29.03.2024

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13.10.17 / Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

gerade hatte ich von unserem russischen Familienfreund Dr. Valery Sevastianow berichtet, der noch immer nach seiner wahren Herkunft sucht, die zweifellos auf eine ostpreußische Familie hinweist und dessen Traum es ist, die Segel zu einer Weltreise setzen zu können – da meldet sich einer, der für sich diesen Traum wahr gemacht hat. Unsere langjährigen Leser werden sich sicher noch an ihn erinnern, denn mit seiner Liebe zu Ostpreußen, die er mit Bild und Wort dokumentierte, hat er oft unsere Kolumne bereichert: Es ist der „Spandauer Wurstmaxe“ Manfred Stahl, ein waschechter Berliner, der in seiner direkten Art frischen Wind in unsere Kolumne brachte. Immer wieder zog es ihn nach Ostpreußen, vor allem auf die Kurische Nehrung, ein Nomade unserer Zeit, dessen einziger Festpunkt seine Wurstbude am Spandauer Bahnhof war, mit der er sein Brot verdiente. Und dann gab er auch die auf, denn eines Tages teilte er uns mit, dass er nun Abschied von Berlin und Bude nehme, denn er ginge auf Weltreise. Vielleicht hat ihn auf seinen Nehrungsfahrten die Ostsee dazu angeregt, vielleicht war es auch ein schon lange gehegtes Fernweh, weniger Abenteurerlust, denn er nahm seine beiden Hunde mit auf die Fahrt nach Irgendwo. Lange gab es kein Lebenszeichen von ihm, obgleich er versprochen hatte, sich bei unserer Ostpreußischen Familie zu melden. Vielleicht war seine Weltreise doch nicht so verlaufen, wie er gedacht – weniger geplant – hatte. Aber dann kam vor einigen Wochen eine Karte mit Grüßen an die Ostpreußische Familie – aus Spanien. Sehr weit war unser Wurstmaxe also noch nicht gekommen, und seine Grüße klangen auch nicht mehr so herzlich-herzhaft wie früher. Aber nun erhielt ich wieder eine Ansichtskarte, diesmal aus Kroatien, und die liest sich schon anders: „Einen letzten Sommergruß sendet Ihnen von ganzem Herzen Ihr Spandauer Wurstmaxe Manfred Stahl. Nachdem ich den ganzen Sommer über mit meinen Hunden Karlchen und Paulchen in Spanien und Portugal unterwegs war, finde ich hier in Kroatien etwas Ruhe und entspanne mich angenehm“. In Rovigno ist er gelandet, einem verschachtelten Städtchen auf einem Felseneiland – na wollen mal sehen, wie lange es der unruhige Geist dort aushält. Unser Dank für die Grüße wird ihn mit Sicherheit nicht erreichen, aber wir wollen ihn trotzdem sagen, denn er hat uns nicht vergessen, und die Familie ihn auch nicht.

