20.04.2024

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20.10.17 / Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-17 vom 20. Oktober 2017

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

es ist eine unendliche Geschichte, und sie wird es auch bleiben, trotzdem wir uns große Mühe gegeben haben, etwas Licht in die leibliche Herkunft der Königsbergerin Gerda Waltraud Reimitz zu bringen. Dreimal sind wir auf das Ansuchen ihres Enkels Björn Sobota eingegangen, dreimal vergeblich. Es handelte sich auch um eine sehr schwierige Suchfrage, da die Angaben – soweit überhaupt vorhanden - unvollständig waren, andere wichtige Unterlagen fehlten gänzlich und konnten trotz der großen Bemühungen von Herrn Sobota nicht besorgt werden, obgleich er sogar die Staatsarchive in Moskau und Königsberg und die deutschen Suchinstitutionen angeschrieben hatte. Letzte Station seiner Hoffnung war unsere Ostpreußische Familie – aber auch sie erbrachte nichts. Kurze Rück­blende: Gerda Waltraud Reimnitz wurde am 25.09.1934 in Königsberg als Tochter von Berta Schug geboren – hier kommt schon das erste Fragezeichen, denn die genaue Schreibweise des Nachnamens steht nicht fest, von dem Vater ist der Vorname unbekannt. Er soll eine gut gehende Kohlenhandlung auf dem Steindamm gehabt haben. Gerda hatte noch drei Schwestern, die alle getrennt in Heime gegeben und später adoptiert wurden wie auch Herrn Sobotas Großmutter, die noch vor ihrer Einschulung von dem Königsberger Emil Adolf Schulz und seiner Frau adoptiert wurde. Das gut situierte Ehepaar konnte dem Mädchen eine behütete Kindheit bieten, aber die Frage nach ihrer leiblichen Familie hat Gerda Reimnitz ein Leben lang beschäftigt – bis zu ihrem Tode. Denn der ist nun leider eingetreten, wie Björn Sobota mitteilt:

„Ich möchte mich für Ihre Bemühungen zum Auffinden von Familienangehörigen, ehemaligen Freunden und Schulkameraden meiner Großmutter bedanken. Auch Unterlagen, Urkunden und Aufzeichnungen konnte ich in keinen Archiven und Behörden in Deutschland und Russland finden. Alles durch den Krieg für immer vernichtet. Leider hat sich bis heute niemand auf die Berichte im Ostpreußenblatt gemeldet. Alle Bemühungen meinerseits, meiner Großmutter bei der Suche zu helfen, waren ergebnislos. Nun ist meine Großmutter am 02.10.2017 in Görlitz im Alter von 83 Jahren verstorben. Es wäre für mich ein Herzenswunsch gewesen, meiner Großmutter Auskunft über ihre gesuchten Familienmitglieder zu geben. Sie hatte bis zuletzt ganz wache Erinnerungen an die Königsberger Zeit bis 1945 und weiter an die Zeit der Zwangsarbeit in Kalgen bis 1948. Ihre Erinnerungen hat sie ausführlich bis zu ihrem Ableben in einem Tagebuch festgehalten. Das Familiengeheimnis um die Vorfahren und leiblichen Eltern wird wohl nicht mehr gelöst werden können.“ Damit müssen wir wohl auch dieses Kapitel unserer Familiengeschichte ungelöst abschließen, denn wir haben ja alle Möglichkeiten ausgeschöpft und hatten immer noch gehofft, dass sich wenigstens auf die letzte Veröffentlichung in Folge 12/17 jemand melden würde, da wir in dieser einige weitere Angaben machen konnten. Aber auch die haben nichts genützt, leider. Wir versichern Herr Björn Sobota unser Mitgefühl, das auch die traurige Tatsache, dass alle Bemühungen bis zu letztmöglichen Nachforschungen vergeblich waren, miteinschließt. Aber Sie haben, lieber Herr Sobota, Ihrer Großmutter das Gefühl vermitteln können, dass sich jemand mit großer Sorge und Sorgfalt um sie und ihre Lebensfrage kümmert. Und das wird sie doch sehr getröstet haben.

