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20.10.17 / Mecklenburger Florentiner / Der Künstler Otto Vermehren leitete als erster Deutscher die Uffizien von Florenz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-17 vom 20. Oktober 2017

Mecklenburger Florentiner
Der Künstler Otto Vermehren leitete als erster Deutscher die Uffizien von Florenz
Martin Stolzenau

Von Anfang an fungierten auch herausragende Künstler als Direktoren der Uffizien von Florenz, die als eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt gelten. Der erste Deutsche in dieser privilegierten Stellung war ein Mecklenburger: Otto Vermehren, der außer durch seine Zeit als Chef der Uffizien auch als Restaurator, Maler, Zeichner und Kopist internationale Bekanntheit erlangte. 

Interessant ist in diesem Zu­sammenhang, dass der Künstler zahlreiche Werke seines Schaffens seiner Vaterstadt als Schenkung überließ. Dazu kam ein Großteil seines Nachlasses. Diese Objekte sind heute im Museum von Güstrow zu bewundern. Damit erreichte Vermehren auch über seinen Tod vor 100 Jahren hinaus außer in Florenz auch in Güstrow eine Nachwirkung. 

Vermehren wurde am 16. Au­gust 1861 in Güstrow geboren. Er entstammte einer Familie, die über mehrere Generationen Ge­lehrte, Beamte und Theologen hervorbrachte. Sein Großvater ist als Superintendent von Güstrow überliefert. Sein Vater fungierte am Güstrower Gymnasium als Oberlehrer. Seine Mutter entstammte der Familie Hennemann. Sohn Otto absolvierte das Gymnasium seiner Vaterstadt, offenbarte früh seine künstlerische Begabung und wurde von seinen Eltern nach Kräften gefördert. Bis dahin, dass er nach dem heimischen Schulabschluss 1879 nach Weimar wechseln durfte, wo er an der aufstrebenden Großherzog­lichen Kunstschule seine erste künstlerische Ausprägung erhielt.

Die nächste Station war München. Dort studierte er an der Kunstakademie. Im Unterschied zur eher modernen Malweise in Weimar mit einer frühen Orientierung an der Schule von Barbizon fühlte sich der Mecklenburger jetzt mehr zu den alten Meistern hingezogen. Dazu gesellten sich in den Studienjahren mehrere Italienaufenthalte, wobei er seinen Bezug zu den alten Meistern intensivierte. Mehr noch: Vermehren fand Gefallen am Kopieren der alten Meister und an Re­staurierungsarbeiten. Dabei entwickelte er eine große Meisterschaft, die er dann in München in der Obhut von Alois Hauser weiter vervollkommnete. 

Hauser, der sich die ersten Lorbeeren bei der Betreuung der Gemäldesammlung des Fürsten Konstantin von Hohenzollern-Hechingen erwarb, erlangte dann von Bamberg aus einen internationalen Ruf als Restaurator und machte ab 1875 in München Karriere. Er übernahm die konservatorische Betreuung der Alten Pinakothek, wurde Professor und gehörte zu den international ge­fragtesten Gemäldekonservatoren der Gründerzeit. Dieser Könner gab Vermehren den letzten Schliff, der nun seinerseits, außer mit eigenen Arbeiten, besonders mit seinen Restaurierungen zu­nächst in Basel Erfolge feierte und dann in Italien auffiel. 

1900 kam die Berufung zum Chef der Uffizien in Florenz. Das kam einem Ritterschlag gleich.  Denn bei den Uffizien handelt es sich um einen geschichtsträchtigen Gebäudekomplex, der von 1559 bis 1580 im Auftrag von Großherzog Cosimo I., dem Großherzog der Toskana errichtet wurde und für die Unterbringung der großherzoglichen Ministerien vorgesehen war. Doch Großherzog Francesco, der Nachfolger des Auftraggebers, brachte nach der Fertigstellung des Bauwerks hier seine Kunstsammlungen unter. Im Erdgeschoss waren Werkstätten für Kunsthandwerker wie Bartolomeo Cristofori, der in dem Gebäude um 1698 den Urtyp des Klaviers entwickelte. In den darüberliegenden Stockwerken wurden die Werke der Bildhauerei und Malerei untergebracht. 

Der Künstler aus Mecklenburg erlangte als Direktor der Uffizien schnell einen internationalen Ruf. Vermehren, der seit 1887 mit der Florentinerin Margherita Papini verheiratet war, fühlte sich über viele Jahre in seiner Wahlheimat Florenz pudelwohl. Doch nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde sein Aufenthalt belastet. Deshalb kehrte der langjährige Uffizien-Chef 1916 in seine Vaterstadt Güstrow zurück, die er zudem mit einer großen Schenkung bedachte. 

Das Wohnhaus der Familie Vermehren befand sich am Domplatz. Doch dem Künstler war nur noch wenig Zeit in seiner Heimat be­schieden. Er starb am 25. Oktober 1917 mitten im Krieg bei einem Aufenthalt in Rostock-Gehlsheim. Seine letzte Ruhe fand er in Güstrow.