Und die besten Grüße und Wünsche für eine baldige Genesung wollen wir auch einem unserer treuesten und emsigsten Mithelfer sagen, ohne dessen Beiträge wir nicht so viel über die stillen Ecken Ostpreußens wissen würden: Bernd Dauskardt. Sein Sohn Martin teilte uns schon Ende August mit, dass sich sein Vater nach einer Hüftoperation noch mindestens bis Mitte Oktober in stationärer Behandlung befinden würde. So werden ihn unsere Grüße in der Klinik oder in der Reha erreichen, vielleicht auch schon daheim, wo auch immer: Sie sind herzlich und voller Hoffnung, dass Bernd Dauskardt bald wieder auf Heimatreise gehen und neue Winkel für uns entdecken kann. Aber vorsorglich, wie er ist, hat er seinem Sohn einige Veröffentlichungen aus seiner Feder mitgegeben, die er mir übermitteln soll, denn er ist sich sicher, dass ich daraus eine schöne Geschichte für die Ostpreußische Familie mache. Das will ich gerne tun, denn diesmal ist es eine ganz besondere Begegnung, die er schildert und im Bild festgehalten hat. Die mehr als ein Jahrhundert auszulöschen scheint, denn hier ist die Zeit stehen geblieben in der ehemaligen Kolonie Bismarck und ihrem letzten Bewohner aus jener so fern erscheinenden Zeit, in der Hermann Sudermanns Litauische Geschichten spielen. Und auf einmal ist sie so nah, als könnten wir jeden Augenblick „Jons und Erdme“ begegnen, diesem im Moor siedelnden Paar, das so schwer „wurrachen“ muss und trotzdem die Freude am Leben nicht verliert. Einen Nachkommen solcher Moorsiedler traf Bernd Dauskard auf seinem Weg durch die weite Landschaft am Rußstrom, den fast 80-jährigen Walter Wallenschus, der mit seinen Ziegen und Schafen die Einsamkeit teilt. Fast archaisch mutet dieses Anwesen in der Abgeschiedenheit der Moorlandschaft an, und die Vergleiche mit einer Arche Noah sind gegeben, wenn man das Holzhaus betrachtet, das in jedem Frühjahr, wenn der Schacktarp kommt, mehr oder weniger hoch überschwemmt wird. Da fällt einem unweigerlich der von Sudermann in seiner Novelle „Jons und Erdme“ geschilderte Sträfling ein, dem hier als Moorsiedler ein Weiterleben in Freiheit ermöglicht wird und der sich mit einer die ganze Kate umschließenden Wand abschottet. Was sich hinter dieser verbirgt stellt sich dann bei dem großen, alles überflutenden Hochwasser heraus: Das Haus ruhte nicht auf festem Untergrund, es war als großer Kahn gebaut, mit dem der Alte nun die vom Wasser eingeschlossenen Moorleute retten kann. Gelebte Literatur also, wenn man den Kahn sieht, der angebunden vor dem Holzhaus von Walter Wallenschus liegt und der ihn schon bei manchem Hochwasser vor dem Eingeschlossen sein bewahrt hat. Das Foto zeigt den rüstigen Alten beim Füttern seiner Ziegen – mit der Flasche. Ein uriges Leben, das Bernd Daus­kardt da eingefangen hat, das trotz Krieg, Vertreibung und wechselnder Grenzziehungen sich immer treu geblieben ist.

Bleiben wir mit unserer heutigen Suchfrage gleich im nördlichen Ostpreußen, denn die vielen Familiennamen, die in einem Schreiben von Herrn Theodor Ebeling aus Hannover genannt werden, weisen schon beim ersten Blick darauf hin. Beginnen wir mit seinen einleitenden Worten, die an die Ostpreußische Familie gerichtet sind: „Heute wende ich mich an Sie im Namen meines Vaters Theodor Ebeling, der im Juli 1944 auf dem Rückzug in Ragnit meine Mutter Ursula Schneider kennengelernt und sich sofort in sie verliebt hat. Nach vielen Wirren und Umständen konnten sie endlich im Oktober 1948 in Hannover heiraten und dort über 60 Jahre gemeinsam verleben. Mein Vater ist nun im 95. Lebensjahr und fast blind, verfolgt jedoch noch immer mit großem Interesse die Nachrichten der Ostpreußischen Familie, auch nach dem Tod meiner Mutter 2009. Schon vor Jahren hat er begonnen, nicht nur seine Vorfahren, sondern auch die meiner Mutter in Ostpreußen und besonders im Memelland zu erforschen. In den Verfilmungen der noch vorhandenen Bestände an Kirchenbüchern, die bei den Mormonen einzusehen sind, hat er auch einiges herausgefunden.“