Hoffen wir, dass wir für die nächsten Suchfragen wenigstens einige Spuren aufdecken können, die weiterhelfen, Schicksale zu klären. Da kommen wir noch einmal auf das Anliegen von Herrn Rüdiger Schaub aus Herscheid zurück, dass wir in Folge 36 veröffentlichten. Er war sehr positiv von der ausführlichen Veröffentlichung überrascht und will die Suchfrage noch mit einigen Angaben ergänzen, die vielleicht nützlich sein könnten. Es handelt sich um das ungeklärte Schicksal seiner Tante Ursula Kowski, die nach der russischen Invasion in ihrer Heimatstadt Königsberg verblieb und dort bis zu ihrem Tod im Februar 1947 gelebt haben soll. „Tante Ulla“, wie sie von der Angehörigen und Freunden genannt wurde, hat noch längere Zeit in der Wohnung der Familie Kowski im Vorderhaus der Selkestraße 13 gewohnt. Ulla war das erste Kind aus der Ehe von Margarete Kowski geb. Eisenblätter und ihrem Mann (?) Kowski, das zweite war die Mutter von Herrn Schaub, Dora Kowski. Die Ehe wurde Anfang der 30er Jahre geschieden. Margarete heiratete noch einmal, und aus dieser Ehe mit dem Ofensetzer Emil Krebs gingen drei Kinder – Gerda, Dieter und Hans – hervor, die alle mit der Oma Henriette Eisenblätter in der Wohnung im ersten Stock des Hauses in der Selkestraße wohnten. Sie wurden nach den Bombenangriffen 1944 evakuiert bis auf den zum Volkssturm eingezogenen Emil Krebs und Ulla, die als Rote-Kreuz-Helferin in Königsberg bleiben musste. 1946 soll sie erkrankt in ein Seuchenkrankenhaus gekommen und im Februar 1947 verstorben sein. Das beweist ein Brief, den die Eltern an die alte Adresse in Königsberg geschrieben hatten und der mit dem Vermerk „im Februar 1947 verstorben“ zurück­kam. Wer diesen Brief ungeöffnet und mit dem in Deutsch gehaltenen Vermerk zurückgesandt hat, konnte nicht festgestellt werden. Auch alle anderen Erkundigungen nach Ursula Kowski und ihrem Ableben verliefen ergebnislos, deshalb ergänzt Herr Schaub seine ersten Ausführungen mit einigen Angaben. Da das Haus in der Selkestraße weder von Bomben noch durch Kriegseinwirkung zerstört wurde und heute noch steht, könnten sich ehemalige Bewohner oder Nachbarn an die Rote-Kreuz-Helferin erinnern. Ullas Großmutter hatte früher in einem naheliegenden Damenstift geputzt, Ulla war ab und zu dabei. Ihre Ausbildung zur PTA erfolgte mit großer Wahrscheinlichkeit in der Luisenapotheke auf den Hufen. Konkreter wird die Sache nun durch eine Suchanzeige, die vor einiger Zeit erschien, und zu der Herr Schaub Folgendes vermerkt:

„Es handelt sich um eine Suchanzeige von einer Elli Prusseit aus Pinnow. Sie sucht ihren Bruder Hans Joachim Federmann, *1935 in der Selkestraße 13. Der Vater Hans ist im Königsberger Adressbuch von 1941 unter dieser Adresse als Pferdehändler gemeldet. Im Adressbuch ist auch mein Opa Emil Krebs verzeichnet. In der Ausgabe von 1931 ist auch meine Oma Henriette Eisenblätter vermerkt. Vielleicht kennen sich die Familien Krebs und Federmann?“ Es dreht sich also alles um dieses Haus in der Selkestraße, die auf dem Unterhaberberg vom Korinthendamm zur Tamnaustraße führte. Herr Daub würde sich freuen, wenn er alte Aufnahmen von der Selkestraße bekäme, möglichst von dem Haus Nr.13, das einer Witwe Prang gehörte. Das sind nun einige Namen, die vielleicht weiterhelfen könnten, das Leben und Schicksal von Ursula Kowski zu erhellen. (Rüdiger Schaub, Niederholte 7 in 58849 Herscheid.)

