25.04.2024

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13.10.17 / Wenig repräsentative Fallbeispiele

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-17 vom 13. Oktober 2017

Wenig repräsentative Fallbeispiele
Wolfgang Thüne

Es ist ein ambitioniertes Unterfangen, was Jonathan Sierck präsentiert. Ist es wirklich „ein kurzweiliges Buch, das Mut macht und zeigt: Erfolg schließt niemanden aus“? Der knapp 25-jährige Autor, der schon mit 18 Jahren Seminare über „effizientes Arbeiten, effektive Lernstrategien, Persönlichkeitsentwicklung und souveränes Zeitmanagement“ hielt, präsentiert „junge Überflieger“, die alle nach 1984 geboren sind, aus Blogging, Fußball, Gastronomie, Fernsehen, Musik, Politik, Wirtschaft als „Fundgrube der Inspiration für ein erfülltes (Arbeits-) Leben“. Doch was er „als Schatzkammer voller Erfahrungen“ anpreist, um „andere zu inspirieren“, sind nur wenig repräsentative Fallbeispiele, deren Lebenswege und Handlungsmotive Jugendlichen kaum als Inspirationsquelle dienen. 

Das Buch beginnt mit der Frage „Was ist eigentlich Erfolg?“ Ein Satz von Steve Jobs von der Stanford-Universität sticht hervor: „Hütet euch vor Dogmen, denn das heißt nichts anderes, als sein Leben an den Ansichten anderer Leute auszurichten. Seht zu, dass der Lärm fremder Meinungen nicht eure innere Stimme übertönt.“ Doch ausgerechnet solch ein „junger Überflieger“, der dem Zeitgeist widerspricht, fehlt! 

Der letzte Teil enthält durchaus Merksätze wie, „nicht eindimensional, sondern komplex zu denken“, da nur noch „pseudomäßig informiert, die Hintergründe und Abgründe, die Tiefen eines Themas werden kaum noch erschlossen“ oder „mach nie die Meinungen anderer Menschen zur Grundlage deines Lebens“.

Und wer sind die Überflieger? Joshua Kimmich wurde Deutscher Meister; Sebastian Kurz ist Außenminister von Österreich, Kontra K stand an der Spitze der Charts, Delia Fischer baute ein Unternehmen auf, Chris Tall gewann den RTL-Comedy-Grand-Prix, Andreas Wolff wurde Handball-Europameister. Das sind nicht repräsentative Einzelfälle. Martin Schulz wollte auch Fußballprofi werden und mit der SPD Bundeskanzler. Was die Beispiele zeigen, ist, dass alle nicht ihre Träume ausgelebt haben, sondern klare und konkrete Ziele hatten, die sie konsequent mit viel Arbeit, Fleiß und Mühe verfolgt haben. Wie macht man Karriere? Hierauf antwortete der Ex-Chef der Allianz: „Ein bisschen Sein, ein bisschen Schein und ein bisschen Schwein“! 

Das Buch ist flott geschrieben, aber wer es liest und glaubt, danach „Überflieger“ zu werden, der irrt.

Jonathan Sierck: Junge Überflieger! Millennials – eine Generation auf der Erfolgsspur“, Redline Verlag, München 2017, broschiert, 269 Seiten, 16,99 Euro