Aber es bleiben doch noch einige Fragen offen wie die nach der Familie seiner Urgroßmutter mütterlicherseits. Der Urgroßvater hieß Mikkelis Pleikys/Pleikis, *1831 in Barsdehnen, Kreis Heydekrug, +nach 1905 in Jugnaten. Er heiratete Barbe Kasokikke, * etwa 1832, +09.06. in Barsdehnen. Die Heirat erfolgte vermutlich um 1856/57, denn das erste Kind wurde im November 1857 geboren. Die Beurkundung der Heirat und somit ein Verweis auf die Eltern von Urgroßmutter Barbe sind nicht zu finden, da der Ort unbekannt ist. Er muss außerhalb des Kirchspiels Schakuhnen-Karkeln liegen, aber dort hat Herr Ebeling nur die Eintragung des Todes von Barbe Kasokikke, Ehefrau des Mikkelis Pleikys, gefunden. Darum seine Frage: „Gibt es in der Ostpreußischen Familie Personen, denen der Name Kasoks (Kasokikke, Kasokene, Kasokaitis, Kasokaite) bekannt ist und kann diesen Familiennamen einem Ort oder Kirchspiel im Memelland zuordnen?“ Herr Ebeling nennt sogar noch eine andere Variante, weil sich in den alten Urkunden in Sütterlinschrift das s und das h sehr ähnlich sind: Kahoks/Kahokikke – also auch unter diesen Namen kann gesucht werden. Das Gleiche gilt auch für die männlichen Angehörigen der Linie Pleikys. Sie heirateten Frauen mit den Namen Laukants (Laukandt, Laukantikke), sowie Kalweit (Kalweitis, Kalwaitikke) und Kubok, – hier fehlen aber die Geburts- bzw. Heiratsorte im Memelland, die einen Hinweis auf deren Eltern oder mögliche Geschwister bringen könnten.

Für Nichtostpreußen dürften diese Namensnennungen reichlich verwirrend sein, aber nicht für unsere Leserinnen und Leser aus dem nördlichen Ostpreußen. Und das gilt auch für die Fragen von Herrn Ebeling, die seine Mutter betreffen. Es handelt sich um den Geburtsort von Ursula Schneider, Prusgirren, das spätere Preußwalde, wo sie am 04.04.1924 zur Welt kam. Getauft wurde sie am 20.04.1924 in Budwethen, später Altenkirch. Als Vierjährige kam sie mit Eltern und Geschwistern nach Ragnit, wo die Familie bis zur Flucht im November 1944 wohnte. Die Stadt ihrer Kindheit und Jugendjahre hat Ursula zusammen mit ihrem Mann 1992 besucht, sie waren auch in Budwethen und konnten dort die Taufkirche finden, die von den Russen als Kino benutzt wurde. Ihren Geburtsort hat Ursula Ebeling aber nicht gefunden, von Preußwalde keine Spur mehr. Nun fand Theodor Ebeling kürzlich auf der Gratulationsseite der PAZ diesen Ortsnamen, für ihn ein Beweis, dass es noch ehemalige Bewohner gibt, die etwas über den Geburtsort seiner verstorbenen Frau sagen könnten. Er ist an allem interessiert, was in Wort und Bild das alte Prusgirren/Preußwalde dokumentiert wie Fotos und Familiengeschichten. Das ist also das Fragenbündel von Vater und Sohn Ebeling, dem wir eine rege Resonanz aus unserem Leserkreis wünschen. (Theodor Ebeling, Am Mittelfelde 102 in 30519 Hannover, Telefon: 0511/87807608.)

Familienforschung ist ja eines der Hauptthemen unserer Ostpreußischen Familie – dazu verpflichtet geradezu ihr Name. Ein Beispiel dafür, wie akribisch diese betrieben wird, gibt uns Herr Werner Czinczel aus Gaggenau. Er übersandte uns die Nachfahrentafel seines Urgroßvaters Theodor Willemsohn aus Woszellen bei Lyck, die er uns für entsprechende Recherchen überlässt. Für diejenigen, die glauben, ihre Wurzeln in Wos­zellen zu haben und den 1852 geborenen, 1932 verstorbenen Kaufmann Theodor Willemsohn unter seinen Vorfahren vermutet, könnte ein Einblick in diese Genealogische Übersicht schon nützlich sein.

Eure Ruth Geede