Immer wieder entdecken Leser in alten Ostpreußenblatt-Jahrgängen Namen, die für sie wichtig sein könnten wie Herr Oskar Schönweitz aus Zail am Main. Er ist dabei, eine Familienchronik zu erstellen, und sucht in diesem Zusammenhang nach dem Sterbedatum von Hans Rydzik, der in Doren bei Johannisburg geboren wurde. Der Masure kam während des Krieges nach Bamberg und wurde dort in der Nervenklinik St. Getreu Anstaltsschneider. In dieser Zeit befand sich in der Klinik ein Kriegsgefangenenlazarett, in dem der Vater von Oskar Schönweitz Krankenpfleger war. In welcher Beziehung dieser zu Hans Rydzik stand, erläutert er nicht, ist auch in Bezug auf den Grund seines Anliegens unwichtig. Die Spur, die zu uns führt, zeigt sich bei der Jahreswende 1974/75, denn in dem betreffenden Ostpreußenblatt befand sich unter den Weihnachts- und Neujahrswünschen auch der von Hans Rydzik. Es ist anzunehmen, dass er damals Bezieher unserer Zeitung war, und hier setzt der Suchende an und bittet uns, ihm weiterzuhelfen. Da bleibt nur der Weg über unsere Ostpreußische Familie in der Hoffnung, dass sich jemand aus der Familie oder dem Umkreis des damals Glückwünschenden meldet, der Herrn Schönweitz das Sterbedatum von Hans Rydzik übermittelt. (Oskar Schönweitz, Karl-Link-Straße 15 in 97475 Zeil am Main.)

Eine erste, uns übermittelte Reaktion auf die Veröffentlichung seiner Lebensfrage hat unser Suchfreund Dr. Valery Sewastianow erhalten, und auch wenn sie nicht zur Klärung seiner deutschen Herkunft beigetragen hat, ist für ihn jede Anteilnahme an seinem Schicksal wichtig und stärkt die Hoffnung. Unser Leser Herr Martin Kunst aus Ganderkesee hat ihm mitgeeilt, dass er mit ihm in Verbindung treten will, denn ihm sind die örtlichen Gegebenheiten vertraut, und so ist auch ihm das Dorf nicht unbekannt, in dem Sewastianow mit seiner Frau heute lebt: es handelt sich um Illowajskoje, dass ursprünglich Jucknaten hieß und 1938 in Meißnersrode umbenannt wurde. Allerdings hat der heutige Wohnsitz des russischen Wissenschaftlers nichts mit seiner ungelösten Herkunftsfrage zu tun, doch auf diese geht Herr Kunst auch ein, indem er ihm Aufnahmen aus Otradnoje übersandte. In dem früheren Georgenswalde an der Samlandküste soll der damals einjährige, vermutlich elternlose Junge in einem Kinderheim gelebt haben, aus dem ihn seine russischen Adoptiveltern herausholten. Auch uns übermittelte Martin Kunst einige Aufnahmen aus Georgenswalde vor allem aus dem sich dort befindenden Brachert-Museum. Das Bild, das wir heute bringen, zeigt die einzige Straße, die durch Georgenswalde führt, rechts geht es zum Brachert-Museum, geradeaus nach Warnicken und Gr. Kuren. Mit diesem Foto nehmen wir zugleich Abschied von der wärmeren – nicht warmen – Zeit dieses Jahres, denn die nächsten Aufnahmen werden den stillen Gedenktagen im November gelten. Übrigens weist Herr Kunst darauf hin, dass demnächst ein Lyrik-Band der in Groß Wersmeningken beheimateten Dichterin Johanna Ambrosius in russischer Sprache erscheint. Er steht mit der russischen Übersetzerin in Verbindung, da die Herausgabe durch eine Spendensammlung ehemaliger Ostpreußen ermöglicht wird.

Eure Ruth Geede