ und etwas „Freiheit für Palästina“. Schon ist man mitten im sich träge dahinwälzenden Fahrwasser des ewigen ich-wünsche-mir-nur-Gutes-und-will-die-Welt-verbessern-Urstromtals. Orchestriert wird das Ganze von erfahrenen Polithasen aus der Grauzone erprobter linker Lobbygruppen. Avaaz ist die Fortsetzung von Greenpeace, Robin Wood und Sea Shepard im Internet.

Um eine Unterschriften-Kampagne zu starten, kann jedermann in jedem Land der Welt bei Avaaz Vorschläge einreichen. Je mehr Unterschriften sich das Team erhofft, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Petition in Gang kommt. So mischte sich Avaaz in die amerikanische Präsidentenwahl 2016 ein, indem sie mit dem Slogan „Donald Trump besiegen“ Stimmung machte.

Dazu hat Avaaz in jedem Land Kampagnenleiter, in der Regel junge, linksgerichtete und technikaffine Leute, die bereits Erfahrung als „Aktivisten“ haben. In Deutschland ist das Christoph Schott (Selbstbezeichnung „Avaaz Global Campaigner“). Er dachte sich auch den Brief an die AfD aus. Schott, der an der Stuttgarter „Hochschule der Medien“ lernte, wie man das Internet für Kampagnen nutzt und sich als Dauerpraktikant bei diversen Unternehmen von der Schweiz bis nach Australien hangelte, kann die AfD nicht leiden. Ebenfalls via Avaaz mobilisierte er vor dem AfD-Parteitag in Köln im April Gegendemonstranten – er mittendrin–, die kindisches Theater aufführten: Eingehüllt in Klamotten, die Wehrmachtsuniformen darstellen sollten, darüber ein abgegrabbelter weißer Woll-Overall, mimten sie die „Wölfe im Schafspelz“, die sie in der AfD wittern. Vor die Gesichter hielten sie sich dabei die Bilder der führenden Köpfe der AfD.

Die Idee zu dem aktuellen Brief an die AfD, so Schott, sei ihm am Sonntag nach Verkündung des Wahlergebnisses gekommen. „Die Parteien sollen sehen, dass die große Mehrheit der Deutschen sich weiterhin für ein vielfältiges Deutschland einsetzt.“

Nun ja. Ob das „die Parteien“ beeindruckt? Die bekamen nämlich schon mal eine Prise Avaaz, wieder orchestriert von Schott: Es nannte sich „Kampagne im Käfig – Merkel soll Schwule in Tschetschenien schützen“. Dazu hockten Ende April ein paar Leute zwei Tage lang in einem Käfig vor dem Kanzleramt. Damit Merkel beim Treffen mit Putin am 2. Mai in Sotschi auch ja für die Rechte der Homosexuellen in Tschetschenien eintritt. 

Putin wird sich vor Lachen fast verschluckt haben. Und die AfD kann die Avaaz-Kampagne lächelnd aussitzen.